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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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allerdings Deckungsmöglichkeiten, und die gab es in den Flatlands wiederum nicht.
    Der Exerziermeister befahl schließlich aufzuhören, und Raisa übergab ihre Pike Pearlie, die sie ins Regal packte. »Talia lässt dir ihre Liebe übermitteln«, sagte Raisa. Pearlie errötete und lächelte; ihr Gesicht strahlte vor Freude.
    Raisa packte dagegen missmutig ihre Jacke und ging zum Badehaus. Überall gibt es Liebe, nur nicht für mich.
    Die Sonne ging gerade auf, als sie den Hof für ihr erstes Seminar an diesem Tag in Richtung Wien House überquerte – die Geschichte der Kriegskunst, gelehrt von Taim Askell.
    Es hatte sie überrascht zu erfahren, dass der Master selbst Neulinge unterrichtete. Askell war ein bemerkenswert guter Lehrer – leidenschaftlich, wenn es um sein Thema ging, und voller faszinierender Kenntnisse. Abgesehen davon besaß er jene praktische Erfahrung, über die viele Akademiker nicht verfügten. Seine Vorlesungen waren mit anschaulichen Beispielen aus der wirklichen Welt gespickt, und viele davon stammten aus seiner eigenen Vergangenheit. Er hatte in weit entfernten Schlachten wie in der bei Carthis gekämpft und alle möglichen Waffen und Taktiken benutzt.
    Raisa hatte die Geschichte der Sieben Reiche von ihren Lehrern auf Fellsmarch Castle gelernt, aber das hier war ein anderer Umgang mit der Geschichte. Er richtete sich auf die Kriegskunst, und er wurde durch die vielen unterschiedlichen Mitstudenten in ihrer Klasse belebt. Die Studenten kamen aus allen Gegenden der Sieben Reiche, und schon bald begriff Raisa, dass es mehr als nur eine Wahrheit über die Vergangenheit gab.
    Zwischen Arden und Tamrom, We’enhaven und Bruinswallow gab es keine natürlichen Barrieren, und so hatte zwischen ihnen und sogar den Inselreichen immer reger Austausch geherrscht. Die Reiche des Südens waren durch Bräuche, Sprache und Glauben miteinander verbunden – ihnen lag eine gemeinsame Weltsicht zugrunde.
    Die Fells dagegen waren – nicht nur – durch ihre Berge isoliert und von ihren eigenen Problemen verzehrt worden. Infolgedessen wurden die Leute in den Bergen zum Gegenstand etlicher Spekulationen und Fehlinformationen.
    Das wenige, das die Flatlander über die Fells wussten, erfuhren sie über die Händler, die aus den Bergen kamen und Metallgegenstände verkauften, Schmuck und andere Waren, die die Clans anfertigten. Im Gegenzug kauften sie Nahrungsmittel ein, die in der tiefen Erde im wärmeren Flatland-Klima wuchsen. Clan-Händler waren exotische, ja, romantische Gestalten, die für die Kunst des Geschichtenerzählens bekannt waren.
    Raisa war in den meisten Klassen die Einzige von den Fells.
    Wie üblich kam sie im letzten Augenblick vom Badehaus ins Klassenzimmer gewischt, sodass sie gezwungen war, sich in die erste Reihe zu setzen, während Askell gerade zum Podium schritt. Schnell nahm sie Tinte und Papier aus ihrer Tasche, denn in Askells Unterricht machte sie sich stets Notizen.
    Er breitete seine Unterlagen aus und ließ seinen Blick über die Klasse schweifen, wie er es immer tat. Heute musterte er Raisa auffällig lange. Sie richtete sich auf und hielt seinem Blick stand.
    »Heute Morgen werden wir über den Einsatz von Magie in Kriegszeiten sprechen«, begann er. »Deshalb wird sich dieser Unterricht besonders mit den Amulettschwingern der Fells und den Spirit Clans beschäftigen, obwohl das Gleiche auch für einige Elemente in Carthis gilt.«
    Ein Raunen ging durch die Klasse, wie ein steifer Wind, der durch Espen weht.
    Raisa klopfte mit ihrer Feder auf den Tisch; sie war überrascht, dass der Master für die Magier den Begriff der Fells benutzte, der auch im Norden verwendet wurde. Die meisten Ardener bezeichneten Magier als Blasphemiker und Götzendiener und die Clans als Heiden und Wilde.
    Als hätten ihre Gedanken ihn dazu veranlasst, hob ein Neuling aus Tamron die Hand. Es war Barrett, derjenige, auf den Talia sie beim Frühstück hingewiesen hatte.
    »Müssen wir damit wirklich unsere Zeit vergeuden? Niemand von uns wird solche Taktiken jemals anwenden.« Der Kadett tat, als hätte Askell vorgeschlagen, sich eine Stunde lang mit Teufelsbeschwörung oder Foltertechniken zu beschäftigen.
    Nein, berichtigte Raisa sich, Foltertechniken wären wahrscheinlich eher auf Zustimmung gestoßen.
    »Neuling Barrett, sollen wir dann also annehmen, dass du die Gabe besitzt, in die Zukunft zu sehen?«, fragte Askell. »Kannst du uns allen hier versprechen, dass wir niemals magische Taktiken

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