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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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den sie bei der Feier ihres Namenstags kennengelernt hatte. Es war erst zwei Monate her, aber es kam ihr so vor, als wäre ein ganzes Leben vergangen, seit ihr Flirt von Micah Bayar unterbrochen worden war. Was wäre wohl passiert, wenn Micah sie nicht weggeholt und zu etwas hingeschleppt hätte, das eine heimliche Hochzeit hatte werden sollen?
    Liam hatte behauptet, nach einer reichen Braut Ausschau zu halten. Raisa, die bis dahin wenig von Tamron gesehen hatte, begann zu begreifen, dass der Erbe dieses Königreichs selbst eine ganze Menge mitbrachte. Sie hatte kein Interesse daran, ihr Königinnenreich aufzugeben, aber sie fragte sich, wie es wohl sein würde, die Interessen von Tamron und den Fells miteinander zu verbinden – wie vor der Großen Zerstörung, als mit Tamron und den Fells zwei der Sieben Reiche von den Grauwolf-Königinnen regiert worden waren.
    Raisa war entschlossen, die Kontrolle über ihre eheliche Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und eigenständig einen Plan zu entwickeln. Es war ein Unterschied, ob sie zum Wohle der Fells heiratete oder zum Werkzeug für die Ziele anderer wurde.
    Während sie sich Odenford näherten, nahm der Verkehr auf der Straße zu – viele Wagen karrten Obst und Gemüse, Korn und sogar Schweine und Hühner zum Markt. Es waren auch Studenten da, und was diese betraf, war die Vielfalt sogar noch größer. Einige fuhren in großen Kutschen und wurden von Bewaffneten und Bediensteten begleitet und hatten eigene Wagen für ihr Gepäck dabei.
    »Einjährige«, sagte Amon grinsend. »Neulinge. Sie werden eine große Überraschung erleben. Nicht umsonst bezeichnet man Odenford als den ›Großen Gleichmacher‹. Alle bekommen den gleichen Platz – ein Bett und eine Schublade darunter. Sie werden den größten Teil ihrer Sachen wieder nach Hause zurückschicken müssen oder einen Platz außerhalb der Akademie suchen, wo sie sie aufbewahren können.«
    Einige Studenten ritten einzeln oder in Gruppen auf Pferden, bei denen von blaublütigen Zugpferden bis zu Ackergäulen, von Gesunden bis zu Spatkranken alles dabei war. Wieder andere waren zu Fuß unterwegs, in abgelaufenen Schuhen und mit Rucksäcken auf den Rücken. Gemietete Kutschen klapperten vorbei und schüttelten die Studenten durch, die hinten saßen und die Augen gegen den Staub zukniffen.
    Die Schenken, die an der Straße lagen, waren alle überfüllt. Als sie gegen Mittag tatsächlich irgendwo einen Platz zum Essen fanden, waren sie von Gelehrten aus allen Sieben Reichen umgeben; es waren sogar welche von Bruinswallow und We’enhaven und den Inseln da. Der Klang der verschiedenen Sprachen brachte Raisa dazu, ihre Fremdsprachenkenntnisse erneut zu überprüfen; allerdings hatte sie das Gefühl, dass diese Leute deutlich schneller sprachen als ihre Lehrer es getan hatten.
    Die Grauwölfe trafen unterwegs auch Freunde – andere Kadetten, die wie sie unterwegs nach Wien House waren. Als neuer Kadett zog Raisa beträchtliches Interesse auf sich. Einige Jungen fingen ein Gespräch mit ihr an. Ein Soldat aus Tamron war besonders hartnäckig und drängte ihr so lange Bier und seine Schmeicheleien auf, bis Amons unnachgiebig finsterer Blick ihn vertrieb.
    »Er wirkte eigentlich ganz nett«, fand Raisa, während sie zusah, wie er sich hastig zurückzog.
    »Ich kenne ihn«, antwortete Amon geradeheraus. »Und er ist nicht nett.«
    Die Läden in den kleinen Städten und die Hausierer entlang der Straße boten Waren an, die die Studenten gebrauchen konnten – Papier in verschiedenen Farben, Federn und Löschblätter; ledergebundene Enzyklopädien von etlichen Zentimetern Dicke, die, wie der fliegende Händler behauptete, sämtliches Wissen in sich vereinten.
    Ein anderer Händler bot Zwicker feil – für Studentenaugen, die vom stundenlangen Lernen schwach geworden waren. Ein weiterer verkaufte Krüge mit Pigmenten, Papier- und Leinwandrollen, Pinsel in allen Größen, Holzblöcke und kleine, scharfe Messer, mit denen Bilder für den Modelldruck ausgestochen werden konnten.
    Die Dämmerung hatte schon fast eingesetzt, als sie endlich einen kleinen Berg erklommen – und unterhalb von sich die Akademie liegen sahen. Aus dieser Entfernung hätte sie auch eine Festung sein können, die vom Tamron geteilt und von hohen Steinmauern geschützt wurde. Tempelspitzen, mit Blattgold versehene Kuppeln und schräge Dächer erhoben sich über die Mauern und glitzerten im Licht der untergehenden Sonne, als wären sie ein mit

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