Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
er scharf.
    Beryl sagte langsam: »Ich habe keine Ahnung.«
    Der Inspektor ging zu Tür.
    Beryl fragte: »Möchten Sie noch zu Mrs Christow, bevor Sie fahren?«
    »Nein – oder doch, das ist vielleicht besser.«
    Wieder wunderte sich Beryl. Das war nicht mehr derselbe Mann wie der, der sie vor dem Klingeln des Telefons ausgefragt hatte. Was hatte er erfahren, das ihn so verwandelt hatte?
    Gerda erschien aufgeregt im Behandlungszimmer. Sie sah unglücklich aus, verwirrt, und sie fragte leise und mit bebender Stimme: »Wissen Sie schon irgendwie mehr, wer John getötet hat?«
    »Noch nicht, Mrs Christow.«
    »Das ist so unmöglich – so völlig unmöglich.«
    »Aber es ist passiert, Mrs Christow.«
    Sie nickte, schlug die Augen nieder und knetete ihr Taschentuch zu einer Kugel.
    »Hatte Ihr Mann irgendwelche Feinde, Mrs Christow?«, fragte er behutsam.
    »John? Aber nein. Er war wunderbar. Alle Welt hat ihn angebetet.«
    »Sie können sich niemanden vorstellen, der Groll gegen ihn gehegt hat – «, er hielt kurz inne, »– oder gegen Sie?«
    »Gegen mich?« Sie sah verblüfft aus. »Aber nein, Herr Inspektor.«
    Inspektor Grange seufzte. »Was ist mit Miss Veronica Cray?«
    »Veronica Cray? Ach, Sie meinen die Frau, die abends kam und sich Streichhölzer leihen wollte?«
    »Ja, genau die. Kannten Sie sie?«
    Gerda schüttelte den Kopf. »Gesehen hatte ich sie nie. John hat sie vor Jahren gekannt – oder so. Das sagte sie jedenfalls.«
    »Ich nehme an, sie könnte Groll gegen ihn gehegt haben, ohne dass Sie das wussten.«
    Gerda erwiderte würdevoll: »Ich glaube nicht, dass irgendjemand gegen John Groll hegen konnte. Er war der freundlichste und selbstloseste – ach, und einer der nobelsten Menschen.«
    »Hmm«, sagte der Inspektor. »Ja. War er wohl. Tja, dann guten Tag, Mrs Christow. Sie wissen ja Bescheid wegen des Gerichtstermins? Mittwoch um elf beim Untersuchungsrichter in Market Depleach. Ist ganz einfach – machen Sie sich keine Sorge, wird wahrscheinlich noch um eine Woche verschoben, damit wir weitere Befragungen machen können.«
    »Ah ja. Danke.«
    Sie blieb stehen und starrte hinter ihm her. Er fragte sich, ob sie überhaupt schon mitbekommen hatte, dass sie die Hauptverdächtige war.
    Er winkte ein Taxi herbei – die Ausgabe war ja wohl gerechtfertigt angesichts der Information, die er gerade am Telefon erhalten hatte. Wohin diese Information führte, wusste er auch noch nicht. Oberflächlich gesehen schien sie völlig irrelevant – verrückt. Sie ergab einfach keinen Sinn. Und doch musste sie irgendeinen Sinn haben, den er jetzt noch nicht erkennen konnte.
    Der einzige Schluss, der sich daraus ziehen ließ, besagte, dass der ganze Fall durchaus nicht so einfach und gradlinig war, wie er bis dato gedacht hatte.

17
     
    S ir Henry starrte Inspektor Grange fragend an. »Ich bin nicht sicher, Herr Inspektor – habe ich Sie richtig verstanden?«
    »Es ist ganz einfach, Sir Henry. Ich möchte Sie bitten, Ihre Feuerwaffensammlung durchzusehen. Ich darf doch davon ausgehen, dass sie katalogisiert und registriert sind?«
    »Selbstverständlich. Aber ich habe doch den Revolver identifiziert als Teil meiner Sammlung.«
    »Ganz so einfach ist es wieder nicht, Sir Henry.« Grange hielt einen Augenblick inne. Er war instinktiv immer dagegen, irgendwelche Informationen preiszugeben, aber in dieser bestimmten Situation konnte er wohl nicht anders. Sir Henry war eine bedeutende Persönlichkeit. Er würde zweifellos dem an ihn gestellten Ansinnen nachkommen, aber er würde auch nach einer Begründung verlangen. Der Inspektor beschloss, dass er sie ihm sagen musste. Ganz ruhig erklärte er jetzt: »Dr. Christow ist nicht mit dem Revolver erschossen worden, den Sie heute Morgen identifiziert haben.«
    Sir Henrys Augenbrauen gingen hoch. »Beachtlich!«, sagte er.
    Grange war ein bisschen erleichtert. Beachtlich war genau das richtige Wort für ihn. Er war Sir Henry dankbar, dass er es ausgesprochen hatte, und ebenso dankbar, dass er sonst nichts gesagt hatte. Die Sache war in der Tat beachtlich – und ergab, darüber hinaus, immer noch keinen Sinn.
    Sir Henry erkundigte sich: »Haben Sie denn Grund zu der Annahme, dass die Waffe, aus der der tödliche Schuss abgegeben wurde, aus meiner Sammlung stammt?«
    »Nein, keinen. Aber ich muss sicherstellen, dass sie das – sagen wir mal so – nicht tut.«
    Sir Henry nickte bestätigend. »Ja, das sehe ich ein. Nun, dann wollen wir uns an die Arbeit machen. Das wird

Weitere Kostenlose Bücher