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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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nächsten Satz stand nämlich, daß das Schiff einen distinguierten Herrn befördert hatte, den Schiffseigner Ronald Stewart. Aufgeregt las sie weiter. Ronald war auf dem Weg nach Schweden gewesen, um dort die Fertigstellung eines neuen Schiffes, The Sea Spirit, zu überwachen, das er in Auftrag gegeben hatte.
    Hastig überflog sie die weiteren Reiseeintragungen. Doch über Ronald wurde nur noch mitgeteilt, daß er das Schiff nach einer ereignislosen Überfahrt in Liverpool verlassen hatte.
    Kim klappte das Buch zu und stieg schnell vom Dachboden in den Weinkeller hinunter. Dort öffnete sie das Bibelkästchen und nahm die Urkunde heraus, die sie bei ihrer letzten Suchaktion gefunden hatte. Ein Blick auf das Datum bestätigte ihre Vermutung: Elizabeth hatte den Kaufvertrag unterschrieben, als Ronald auf hoher See gewesen war.
    Sie war stolz, daß sie damit ein kleines Rätsel aus Elizabeths Vergangenheit gelöst hatte. Sie legte die Urkunde zurück in das Bibelkästchen und wollte ihrer kleinen Sammlung gerade auch noch das Logbuch hinzufügen, als aus dem hinteren Buchdeckel drei Briefumschläge herausfielen, die von einem dünnen Faden zusammengehalten wurden.
    Mit zittrigen Händen hob Kim das Päckchen auf. Der obere Brief war an Ronald Stewart adressiert. Nachdem sie das Bändchen entfernt hatte, sah sie, daß alle drei an Ronald gerichtet waren. Ganz aufgeregt öffnete sie die Umschläge und nahm die Briefe vorsichtig heraus. Sie waren alle drei 1692 verfaßt worden; der erste am 23. Oktober, der zweite am 29. Oktober und der dritte am 11. November. Der Absender des ersten Briefes war Samuel Sewall:
     
    Boston
    23. Oktober 1692
    Mein lieber Freund,
     
    ich habe größtes Verständnis für Deine Niedergeschlagenheit und hoffe in Gottes Namen, daß Du in Deiner neuen Ehe wieder zur Ruhe kommen wirst. Darüber hinaus kann ich auch Deinen Wunsch nachvollziehen, die unglückliche Verbindung Deiner verstorbenen Ehefrau mit dem Prinzen der Dunkelheit geheimzuhalten; doch ich muß Dir den guten Rat geben, davon Abstand zu nehmen, beim Gouverneur einen Antrag auf Herausgabe des offenkundigen Beweisstückes zu stellen. Ich empfehle Dir, Reverend Cotton Mather in dieser Angelegenheit um Hilfe zu bitten, in dessen Keller Du die teuflischen Werke Deiner Frau hast begutachten können. Es ist mir zu Ohren gekommen, daß Reverend Mather offiziell das Recht gewährt wurde, das Beweisstück für unbefristete Zeit aufzubewahren.
     
    In Freundschaft,
    Dein Samuel Sewall
     
    Kim war frustriert; nun hatte sie zwar einen weiteren Hinweis auf das mysteriöse Beweisstück, doch wieder wurde es nicht näher beschrieben. Sie nahm sich den zweiten Brief vor. Cotton Mather hatte ihn geschrieben.
     
    Samstag, 29. Oktober
    Boston
    Sehr geehrter Herr,
     
    ich habe Ihren Brief erhalten, in dem Sie auch darauf Bezug nehmen, daß wir beide Absolventen des Harvard College sind, was mich wiederum hoffen läßt, daß Sie diese ehrwürdige Institution in wohlwollender Erinnerung haben, so daß Ihr Verstand für die Entscheidung zugänglich sein wird, die mein hochehrwürdiger Vater und ich im Hinblick auf den geeigneten Aufbewahrungsort von Elizabeths Teufelswerk getroffen haben. Sie werden sich daran erinnern, daß ich Ihnen bei unserer Zusammenkunft in meinem Haus meine Sorgen darüber anvertraut habe, daß unter Umständen auch die guten Menschen aus Salem in einen Zustand höchster Aufregung und Hysterie geraten könnten, da die Anwesenheit des Teufels durch Elizabeths Taten und ihr grauenvolles Werk eindeutig bewiesen ist. Es ist sehr unglücklich, daß meine mit Inbrunst vorgetragenen Bedenken auf keinerlei Beachtung gestoßen sind und daß meine eindringlich und mehrfach geäußerten Warnungen im Hinblick auf die Anerkennung spiritueller Beweisführung vor Gericht in den Wind geschlagen worden sind, obwohl diese Art der Beweisführung es dem Vater aller Lügen, wie ich dargelegt habe, durchaus ermöglichen könnte, sich des Körpers argloser und nichts Böses im Schilde führender Menschen zu bedienen, und in dieser Hülle sogar unsere honorigen Richter, die für ihre unermüdlichen Anstrengungen bei der Wahrheitssuche sowie für ihren Gerechtigkeitssinn, für ihre Weisheit und für ihre Güte bekannt sind, zu täuschen und dadurch den Ruf unschuldiger Menschen zu besudeln. Ich kann Ihren ehrenhaften Wunsch sehr wohl verstehen, Ihre Familie vor weiteren Demütigungen schützen zu wollen, aber ich selber bin von der tiefen Überzeugung

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