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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sagte Lady Angkatell, »was die Eier angeht. Ich wollte eigentlich noch das Datum von heute darauf schreiben. Würden Sie Mrs Medway bitten, es zu erledigen?«
    »Mylady, ich darf Ihnen versichern, dass bereits alles zu Ihrer Zufriedenheit erledigt wurde.« Er räusperte sich. »Ich selbst habe es getan.«
    »Ach, vielen Dank, Gudgeon.«
    Als Gudgeon gegangen war, sprach sie etwas leiser weiter. »Gudgeon ist wirklich wunderbar. Überhaupt das ganze Personal ist fabelhaft. Man fühlt ja auch so mit mit ihnen, jetzt mit der Polizei im Haus – das muss entsetzlich für sie sein. Ach, apropos, sind noch welche da?«
    »Du meinst die Polizisten?«, fragte Midge.
    »Ja. Stellen die nicht immer jemanden in die Eingangshalle? Ach, vielleicht beobachtet er die Tür ja vom Gebüsch aus draußen.«
    »Wieso soll er denn die Tür beobachten?«
    »Das weiß ich jetzt auch nicht. Aber in Büchern machen sie das so. Und nachts wird immer noch jemand ermordet.«
    »Lucy – bitte«, sagte Midge.
    Lady Angkatell sah sie erstaunt an. »Ach, das tut mir ja so leid, Schatz. Das war dumm von mir. Hier kann natürlich gar keiner mehr ermordet werden – Gerda ist ja weg, äh, ich meine – Henrietta, meine Liebe, ach, das tut mir leid. Das wollte ich nicht so sagen.«
    Aber Henrietta gab keine Antwort. Sie stand am runden Tisch und sah auf den Zettel mit den Bridge-Punkten, den sie gestern Abend geführt hatte. Dann riss sie sich wieder zusammen und fragte: »Entschuldige, Lucy, was hast du gesagt?«
    »Ich wollte nur wissen, ob noch Polizisten übrig geblieben sind.«
    »So wie Ladenhüter beim Ausverkauf? Das glaube ich nicht. Die sind längst alle wieder auf der Wache und übertragen das, was wir erzählt haben, in korrekte Polizeisprache.«
    »Was guckst du da eigentlich an, Henrietta?«
    »Nichts.« Henrietta ging durch das Zimmer zum Kamin. »Was glaubt ihr, was macht Veronica Cray wohl heute Abend?«
    In Lady Angkatells Gesicht blitzte Panik auf. »Du meine Güte! Willst du etwa sagen, sie kommt hier wieder her? Davon gehört hat sie bestimmt schon.«
    »Ja«, sagte Henrietta nachdenklich. »Bestimmt hat sie es gehört.«
    »Da fällt mir doch wieder ein«, wechselte Lady Angkatell das Thema, »ich muss unbedingt die Careys anrufen. Wir können die doch nicht morgen Mittag zum Essen bitten, als wäre gar nichts vorgefallen.«
    Sie ging aus dem Zimmer.
    David, der seine Verwandtschaft hasste, brummelte etwas von Encyclopedia Britannica und Nachgucken. In der Bibliothek, dachte er, war es bestimmt ruhig.
    Henrietta ging zur Terrassentür, schob sie auf und trat hinaus. Edward zögerte einen Augenblick, dann ging er ihr nach.
    Sie stand einfach da und sah hinauf in den Himmel. »So warm wie gestern ist es nicht, was?«
    »Nein, ausgesprochen kühl«, antwortete Edward mit seiner angenehmen Stimme.
    Henrietta sah am Haus hoch, ließ den Blick über alle Fenster schweifen und drehte sich dann wieder um und sah in die Bäume. Edward hatte keine Ahnung, was in ihrem Kopf vorging.
    Er wandte sich zur Terrassentür. »Komm lieber nach drinnen. Es ist kalt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich mache noch einen Gang. Zum Schwimmbecken.«
    »Ach, meine Liebe – «, er wollte auf sie zugehen, »– dann komme ich mit.«
    »Nein danke, Edward.« Henriettas Stimme schnitt durch die kühle Luft. »Ich möchte mit meinem Toten allein sein.«
    »Henrietta! Meine Liebe – ich habe doch gar nichts gesagt. Es tut mir so leid – das weiß du doch.«
    »Was tut dir leid? Dass John Christow tot ist?« Ihre Stimme hatte noch immer eine spröde Schärfe.
    »Für dich, Henrietta, wollte ich sagen. Ich weiß, das war bestimmt ein – ein furchtbarer Schock.«
    »Schock? Ach Edward, ich bin ziemlich zäh. Ich kann einen Schock aushalten. War das für dich etwa ein Schock? Wie war das eigentlich für dich, als du John da liegen sahst? Gut, nehme ich an. Du mochtest John Christow ja nicht.«
    »Wir – «, stammelte Edward, »– hatten nicht viel gemein.«
    »Nett gesagt! Und so vornehm zurückhaltend. Aber du hattest sehr wohl etwas gemein mit ihm – mich! Ihr mochtet mich alle beide, oder etwa nicht? Nur hat euch das nicht beide verbunden – ganz im Gegenteil.«
    Der Mond kam für einen kurzen Moment aus einer Wolke, und Edward sah verwirrt, dass Henrietta ihn anstarrte. Er hatte sie immer unbewusst als eine Projektion der Henrietta gesehen, die er aus »Ainswick« kannte. Für ihn war sie das lachende junge Mädchen mit den voller Erwartungsfreude

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