Das Exil Der Königin: Roman
verhindern können, aber du hast damit nichts zu tun.«
»Und ob ich was damit zu tun hab«, fauchte Cat. »Wegen Velvet und Jonas und Sweets und Sarie und … und allen andern. Mari war noch ein Kind. Und sie haben …«
»Aufhören!«, rief Han und hob die Hand. »Ich … hör einfach auf damit.« Er wartete, bis er das Gefühl hatte, seine Stimme wieder unter Kontrolle zu haben. »Ich werde schon bald mitten in einem hübschen Krieg stecken, vermutlich gegen die Bayars und einen Haufen anderer Amulettschwinger. Er wird ganz anders sein als das, was du sonst gewohnt bist. Kein Straßenkampf, auch wenn so was dabei sein kann. Es geht um Politik und Spionage und darum, am richtigen Ort das Richtige zu sagen, wo es am meisten bewirken kann. Und er wird überall stattfinden, im ganzen Reich – in den Bergen, in Ragmarket und in Southbridge, und auch im Schlossgelände.«
»Du brauchst Hilfe«, sagte Cat. »Du kannst das nicht allein schaffen.«
»Du solltest hierbleiben«, antwortete Han. »Es ist erstaunlich, was du in dieser kurzen Zeit erreicht hast. Jemson hatte recht. Du könntest eine Zofe oder Hauslehrerin werden. Du könntest Musik unterrichten. Es ist eine Chance für dich, für immer aus Ragmarket wegzukommen.«
»Glaubst du, ich kann in irgendeinem Herrenhaus schlafen, wenn ich weiß, dass du im Krieg bist?«, fragte Cat. »Ich will dir wieder einen Eid schwören. Will dir helfen. Allein konnte ich gegen die Bayars nichts machen, aber vielleicht mit dir zusammen.«
Han musterte Cat. Er dachte nach. Auf ihrem Gesicht erschien ein hoffnungsvoller Ausdruck.
»Damit bringst du auch sie in Gefahr«, warnte ihn Dancer. »Sie wird sich gegen Magier stellen. Sie wird völlig schutzlos sein.«
»Ich bin nicht schutzlos«, fauchte Cat und zog eine Klinge aus irgendeinem unentdeckten Versteck. Sie schwang sie vor Dancer, der den Kopf zurückriss, um seine Nase in Sicherheit zu bringen.
Han rieb sich das Kinn. »Ich brauche Leute, die tun, was ich sage, egal ob es bedeutet, dass sie zur Schule gehen oder auf der Straße stehlen oder Leute im Auge behalten, die beobachtet werden müssen. Ich werde nicht die Zeit haben, mit dir darüber zu diskutieren. Du kannst dir die Aufträge nicht nach Lust und Laune aussuchen.«
Cat nickte. Sie heftete ihren Blick auf ihn. »Ich werd tun, was du sagst. Ich verspreche es.«
»Du wirst deine Ausbildung weitermachen müssen«, fuhr er fort. »Musik, Kunst, Sprachen, all das. Du musst in der Lage sein, dich unter Blaublütige zu begeben. Wenn es für mich gut genug ist, ist es auch gut genug für dich.«
»Du klingst schon fast wie ein Blaublütiger«, murmelte Cat.
»Es gibt keine Ganganteile, wie du es von früher gewohnt bist«, sprach Han weiter. »Ich habe etwas Geld, aber das könnte ausgehen, je nachdem was mit mir passiert. Und du kannst auch nicht nebenbei was am Laufen haben, wenn du für mich arbeitest. Du kannst jederzeit gehen, aber wenn du dich entschließt, zu jemand anderem zu gehen, musst du es mir sagen und dich sauber von mir trennen.«
»Verstanden«, sagte Cat. »Nichts anderes am Laufen haben.«
»Zumindest kennst du das Risiko«, sagte Han halb zu sich selbst. »Ich fühle mich dabei nicht ganz so schlecht, weil du mit offenen Augen da reingehst.«
»Hunts Alone«, warf Dancer ein. »Lass nicht zu, dass sie ihr Leben wegwirft.«
Cat warf Dancer einen Blick zu, der ausdrückte, dass er den Mund halten sollte. »Ich, Cat Tyburn, verpflichte mich dir gegenüber, Cuffs Alister«, sagte Cat. »Ich verpflichte mich, loyal zu sein. Ich verpflichte meine Klingen und Waffen allein dir und unterstelle mich deinem Schutz. Ich werde tun, was du sagst. Deine Feinde sind auch meine Feinde. Ich werd nichts nebenbei am Laufen haben. Ich verspreche dir, alle Einnahmen dir zu übergeben und meinen Ganganteil aus deinen Händen zu erhalten, wie du es für angemessen hältst.« Und dann lächelte sie ihr strahlendes, gefährliches Lächeln.
KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG
Wechselnde Bündnisse
D ie anderen Mitglieder von Abelards Studiengruppe tröpfelten nach und nach ins Besprechungszimmer der Dekanin und nahmen am Tisch gegenüber von Han Platz, den sie argwöhnisch beäugten. Micah seufzte und verdrehte die Augen, als würde er sich von dieser Sitzung nur wenig versprechen. Unter seiner Langeweile spürte Han jedoch eine tiefe, körperliche Furcht. Niemand schien wild darauf zu sein, zu diesem besonderen Zeitpunkt mit Han Alister irgendwohin zu gehen.
Abgesehen von
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