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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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zusammen, da er mich an meine Versäumnisse erinnert hatte. »Ja, Durchlaucht.« Als er den Flur hinunterschritt, dachte ich, es sei das Beste, wenn ich auf mein Zimmer ginge und meine Gedanken ordnete. Seit dem Aufbruch am Morgen hatte ich eine Überraschung nach der anderen erlebt. Ich hörte sie noch in dem Raum lachen und rufen, als ich mich schon längst entfernte: »Hast du Devons Gesicht gesehen?« – »Zweihundert Goldmark!«
    Auf dem Rückweg lief mir Timothy über den Weg. »N’abend, Sir!«, begrüßte er mich mit dem gewohnten Überschwang. »Wie ich hörte, habt Ihr Lord Devon eine hübsche Abreibung verpasst!« Die Gerüchte verbreiteten sich schnell. Zweifellos hatte während des Spiels eine Traube von Dienern vor dem Sonnenzimmer gelauert.
    »Sie ist nicht so kräftig ausgefallen, wie er es verdient hätte«, antwortete ich, »aber das behalten wir besser für uns.« Ich grinste verschwörerisch.
    »Keine Sorge, Sir, der gute Tim reißt doch seine Freunde nicht rein!« Mit dem Daumen deutete er auf sich selbst.
    »Es ist mir eine Ehre, zu Euren Freunden zu zählen, Master Timothy«, verkündete ich übertrieben förmlich. Das gefiel ihm wohl, obschon er natürlich wusste, dass ich ihn nur neckte. Für einen so jungen Burschen machte er einen bemerkenswert hellen Eindruck. »Timothy, könntest du mir einen Gefallen tun?«
    »Gewiss, Sir!«, antwortete er.
    »Behalt die Augen offen, und wenn irgendjemand Andeutungen macht, dass sich Devon Tremont seltsam oder verdächtig benimmt, dann sag mir Bescheid. Kannst du das tun?« Unter den Adligen hatte ich kaum Freunde, doch vielleicht halfen mir die Bediensteten.
    »Aber gern, Sir. Es ist gut zu sehen, dass einer von denen endlich seine wohlverdiente Lektion erhält. Was aber natürlich nicht Euch und unseren guten Herzog einschließen soll!«, beeilte er sich zu sagen.
    »Und wenn du Penny begegnest, dann richte ihr doch aus, dass ich sie sprechen muss. In den letzten zwei Tagen hab ich sie überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommen«, fügte ich hinzu. Er versprach mir, sich darum zu kümmern, und dann standen wir schon vor meiner Tür. Ich sagte Lebewohl und trat hinein. Der kühle dunkle Raum bot mir eine willkommene Zuflucht. Anscheinend hatte ich mich schon recht gut an die Vorzüge eines eigenen Zimmers und eines Federbettes gewöhnt.
    Der Gedanke ließ mich innehalten. Die Gemächer, die man mir zugewiesen hatte, waren so weitläufig wie das ganze Haus meiner Eltern. Dort schätzte ich mich glücklich, dass ich ein winziges Zimmer mit einem Bett besaß. Was würde wohl nach meinem Gespräch mit dem Herzog geschehen? Würde ich in Zukunft ständig so leben? Was sollte aus meinen Eltern werden? Einmal ganz abgesehen von dem Vermögen, das ich womöglich als Erbschaft erhielt, war ich jetzt schon reich. Zweihundert Goldmark waren genug, um meinen Eltern alles zu kaufen, was sie sich nur vorstellen konnten.
    Was mochte ein solches Vermögen aus mir machen? Oder aus ihnen? Ich wollte nicht so werden wie Devon Tremont, so überheblich und rücksichtslos. Die Lancasters waren allerdings freundlich. Vielleicht verwandelte mich der Adelsstand doch nicht unweigerlich in einen aufgeblasenen Schweinehund. Schließlich wurde mir bewusst, dass ich unruhig durch das Zimmer marschierte und in Kreisen um den Sessel und den Diwan herumlief.
    Im Dunkeln. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Es war stockfinster in dem Raum. Ich konnte kaum die eigene Hand vor Augen sehen. Dennoch war ich gerade noch mühelos den Möbeln ausgewichen. Mir wurde klar, dass ich zu spüren vermochte, wo sich die Gegenstände in dem Raum befanden. Das Gefühl ähnelte zwar dem Sehen, kam aber mehr aus dem Bauch, als hätte ich die ganze Umgebung mit federleichten Fingern abgetastet. Neugierig blockierte ich innerlich den Zugang zu meiner Kraft, wie ich es beim Schlafengehen seit kurzer Zeit immer tat. Das Gefühl verschwand, und ich stand hilflos in der Finsternis. Mir war, als rückten die Wände schlagartig näher, und ich fühlte mich eingesperrt.
    Hastig öffnete ich meinen Geist, bis ich wieder sehen konnte, wenngleich eben nicht mit den Augen. Es war eine sehr feine Wahrnehmung, die bei gewöhnlichem Licht völlig nachließ. Ich entzündete eine Lampe und setzte mich auf das Bett. Offensichtlich musste ich noch viel lernen und hatte ohne einen richtigen Lehrer keine Ahnung, was mich erwartete. Ich wünschte mir, Penny wäre da, und ich könnte mit ihr sprechen. Andererseits aber war sie

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