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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Macht in sein Amulett strömen zu lassen.
    Er war nicht stolz oder arrogant, aber er strahlte ein Selbstvertrauen aus, das davon kündete, dass er wusste, was er wollte, und dass er es auch kriegen würde – und dass man sich ihm besser nicht in den Weg stellte. Es hatte ihm als Streetlord der Ragger wahrscheinlich sehr geholfen.
    Wie konnte sie Han Alister so viel Aufmerksamkeit zukommen lassen, wenn sie noch immer ein gebrochenes Herz wegen Amon Byrne hatte? Hinterließ die Zerstörung des einen Traums ein Vakuum, das mit einem anderen gefüllt wurde?
    Ist ein gebrochenes Herz verletzbarer?, fragte sie sich. Bin ich einfach flatterhaft – oder selbstzerstörerisch?
    Ich werde das nicht noch einmal durchmachen.
    Aber sie freute sich auf die beiden Treffen in der Woche mehr, als sie es sich eingestehen wollte.
    Oft überzogen sie die vereinbarten zwei Stunden. Raisa hatte am Anfang versucht, den Unterricht pünktlich zu beenden, es aber dann aufgegeben. Han Alister konnte sie jedes Mal aufs Neue so bezaubern, dass sie länger blieb.
    Als sie an diesem Abend ankam, standen Brote und Apfelwein auf dem Tisch. Zusammen mit einer wunderschön lackierten und mit Juwelen versehenen Spieluhr.
    »Die ist hübsch«, sagte sie und klappte den Deckel zurück, um den komplizierten Mechanismus mit ihrem Händler-Blick zu mustern. Sie war clangefertigt, wahrscheinlich sehr alt. Rebecca sah verwirrt zu Han hoch. »Wofür ist die?«
    »Für dich«, sagte er und machte eine unbeholfene Geste. »Ein Geschenk.«
    »Ich kann das nicht annehmen«, wehrte sie ab und spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Sie versuchte, ihm die Spieluhr zurückzugeben, aber er verschränkte beide Hände hinter seinem Rücken, sodass sie sie wieder auf den Tisch stellte.
    »Ich habe sie aus einem selbstsüchtigen Grund mitgebracht«, erklärte er. »Ich möchte, dass du mir das Tanzen beibringst.«
    Rebecca sah verblüfft zu ihm auf. »Was? Wieso?«
    »Es gibt immer die Möglichkeit, dass ich zu einer Feier eingeladen werde«, sagte er. »Ich will bereit sein, nur für den Fall.« Seine blauen Augen blickten sie groß und unschuldig an.
    »Es gibt so viele andere Themen, die wir noch nicht angeschnitten haben«, wandte sie ein. »Hofbeamte, die geeignete Kleidung für gesellschaftliche Anlässe, Jagdprotokolle, Richtlinien für den Schriftverkehr …«
    »Ich habe gehört, dass auf Partys eine Menge Geschäfte gemacht werden«, unterbrach Han sie und reckte das Kinn vor. »Ich kenne ein paar Clan-Tänze, aber ich muss wissen, wie man in der Stadt tanzt.«
    »Und welche Tänze möchtest du lernen?«, fragte Rebecca und verdrehte die Augen.
    »Die, bei denen man den Partner festhält«, antwortete er und zog die Spieluhr auf. »Wie nennt man die?«
    Die nenne ich Ärger, dachte Raisa, als die Musik begann.
    Es war ein Lied aus dem Norden, Flower of the Mountains . Eine Woge von Heimweh schwappte über sie hinweg. »Oh!«, rief sie. »Ich liebe dieses Lied. Woher hast du das?«
    »Es gibt einen Musikladen auf der Mystwerk-Seite, in der Nähe der Tempelschule«, sagte Han. Er stand vor ihr und streckte seine Hände in Taillenhöhe aus.
    Rebecca winkte ab. »Ich zeige dir zuerst die Schritte. Den hier nennt man High Country Step.« Sie machte ihm die Schrittfolge vor. »Und jetzt du.« Sie sah zu, wie er es versuchte. »Das ist es fast, aber es geht vor-vor-rück und vor-seitwärts.« Er versuchte es erneut. »Und dann nach vorn.«
    Nach ein paar weiteren Übungsschritten streckte Raisa selbst die Hände aus. »Versuchen wir es jetzt zusammen. Lass dich führen.« Sie legte seine rechte Hand an ihre linke Hüfte und hielt seine linke Hand mit ihrer rechten. Er kontrollierte die Magie in seinen Händen sehr geschickt, sie war unterschwellig und doch mächtig. Sie stieg Raisa zu Kopf wie Wein aus Bruinswallow.
    »Und jetzt vor-vor-rück, gut, gut, nach vorn …« Sie übten es immer und immer wieder, zogen die Spieluhr neu auf, wenn es nötig war, tranken zwischendurch Apfelwein und aßen ein paar Bissen von dem Brot.
    Nur gut, dass ich das Lied mag, dachte Raisa.
    Als Han den High Country Step gemeistert hatte, machten sie sich an den Square Round zu den Melodien von If my true love would just be true und Rose among the thorns . Der Rhythmus des letzten Liedes war kompliziert, und obwohl Han ein geborener Tänzer zu sein schien, verhedderten sich ihre Füße immer wieder.
    »Warte! Warte!«, rief Rebecca, als sie Gefahr liefen, zusammen hinzufallen.

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