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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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und zwischen die Bäume des Henges spähte.
    Als Jack zu ihr ging, lag sie zwischen Arthurs Tomatenpflanzen und stellte sich schlafend. Die Sonne schien, Bienen summten, Ameisen krabbelten, und Judiths dunkles Haar verschmolz mit der Erde, die von derselben Farbe war.
    »Dad kommt, du musst gehen«, hörte er sie sagen.
    »Wer muss gehen?«, fragte er.
    »Mein Freund.«
    »Aha!«, sagte Jack unverbindlich und schaute sich um, konnte aber niemanden entdecken. Er hatte schon von Fantasiefreunden gehört.

24
FREUNDE
    N ach Storts und Barklices Eintreffen in Woolstone trieb sich Judith mehrere Tage lang in ihrer Nähe herum, traute sich in das Henge, schaute sich um, saß bei den Tomatenpflanzen und plapperte, als wüsste sie, dass sie nicht allein war.
    Sie unternahmen keinen Versuch, mit ihr in Kontakt zu treten oder ihre Aufmerksamkeit zu erregen, sondern beobachteten sie aus sicherer Entfernung und vermieden es, sich in ihrem Blickfeld aufzuhalten.
    Während sie überlegten, ob sie sich bemerkbar machen und wie und wann sie zu Jack Kontakt aufnehmen sollten, kam das Mädchen ihnen trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen mit jedem Tag näher. Ob Judith sie sah oder hörte, sie vielleicht sogar roch, vermochten sie nicht zu sagen. Immer wieder tauchte sie plötzlich ganz in der Nähe auf, besser in der Kunst des Versteckens als sie selbst. Ein- oder zweimal versperrte sie ihnen schelmisch den Weg, sodass sie umkehren mussten. Wie auch immer sie es anstellte, es war offensichtlich, dass sie um ihre Anwesenheit wusste, und auch, dass sie keine Angst hatte.
    Barklice verwunderte es, dass sie ihre Gegenwart spürte.
    »Meiner Erfahrung nach tun das Menschen sonst nie«, sagte er. »Sie haben vor langer Zeit vergessen, wie es geht. Aber sie weiß, dass wir hier sind, das lässt sich nicht bestreiten.«
    Dieser Umstand bestärkte Stort mehr als alles andere in der Überzeugung, dass sie die Schildmaid war.
    In den ersten zwei oder drei Tagen hatten sie sich immer sofort zurückgezogen, wenn Erwachsene nahten. Sie erkannten sie an ihren schweren Schritten, an ihrem Geruch, an dem Lärm, den sie machten. Mit der Zeit wurden sie mutiger und blieben an einem schattigen Platz im Freien sitzen, wenn die Menschen kamen. Stort war sich sicher, dass die größere Gestalt Jack und die andere Katherine war.
    Es war nicht einfach, sie anzusehen, zumal sie viel größer waren als die Freunde, die er so gut kannte. Hydden sehen sich Menschen selten aus der Nähe oder auch nur aus mittlerer Entfernung an, jedenfalls nicht direkt. Sie wissen, dass sie da sind, sie nehmen ihre Silhouetten am Rande ihres Gesichtsfelds wahr und machen, dass sie außer Sichtweite kommen.
    Kurzum, Hydden haben es sich abgewöhnt, Menschen genauer zu betrachten, und nehmen sie nur noch verschwommen wahr wie etwa ein Auto, das mit hoher Geschwindigkeit an ihnen vorbeifährt.
    Hinzu kam, dass Stort nicht den Wunsch verspürte, Jack als Riesen zu sehen.
    Das war nicht der Jack, den er kannte. Dasselbe galt für Katherine.
    Wenn sie also mit der Schildmaid im Garten erschienen, blendete Stort sie aus seiner Wahrnehmung aus, nahm ihre Anwesenheit zur Kenntnis und nicht viel mehr.
    Mit ihrer Tochter verhielt es sich anders.
    Von Anfang an war sie da und real und drang frech in Hyddenterrain vor, spähte in das Halbdunkel, in dem sie sich versteckten, und plapperte los, als könnten sie sie hören.
    Das war auch so ein Punkt.
    Hydden nehmen die Stimmen von Menschen ebenso verschwommen wahr wie ihr Aussehen. Sie klingen in ihren Ohren sehr tief und gebrochen. Ja, sie hören sich so verzerrt an, dass die einzelnen Worte ebenso gut aus einer fremden Sprache stammen könnten.
    Nicht so bei der Schildmaid. Was sie sagte, war klar und deutlich zu verstehen.
    Jedenfalls für Stort.
    Barklice war immer noch nervös und traute sich nicht nah genug heran.
    »Was sagt sie?«, fragte er.
    »Im Moment spricht sie über die Tomaten. Sie erzählt ihrem Freund, also mir, wie es scheint, dass sie in der Sonne rot werden, in Butter gebraten werden können und gut auf Toast schmecken.«
    »Wie beschreibt sie den Geschmack?«
    »Das Wort, das sie benutzt, hört sich wie ›lecker‹ an.«
    »Hmmm«, machte Barklice, »klingt, als sollte man es übernehmen.«
    Sie erschien ihnen riesig für ein Kind, denn sie war etwas größer als Barklice und etwas kleiner als Stort, aber stämmiger.
    »Mit der möchte ich nicht aneinandergeraten«, flüsterte Barklice eines Tages, als sie plötzlich wie

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