Das Exil Der Königin: Roman
ihrer Miene, das Han verriet, dass es sich für sie nicht nur um lockeres Geplauder handelte. Eine dunkle Vorahnung erzeugte ein Prickeln zwischen seinen Schulterblättern.
»Ich habe eine Menge gelernt«, antwortete Han und sah Crow vor sich. »Aber es gibt noch viel mehr zu lernen.«
Wir klingen wie Feinde, die sich auf dem Markt treffen und um ihre Position kämpfen, dachte Han.
Er versuchte, sich etwas anderes einfallen zu lassen, das er sagen könnte. »Ist Nightwalker nicht mitgekommen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin alleine hier. Er arbeitet daran, die Strategie für den Sommer zu organisieren. Die Probleme an der Grenze zu Arden haben dazu geführt, dass wir bereits schwach besetzt sind. Und jetzt gibt es eine neue Krise. Deshalb bin ich auch hergekommen. Ich muss mit dir sprechen.«
Also keine Entschuldigung, dachte Han. Ganz zu schweigen davon, ihre Romanze wieder aufleben zu lassen. »Braucht Reid einen Rat?«, fragte er. »Oder gibt es Ärger zwischen euch?«
Bird runzelte die Stirn. »Du hast dich verändert«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob ich dich noch genauso mag.«
»Was willst du, Bird?«, fragte Han. »Ich habe viel zu erledigen.«
Bird beugte sich nach vorn; sie hatte die Hände auf die Knie gelegt, und ihre Miene war ernst. »Wir haben die Nachricht erhalten, dass Königin Marianna dem Druck des Hohemagiers nachgegeben hat und plant, Prinzessin Mellony zur Erbin zu ernennen.« Sie lehnte sich wieder zurück, ließ die Hände in ihren Schoß fallen und sah Han an, als würde sie damit rechnen, dass er aufsprang und laut ausrief: Nicht solange ich lebe und noch einen Atemzug tue!
»Wer ist noch mal Prinzessin Mellony?«, fragte Han und schützte Unwissenheit vor.
Bird zog die Brauen zusammen. »Prinzessin Raisas jüngere Schwester.«
»Ah. Hmm. Nun, und was sagt Prinzessin Raisa dazu?«
»Sie versteckt sich. Sie ist im Sommer weggelaufen, genau an ihrem Namenstag.«
Das kam ihm bekannt vor. »Oh. Ja, richtig. Ich hatte gehört, dass sie sich mit der Königin gestritten hat.«
»Sie haben versucht, sie mit Micah Bayar zu verheiraten, dem Sohn des Hohemagiers.« Erneut sah sie ihn erwartungsvoll an, als würde sie mit einer heftigen Reaktion rechnen.
Oh, dachte Han. Das ist interessant. Der arme Micah ist also am Altar stehen gelassen worden. Schade, dass ich das nicht schon früher gewusst habe.
»Wieso kümmert es die Demonai, welche Prinzessin die Erbin ist?«, fragte Han. »Solange die Prinzessinnen nicht selbst darum streiten.«
»Prinzessin Raisa ist die wahre Erbin. Sie ist vom Geschlecht Hanaleas. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Magierrat einen Thronräuber auf den Thron setzt.«
Han zuckte mit den Schultern. »Sie sind alle vom gleichen Geschlecht, oder? Kommt mir nicht so vor, als würde da ein großer Unterschied bestehen.«
Bird verdrehte die Augen. »Wenn sie Mellony zur Erbin ernennen, wird sie mit Micah Bayar verheiratet werden. Der Magierrat wird kriegen, was er vorher nicht bekommen hat – einen Magier, der mit der Königin der Fells verheiratet ist. Das ist seit der Großen Zerstörung verboten.«
Das war in der Tat interessant. Er erinnerte sich an das, was Rebecca erzählt hatte, und verspürte Dankbarkeit für ihren Unterricht. »Selbst wenn das passiert, was ist mit den magischen Fesseln, mit denen die Redner den Hohemagier kontrollieren? Könnten sie nicht das Gleiche bei Micah machen?«
Bird schnaubte. »Sie funktionieren bei dem aktuellen Hohemagier nicht sehr gut. Die Bayars müssen eine Möglichkeit gefunden haben, sie zu umgehen.«
Vielleicht benutzen sie irgendwas aus ihrem Lager von verbotenen Zauberstücken, dachte Han. Er könnte es Bird gegenüber erwähnen. Oder auch lassen.
»Wir gehen davon aus, dass sich der junge Bayar zum König ernennen wird«, fuhr Bird fort.
König Micah. Das war nichts, was Han übermäßig gefiel. »Er ist hier, weißt du«, sagte Han. »Micah Bayar.«
»Hier?« Bird sah sich im Raum um, und ihre Hand wanderte zu ihrer Klinge.
»Nun, er ist nicht genau hier«, präzisierte Han. »Aber er hat mal in diesem Wohnheim gelebt.«
Bird kaute auf ihrer Unterlippe. »Er kann Mellony nicht heiraten, wenn er tot ist.«
Han starrte sie an. »Du würdest ihn töten, nur weil du den Verdacht hast, dass die Bayars so etwas planen?«
»Wieso schlägst du dich auf seine Seite?«, fragte Bird. »Seid ihr hier in den Flatlands Freunde geworden? Hast du vergessen, was …«
»Ich vergesse gar nichts «, betonte
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