Das Exil Der Königin: Roman
besondere Verbindung zwischen beiden Gruppen.«
»Wirklich nicht?«, fragte Raisa überrascht. »Und wieso nicht?«
Er lächelte, und seine weißen Zähne blitzten in seinem sonnengebräunten Gesicht. »Jeder rotgewandete Magier-Neuling, der auf die Seite von Wien House gerät, wird höchstwahrscheinlich in den Fluss geworfen. Auf unserer Seite befinden sich überwiegend Leute aus dem Süden, und die sind nicht so wild auf irgendwas Magisches.«
»Sollten sie nicht zweimal darüber nachdenken, ehe sie sich mit einem Magier anlegen?«, fragte Raisa.
»Sollte man meinen, ja.« Amon nickte. »Aber in der Akademie herrschen strenge Regeln, was magische Angriffe betrifft. Oder besser, was jede Form von Aggression angeht. Du hast vermutlich vom Frieden von Odenford gehört, oder?«
Raisa nickte. »Es ist erstaunlich, dass sie so etwas durchsetzen können. Und da die Schule zwischen Arden und Tamron liegt, überrascht es mich, dass niemand versucht hat, die Akademie zu übernehmen.«
»Arden und Tamron hätten die Akademie mit all ihrem Reichtum und Wissen beide nur zu gern«, sagte Amon. »Arden missbilligt Mystwerk, weil dort Magier ausgebildet werden. Die Kirche von Malthus würde Mystwerk gern schließen lassen, und sie hat auch schon versucht, die Schule zu übernehmen. Aber die Fakultäten und die Studenten verteidigen sie mit allen Mitteln. Es gibt dort die mächtigsten Magier, die besten militärischen und technischen Köpfe der ganzen Sieben Reiche. Seit Langem schon hat sich niemand mehr mit ihnen angelegt.« Raisa wartete, aber Amon schien entschlossen zu sein, eine lange Geschichte kurz zu machen.
»Glaubst du, es wird für mich ein Problem werden, nach Wien House zu kommen?«
»Mein Dad hat gesagt, er würde Empfehlungsschreiben sowohl an den Master der Tempelschule wie auch an den von Wien House senden. Er hat selbst in Wien House unterrichtet und daher einigen Einfluss.« Amon machte eine Pause, als würde er darüber nachdenken, ob er weiterreden sollte oder nicht. »Aber der Master von Wien House ist Taim Askell, und der könnte schwierig werden.«
»Schwierig? Wieso?«
»Warte es einfach ab und sieh selbst«, antwortete Amon. »Ich will keine Probleme heraufbeschwören, die ansonsten vielleicht an uns vorüberziehen.« Er sah zum Himmel hoch. »Versprichst du mir, dass du zur Tempelschule gehen wirst, wenn du nicht nach Wien House kannst?«
»Warte es einfach ab und sieh selbst«, sagte Raisa keck. Ich werde reinkommen , schwor sie sich im Stillen. Ich werde meine Zeit in Odenford nicht verschwenden.
»Wenn du erkannt wirst, musst du möglicherweise augenblicklich verschwinden.« Amon verstärkte den Griff um ihre Hand.
Sie nickte. »Ich weiß. Aber ich weiß nicht, wo ich sicherer sein sollte. Irgendwo in Arden bestimmt nicht. Tamron wäre vielleicht eine Möglichkeit«, sagte sie und dachte an Liam Tomlin.
»Was wäre weiter südlich? Bruinswallow oder We’enhaven?«, fragte Amon.
»Du warst derjenige, der Odenford ins Spiel gebracht hat«, sagte Raisa. »Abgesehen davon kenne ich niemanden in Bruinswallow oder We’enhaven. Das ist mein Problem. Ich war noch nirgendwo, ich kenne niemanden außerhalb meines eigenen Reichs, bis auf die Leute, die zu meiner Namenstagsfeier gekommen sind. Ich könnte an irgendeinem Ort enden, an dem sie fremde Prinzessinnen opfern, um ihren Göttern zu huldigen.« Sie machte eine Pause, aber Amon lächelte nicht. »Ich kann mich nicht unter die Herrschaft von jemand anderem begeben. Und ich will nah genug sein, um meiner Mutter eine Nachricht schicken zu können.«
Amon zog die Augenbrauen zusammen. »Das ist nicht dein Ernst, Rai. Es ist viel zu gefährlich.«
»Sie muss erfahren, dass ich noch am Leben bin«, beharrte Raisa. »Und dass ich sie noch liebe und zurückkomme. Ich will nicht, dass sie daran irgendwie zweifelt.«
»Wie willst du ihr eine Nachricht schicken, ohne dass man sie zu dir zurückverfolgen kann?«, fragte Amon. »Da mache ich mir Sorgen, dass du Micah begegnen könntest, und du hast vor, aufzustehen und Lord Bayar zuzuwinken und zu rufen: ›He, hier bin ich!‹«
»Es ist ja nicht so, als hätte ich vor, Lord Bayar zu schreiben«, versetzte Raisa grollend.
»Das kommt aufs Gleiche raus«, gab Amon zurück. »Abgesehen davon ist es wegen des Kriegs gar nicht so einfach, eine Nachricht von Odenford zu den Fells zu schicken.«
»Ich weiß noch nicht, wie es mir gelingen wird. Aber es wird mir gelingen!«, schnappte Raisa. »Wie
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