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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gegangen. Ich wusste, dass da etwas drinstehen muss, was du uns nicht sagen willst, warum hätte Miss Collins sie sonst versteckt?«
    Vor Terence die Wahrheit zu verbergen, hatte nie Sinn gehabt. Seine merkwürdige, ungerührte wissenschaftliche Neugier wollte gestillt werden.
    »Warum ist er umgebracht worden, Mutter?«
    Da war Gerda zusammengeklappt und hatte hysterisch reagiert. »Frag mich nicht danach – sprich nicht davon – ich kann darüber nicht sprechen… Es ist alles zu grauenvoll.«
    »Aber die kriegen das doch raus, nicht? Ich meine, die müssen das rauskriegen. Das muss sein.«
    So vernünftig, so ungerührt. Gerda hätte schreien und lachen und weinen mögen. Er fühlt gar nichts, hatte sie gedacht, er kann nichts fühlen – er stellt einfach immer weiter Fragen. Mein Gott, er hat nicht mal geweint!
    Terence war aus dem Wohnzimmer und seiner Tante Elsie mit ihren Hilfsangeboten aus dem Weg gegangen, ein einsamer kleiner Junge mit einer verkniffenen, erstarrten Miene. Er hatte sich immer schon allein gefühlt. Aber bis heute war das nicht so wichtig gewesen.
    Heute war es anders, fand er. Wenn nur irgendwo jemand wäre, der seine Fragen vernünftig und intelligent beantworten würde.
    Morgen, Dienstag, wollten er und Nicholson Minor Nitroglyzerin machen. Er hatte sich so darauf gefreut, war so gespannt gewesen. Jetzt war die Spannung weg. Es war ihm egal, ob er noch je Nitroglyzerin machen würde.
    Es war fast ein Schock für ihn, sich so zu fühlen. Wissenschaftliche Experimente uninteressant zu finden. Aber wenn einem der Vater ermordet wird… Mein Vater – ermordet, dachte er.
    Und etwas in ihm begann sich zu regen – Wurzeln zu schlagen – zu wachsen… Ein ganz allmählicher Zorn.
    Beryl Collins klopfte an Gerdas Schlafzimmertür und trat ein. Sie war bleich, aber gefasst und tüchtig. »Inspektor Grange ist da«, sagte sie und fuhr, als Gerda aufstöhnte und sie Hilfe suchend ansah, schnell fort: »Er sagt aber, er muss Sie nicht unnötig behelligen. Er will nur ein paar Worte mit Ihnen wechseln, bevor er geht, alles andere sind Routinefragen über Dr. Christows Praxis, und ich kann ihm ja alles sagen, was er wissen will.«
    »Ach danke, Collie.«
    Beryl eilte wieder hinaus.
    Gerda seufzte auf: »Collie ist eine solche Hilfe. Sie ist so praktisch.«
    »Ja, das ist sie«, sagte Mrs Patterson. »Bestimmt eine erstklassige Sprechstundenhilfe. Nicht gerade hübsch, das arme Kind, nicht? Na ja, ist ja besser so, finde ich immer. Vor allem bei einem attraktiven Mann wie John.«
    Gerda schoss wütend zurück: »Was willst du damit sagen, Elsie? John würde nie – hat nie… Du redest, als hätte John geflirtet oder irgendetwas Abscheuliches angestellt, wenn er eine hübsche Sprechstundenhilfe gehabt hätte. So war John überhaupt nicht.«
    »Natürlich nicht, Schatz«, sagte Mrs Patterson. »Aber man weiß ja doch, wie Männer so sind!«
    Im Behandlungszimmer sah sich Inspektor Grange Beryls kühlem, kampflustigen Blick gegenüber. Er war wirklich kampflustig, fand er. Aber das war wohl einfach normal. Ein unscheinbares Ding, dachte er. Da war nichts zwischen ihr und dem Doktor, würde ich sagen. Allerdings könnte sie ein Faible für ihn gehabt haben. Das soll ja vorkommen.
    Aber hier nicht, beschloss er eine Viertelstunde später und lehnte sich im Stuhl zurück. Beryl Collins beantwortete alle Fragen mustergültig klar und prompt. Sie kannte auch jede Einzelheit des Praxisbetriebs aus dem Effeff. Grange wechselte sanft von diesem Thema zu dem, wie die Beziehung zwischen John Christow und seiner Frau gewesen war.
    Laut Beryl bestens.
    »Sie haben doch aber sicher hin und wieder gestritten, wie die meisten Ehepaare?«, fragte der Inspektor beiläufig im Vertrauen.
    »Ich kann mich an keinen Streit erinnern. Mrs Christow war ihrem Mann sehr ergeben – im Grunde geradezu sklavisch.«
    Da schwang ein leicht spitzer verächtlicher Unterton mit, den Inspektor Grange auch hörte. Kleine Feministin, unser Mädchen hier, dachte er.
    Laut fragte er: »Hatte sie gar keinen eigenen Kopf?«
    »Nein. Es hat sich immer alles um Dr. Christow gedreht.«
    »Ganz schöner Tyrann, was?«
    Beryl überlegte. »Nein, so würde ich das nicht sagen. Aber er war das, was ich selbstsüchtig nenne. Dass Mrs Christow sich immer nach ihm richtete, war für ihn selbstverständlich.«
    »Gab es mal Probleme mit Patienten – ich meine, mit Patientinnen? Keine Sorge, Sie können offen reden, Miss Collins. Es ist bekannt,

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