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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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auf?«
    »Hier.« Sir Henry nahm einen Schlüssel aus einem Ablagefach und schloss eine der unteren Schreibtischschubladen auf.
    Sehr einfach, dachte Grange. Diese Christow hatte zugeguckt, wo alles aufbewahrt wurde, und brauchte dann nur noch herzukommen und sich zu bedienen. Eifersucht, überlegte er, konnte Frauen zum Äußersten treiben. Er wettete zehn zu eins, dass es Eifersucht war. Die Sache würde sich klären, sobald er alle Ermittlungsroutine hier erledigt hatte und das Ganze von der Harley Street her aufrollen konnte. Aber eins nach dem anderen, das war Vorschrift.
    Er stand auf. »Na dann, vielen Dank, Sir Henry. Ich gebe Ihnen Bescheid wegen des Termins vor dem Untersuchungsrichter.«

13
     
    Z um Abendbrot gab es Ente kalt. Und danach Karamellpudding, der – wie Lady Angkatell erklärte – zeigte, dass Mrs Medway wirklich genau das richtige Gespür besaß.
    Kochen, sagte sie, bot wirklich großen Spielraum für Zartgefühl. »Wir selbst sind nur mäßige Freunde von Karamellpudding, das weiß sie natürlich. Und es hätte etwas furchtbar Unfeines, wenn man seinen Lieblingspudding essen würde, nachdem gerade ein Freund gestorben ist. Karamellpudding dagegen – der ist so einfach, der rutscht so schön, wenn ihr mich fragt – da lässt man eben einen Anstandsrest auf dem Teller.«
    Sie seufzte und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass es richtig gewesen war, Gerda zurück nach London fahren zu lassen. »Jedenfalls war es ganz korrekt von Henry, sie zu begleiten.«
    Sir Henry hatte darauf bestanden, Gerda in die Harley Street zu fahren.
    »Sie kommt natürlich zum Termin beim Untersuchungsrichter wieder her.« Lady Angkatell aß gedankenverloren weiter Karamellpudding. »Aber sie wollte es natürlich den Kindern gern selbst sagen, bevor es vielleicht in der Zeitung steht – und nur eine Französin im Haus ist, man weiß ja, wie leicht erregbar die – eine crise de nerfs womöglich. Henry kümmert sich darum, und ich denke, Gerda wird es schaffen. Wahrscheinlich lässt sie Verwandte kommen – vielleicht Schwestern. Gerda ist ja der Typ Mensch, der Schwestern hat – ich würde sagen drei oder vier. Leben bestimmt in Tunbridge Wells.«
    »Was du immer für komisches Zeug erzählst, Lucy«, sagte Midge.
    »Na, dann eben Torquay, Schatz, wenn dir das lieber ist – nein, Torquay nicht. Wenn die in Torquay wohnen, müssten sie mindestens fünfundsechzig sein. Aber Eastbourne würde passen oder St. Leonhards.«
    Lady Angkatell betrachtete den letzten Löffel Karamellpudding, als wollte sie ihm kondolieren, und ließ ihn ungegessen sinken.
    David, der nur pikantes Essen mochte, starrte düster auf seinen leeren Teller.
    Lady Angkatell stand auf. »Ich nehme an, dass wir heute alle früh zu Bett möchten, nicht? Es ist ja dermaßen viel passiert. Aus der Zeitung erfährt man ja nie, wie ermüdend solche Ereignisse sind. Also, ich habe das Gefühl, ich habe einen Zwanzig-Kilometer-Marsch hinter mir. Dabei habe ich eigentlich nur herumgesessen – obwohl, das ist auch ermüdend. Zumal man ja nicht einfach ein Buch oder die Zeitung lesen kann, das sähe doch zu herzlos aus. Andererseits, der Leitartikel im Observer wäre vielleicht gegangen – aber jedenfalls nicht die News of the World. Stimmt doch, David, oder? Ich wüsste gern, was ihr jungen Leute so denkt, ich möchte doch den Draht nicht verlieren.«
    David brummte schroff, dass er die News of the World grundsätzlich nicht las.
    »Ich lese die immer«, plapperte Lady Angkatell weiter. »Wir sagen ja, wir abonnieren sie für das Personal, aber Gudgeon ist immer so aufmerksam, der räumt sie immer erst nach dem Tee ab. Hochinteressant, das Blatt, bringt oft Frauen, die den Kopf in den Gasofen stecken – machen unglaublich viele!«
    »Was machen die wohl, wenn die Häuser der Zukunft alle nur elektrischen Strom haben?«, fragte Edward Angkatell matt lächelnd.
    »Ich würde sagen, sie müssten sich etwas einfallen lassen – wird natürlich schwieriger.«
    »Ich denke nicht, dass Sie Recht haben, Sir«, sagte David, »mit den elektrifizierten Häusern der Zukunft. Man kann auch Zentralheizungen aus Gemeindegas speisen. Die Haushalte der Arbeiterklasse sollten jedenfalls arbeitskräftesparend sein.«
    Edgar Angkatell beeilte sich zu erklären, von dem Thema verstehe er leider nicht sehr viel. David kräuselte hämisch die Lippen.
    Gudgeon brachte Kaffee auf einem Tablett herein. Er ging langsamer als sonst, der Trauerstimmung angemessen.
    »Ach, Gudgeon«,

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