Das Exil Der Königin: Roman
benutzen werden, und dass wir auch nie Krieg führen werden gegen jemanden, der sie benutzt?«
»Natürlich nicht, Sir«, brachte Barrett hervor. »Aber es kommt mir unwahrscheinlich vor …«
»Und genau die unwahrscheinlichen Taktiken sind es, die deinen Untergang bedeuten«, unterbrach ihn Askell. »Nicht diejenigen, auf die du vorbereitet bist. Es wäre schön, wenn unsere Feinde so kooperativ wären.« Sein Blick wanderte wieder über die Klasse. »Irgendwelche anderen Einwände? Nein? Dann sprechen wir über die eigentümliche und symbiotische Beziehung zwischen den Spirit Clans und den Amulettschwingern, die von den nördlichen Inseln gekommen sind – eine Beziehung, die während der vergangenen tausend Jahre voller Konflikte war.«
Endlich einmal war Raisa ihren Klassenkameraden ein Stückchen voraus. Aber schon bald begriff sie, dass Askell weit mehr als sie über den Einsatz von Magie während der Eroberungskriege der Magier wusste oder über den Dämonenkönig zur Zeit der Großen Zerstörung. Nach tausend Jahren Frieden im Norden war dies in ihrer Ausbildung kein vordringliches Thema gewesen.
Aber was würde die Zukunft bringen? Was würde passieren, wenn es zum Krieg zwischen Arden und den Fells kam? Raisa sah sich im Klassenraum um. Ein gutes Drittel der Studenten stammte aus Arden. Wie konnte sie die Besonderheiten der Fells nutzen, um eine Invasion aus dem Süden abzuwehren?
Eine plötzliche Stille riss sie aus ihrer Versunkenheit. Sie sah auf und stellte fest, dass alle sie ansahen. Eingeschlossen Askell.
»Es – tut mir leid, Sir. Ich vermute, ich war … abgelenkt«, stammelte Raisa und schlug im Geiste selbst auf sich ein. Sie musste mehr darauf achten, dass sie auf ihren selbst gewählten Namen reagierte.
»Nun, da Neuling … äh … Morley wieder bei uns ist, werde ich die Frage wiederholen«, sagte Askell. »Jemand fragte, ob ein Amulett, das mit der Magie eines Amulettschwingers beladen ist, auch von anderen benutzt werden kann, egal, ob er magiebegabt ist oder nicht. Ich gestehe, dass ich das nicht weiß. Ich dachte, du könntest diese Frage vielleicht beantworten, da du aus dem Norden kommst.«
»Ich … ich weiß es nicht genau, aber ich glaube nicht, dass das möglich ist«, antwortete Raisa. »Meines Wissens nach kann die Macht, die sich in einem Amulett sammelt, nur von dem Magier benutzt werden, der sie dort aufbewahrt hat.«
»Danke, Morley«, sagte Askell. »Wir sehen also, dass die Taktiken, die Alger Waterlow als Dämonenkönig angewandt hat, sowohl erfinderisch wie auch auf verheerende Weise wirksam waren.«
Einige Studenten schlugen das Zeichen von Malthus, um sich gegen Dämonenmagie zu schützen.
Askell verdrehte die Augen. »Ich würde mich lieber nicht darauf verlassen, dass der heilige Malthus uns vor magischen Angriffen schützt«, sagte er. »Also schön. Einige Gelehrte sind der Meinung, dass Waterlow nach Carthis gegangen und dort von Magiern ausgebildet worden sein könnte. Aber ich kann keine Primärquellen finden, die diese These stützen. Wir wissen, dass er sich kurz vor der Großen Zerstörung mit Königin Hanalea und einem Waffenarsenal in einer Festung auf Gray Lady verschanzt hat. Er hätte die Armeen der Sieben Reiche ewig von sich fernhalten können, wäre er nicht von jemandem aus dem Inneren Kreis verraten worden.«
Askell sah von seinen Notizen auf. »Umgebt euch mit vertrauenswürdigen Menschen«, riet er. »Wenn ihr das nicht tut, werden euch sämtliche Waffen und Taktiken auf der ganzen Welt nicht retten können.«
Als die Stunde vorbei war, packte Raisa ihre Aufzeichnungen zusammen und stopfte sie in ihre Tasche. Dann ging sie geradewegs zu Askell, der ebenfalls seine Materialien einsammelte.
»Das war hervorragend, Master Askell«, sagte Raisa und lächelte. »Danke. Ich habe so viel gelernt. Ihr habt ein erstaunliches Wissen über etwas, über das wir zu Hause nicht viel reden.«
Askell hielt inne und sah sie einen Moment lang an. »Danke, Neuling Morley«, sagte er trocken. »Auf einmal kommt es mir richtig lohnenswert vor.«
Raisa blinzelte ihn an. »Sir«, sagte sie. »Habe ich etwas falsch gemacht? Etwas, dass Euch dazu bringt, etwas gegen mich zu haben?«
Askell seufzte. »Neuling Morley, gegen jemanden etwas zu haben, setzt ein gewisses Maß an Interesse voraus, eine gewisse Beziehung oder Aufmerksamkeit, wie gegenüber einem Widersacher.« Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe nicht ausdrücklich etwas gegen dich. Aber
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