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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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tanzenden Augen geblieben. Die Frau, die er jetzt sah, kam ihm vor wie eine Fremde mit ihren strahlenden, aber kalten Augen, die ihn anscheinend feindselig musterten.
    Er sagte ganz ernst: »Liebste Henrietta, bitte glaub mir – ich fühle mit dir – in – deiner Trauer über den Verlust.«
    »Ist das denn Trauer?«
    Die Frage verwirrte ihn. Sie schien sie gar nicht ihm, sondern sich selbst zu stellen.
    Leise sprach sie weiter: »So schnell – es kann so schnell passieren. Im einen Moment am Leben, atmend – im nächsten – tot – weg – alles leer. Ach, diese Leere! Und wir sitzen da und essen Karamellpudding und behaupten, wir leben – und John, der lebendiger war als wir alle, ist tot. Weißt du, ich sage mir das Wort immer und immer wieder. Tot – tot – tot – tot – tot. Und es verliert rasch jede Bedeutung – es heißt nichts mehr. Es klingt einfach kurz und komisch, so wie wenn ein toter Ast abbricht. Tot – tot – tot – tot. Das klingt wie ein Trommel-Tamtam im Dschungel, nicht? Tot – tot – tot – tot – tot – «
    »Henrietta, hör auf! Um Gottes willen, hör auf!«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Du hast wohl nicht erwartet, dass ich mich so fühle, was? Was hast du überhaupt gedacht? Dass ich einfach dasitze und zierlich in ein Taschentüchlein schluchze, und du hältst solange Händchen? Dass das alles ein furchtbarer Schock ist, über den ich aber bald hinwegkommen werde? Und dass du mich solange lieb tröstest? Du bist wirklich lieb, Edward. Sehr lieb sogar, aber du bist so – so unbeholfen.«
    Er zuckte zurück. Sein Gesicht wurde starr. »Ja, das war mir immer schon klar«, sagte er tonlos.
    Henrietta blieb hitzig. »Was glaubst du eigentlich, wie das ist – den ganzen Abend da herumzusitzen, und John ist tot, und das interessiert niemanden außer mir und Gerda! Du bist froh, David ist verlegen, Midge ist mitgenommen, und Lucy genießt es, dass die Mordseiten der Regenbogenpresse plötzlich greifbare Wirklichkeit sind! Siehst du denn nicht, was für ein irrwitziger Albtraum das alles ist?«
    Edward gab keine Antwort, sondern trat einen Schritt zurück in den Halbschatten.
    Henrietta sah ihn an. »Heute Abend – kommt mir gar nichts mehr wirklich vor, niemand ist wirklich – außer John!«
    Edward sagte leise: »Ich weiß, dass ich… nicht sehr wirklich bin.«
    »Ach, Edward, das war roh von mir. Aber ich kann nicht anders. Ich komme nicht darüber hinweg, dass John, der immer so lebendig war, tot ist.«
    »Und dass ich, der ich halb tot bin, lebe.«
    »Das habe ich nicht gemeint, Edward.«
    »Doch, ich glaube, das hast du, Henrietta. Und ich glaube, du hast vielleicht sogar Recht.«
    Aber sie hing einem Gedanken von vor ein paar Minuten nach. »Trauer ist das nicht. Vielleicht kann ich gar keine Trauer empfinden. Vielleicht werde ich das nie. Dabei möchte ich doch so gern um John trauern.«
    Für Edward klang das alles seltsam. Und er war noch verwirrter, als sie plötzlich fast geschäftsmäßig hinzufügte: »Ich muss zum Schwimmbecken.«
    Damit verschwand sie zwischen den Bäumen.
    Er ging mit steifen Schritten zurück ins Haus. Midge sah hoch, als er mit leerem Blick durch die Terrassentür in den Salon kam. Sein Gesicht war grau und eingefallen und sah ganz blutleer aus.
    Er hörte nicht, dass Midge einen kleinen Aufschrei unterdrückte.
    Er ging fast mechanisch zu einem Sessel und setzte sich. Er spürte eine Art Erwartungsdruck und sagte: »Es ist kalt.«
    »Frierst du sehr, Edward? Sollen wir – soll ich – den Kamin anmachen?«
    »Wie?«
    Midge nahm eine Streichholzschachtel vom Kaminsims, kniete sich hin und riss das Streichholz an. Sie behielt Edward vorsichtig im Augenwinkel. Er schien alles um sich herum zu vergessen, fand sie.
    »Kaminfeuer ist schön«, sagte sie. »Das wärmt einen.«
    Wie kalt er aussieht, dachte sie. Ist es denn draußen so kalt? Nein, das war Henrietta! Was hat sie ihm nur gesagt?
    »Komm doch näher mit deinem Sessel, Edward. Setz dich näher ans Feuer.«
    »Wie?«
    »Ach, nichts. Nur das Feuer.«
    Sie sprach jetzt laut und langsam, als redete sie mit einem Tauben.
    Und plötzlich, so plötzlich, dass sich ihr Herz vor lauter Erleichterung fast überschlug, war Edward, der wirkliche Edward, wieder da. Und lächelte sie sanft an. »Hast du mit mir geredet, Midge? Entschuldige. Ich war leider – ich habe gerade an etwas gedacht.«
    »Ach, es war nicht wichtig. Ging nur ums Feuer.«
    Die Holzscheite knisterten, ein paar Tannenzapfen

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