Das Erwachen: Dunkle Götter 1
Meistenteils ging es dabei um glühendes Eisen und stumpfe Instrumente. Eine Stunde später war es an der Zeit, uns in Bewegung zu setzen, da das Feuerwerk bald beginnen sollte. Als wir auf den Korridor traten, winkte ich ihm, noch einen Moment zu warten. Ich murmelte eine kurze Beschwörung und errichtete einen Schild um meinen Körper. Gute Angewohnheiten sollte man so früh wie möglich pflegen.
»Was hast du getan?« Neugierig beäugte er mich.
»Mein neuester Trick.« Da er nichts sehen konnte, färbte ich meinen Schild mit ein paar Worten strahlend blau.
»Heilige …« Erschrocken wich er einen Schritt zurück. »Das sieht prächtig aus.«
Wieder sprach ich einige Worte, und der Schild wurde unsichtbar.
»Lass ihn doch blau«, schlug er vor.
»Warum?« Ich wollte lieber nicht so auffällig sein.
»Damit sich Devon vor Angst in die Hosen macht.«
Das gefiel mir zwar, doch schien es mir klüger, mich in Zurückhaltung zu üben.
Das größte Geheimnis liegt wahrscheinlich im Wesen des Aythar selbst. Obwohl es in Lebewesen in viel größerem Maße gegenwärtig ist, kommt es in kleinen Mengen auch in allen unbelebten Objekten vor. Die Menge an vorhandenem Aythar scheint in einem direkten Verhältnis zum Bewusstsein des betreffenden Trägers zu stehen. Intelligente Wesen besitzen es in großen Mengen, vergleicht man sie mit unbelebten Objekten wie Steinen. Tiere besitzen unterschiedlich viel davon, was offenbar von ihrer jeweiligen Klugheit abhängt. Pflanzen enthalten noch weniger, aber immer noch mehr als die unbelebte Materie. Soweit wir es sagen können, ist das Aythar allgegenwärtig und stellt möglicherweise eine fundamentale Eigenschaft oder gar eine Notwendigkeit der gesamten Existenz dar. Aus der Tatsache, dass das Bewusstsein in direktem Verhältnis zur Menge des vorhandenen Aythar steht, ziehen einige Gelehrte den Schluss, sogar die unbelebte Materie müsse ein geringes Maß an Bewusstsein besitzen.
Marcus der Ketzer,
Über das Wesen von Glaube und Magie
Das Feuerwerk war so spektakulär, wie ich es erwartet hatte. Wir standen an der östlichen Brustwehr und blickten über den See hinaus, der auf dieser Seite den größten Teil der Landschaft einnahm. Ursprünglich war das Ufer ein Stück entfernt gewesen, doch nach dem Bau der Burg hatte man die Wasserfläche erweitert, um den Graben vor den Burgmauern zu füllen. Wunderbar spiegelte sich das prachtvolle Feuerwerk auf der reglosen Oberfläche. Ich wünschte mir, Penny könnte es mit mir zusammen ansehen, doch in der Menge entdeckte ich sie nicht.
Ich war sicher, dass sie irgendwo sein musste, denn sogar die Diener hatten die Erlaubnis bekommen, ihre Pflichten zu vernachlässigen und das Schauspiel zu bewundern. Allerdings war es keineswegs erstaunlich, dass ich sie in der großen Zuschauerschar nicht finden konnte. Nach kurzer Zeit wurde ich auch von Marc getrennt, da Gregory Pern ihn in ein Gespräch verwickelte. Ich wollte mich nicht beteiligen, ging weiter und hielt unverwandt nach Penny Ausschau. Seit dem Vorfall am vergangenen Abend hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen, und ich machte mir Sorgen, weil ich nicht wusste, was sie über die Geschehnisse dachte.
Als ich mich durch die Menge schob, bemerkte ich Rose Hightower, die in ein Gespräch mit Stephen Airedale vertieft war. Da er ihr gerade mit großem Ernst irgendetwas erklärte, blieb ich auf Abstand, um sie nicht abzulenken. Kaum dass ich vorbeiging, rief sie jedoch meinen Namen. »Master Eldridge! Ich hatte längst gehofft, noch einmal mit Euch plaudern zu dürfen.« Sie sprach viel aufgeregter, als es der Anlass meiner Ansicht nach gerechtfertigt hätte.
»Verzeiht mir, Lady Rose, hätte ich dies gewusst, so hätten mich keine zehn Pferde davon abhalten können, zu Euch zu eilen.« Ich war guter Laune und dachte, ich könnte es auch einmal mit solchen Redensarten versuchen. Stephen zeigte sich ob meiner Ankunft wenig begeistert, was mir sofort einleuchtete, da ich seine Absichten durchschaute. Wahrscheinlich hatte er versucht, die Dame zu umgarnen, und wie jeder weiß, lässt sich so ein Garn zu dritt schlecht spinnen. »Falls ich aber stören sollte, so will ich gern meines Weges gehen.« Ich warf Stephen einen mitfühlenden Blick zu.
Lady Rose wollte jedoch nichts davon wissen. Offensichtlich suchte sie einen Retter. »Unsinn, wir freuen uns, wenn Ihr uns Gesellschaft leistet.« Mit einer genau berechneten Geste legte sie Stephen eine Hand auf die Schulter.
»Aber
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