Das Experiment
schon«, nickte er. »Aber du solltest die Möglichkeit trotzdem einmal überprüfen. Wir sollten auf alle Fälle vermeiden, weitere Kapitalanteile abzugeben. Das wäre wirklich eine Schande, weil Ultra eine absolut sichere Sache ist.«
»Bist du noch genauso zuversichtlich wie damals, als wir die Firma gegründet haben?« fragte Stanton.
»Mehr denn je«, erklärte Edward. »Und meine Überzeugung wächst jeden Tag. Alles läuft sehr gut, und wenn es so weitergeht, werden wir innerhalb von sechs bis acht Monaten bei den Behörden einen Antrag auf vorläufige Präparatfreigabe stellen – und das ist wesentlich schneller als die üblichen dreieinhalb Jahre.«
»Je schneller es geht, desto besser«, sagte Stanton. »Am besten wäre, wenn ihr noch einen Zahn zulegen könntet.«
Eleanor stieß ein kurzes, spöttisches Lachen aus.
»Wir arbeiten ohnehin alle auf Hochtouren«, sagte François.
»Das stimmt«, bekräftigte Curt. »Die meisten von uns schlafen nicht mal sechs Stunden täglich.«
»Eines habe ich bis jetzt noch nicht getan«, sagte Edward. »Ich habe mit den Leuten von der Gesundheitsbehörde noch keine Verbindung aufgenommen. Dazu fehlen mir noch ein paar Versuchsergebnisse. Wahrscheinlich werden wir den Stoff sowohl gegen starke Depressionen als auch bei AIDS einsetzen können, vielleicht sogar bei Krebs.«
»Alles, was uns Zeit spart, nützt uns«, sagte Edward. »Das kann ich gar nicht oft genug sagen.«
»Ich glaube, die Botschaft ist angekommen«, nickte Edward.
»Habt ihr jetzt eine genauere Vorstellung, wie Ultra eigentlich wirkt?« fragte Stanton.
Edward bat Gloria, Stanton zu erklären, wie weit sie in ihren Forschungen vorangekommen waren. Obwohl Stanton einige Semester Medizin studiert hatte, fiel es ihm nicht ganz leicht, ihren Ausführungen zu folgen.
»Wann wird es möglich sein, mit dem Verkauf in Europa und Japan zu beginnen?« fragte er, nachdem er sich Glorias Erläuterungen eine Weile hatte durch den Kopf gehen lassen.
»Das werden wir dann sagen können, wenn wir mit den klinischen Versuchen begonnen haben«, erklärte Edward. »Aber erst wenn wir die Anmeldung bei der FDA gemacht haben.«
»Wir müssen das irgendwie beschleunigen«, sagte Stanton. »Es ist verrückt! Da haben wir ein Milliardenpräparat und könnten pleite gehen.«
»Augenblick mal«, sagte Edward plötzlich, und alle Augen richteten sich auf ihn. »Mir ist gerade eine Idee gekommen, wie wir Zeit sparen könnten. Ich werde das Präparat selbst nehmen.«
Im Raum trat abrupt Stille ein, nur das Ticken einer Uhr auf dem Kaminsims und die heiseren Schreie der Möwen unten am Fluß waren zu hören.
»Ist das klug?« fragte Stanton.
»Verdammt, ja!« sagte Edward, der sich zunehmend an seiner eigenen Idee begeisterte. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich nicht schon früher darauf gekommen bin. In Anbetracht der Toxizitätsuntersuchungen, die wir bereits abgeschlossen haben, habe ich nicht die geringsten Bedenken, Ultra zu nehmen.«
»Das ist richtig, Toxizität konnten wir nicht feststellen«, sagte Gloria.
»Gewebekulturen gedeihen von dem Zeug anscheinend prächtig«, sagte David. »Vor allem neutrale Zellkulturen.«
»Ich halte das für keine besonders gute Idee«, sagte Kim, die damit zum ersten Mal das Wort ergriff. Sie stand in der Tür zum Vorraum.
Edward warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ich halte es für eine grandiose Idee.«
»Und wie ist damit Zeit zu sparen?« fragte Stanton.
»Nun, wir werden alle Antworten schon haben, bevor wir mit den klinischen Versuchen beginnen«, sagte Edward. »Denk doch, wie leicht es uns fallen wird, die Klinikprotokolle vorzubereiten.«
»Ich werde es ebenfalls nehmen«, sagte Gloria.
»Ich auch«, schloß sich Eleanor ihnen an.
Der Reihe nach stimmten auch die anderen zu und erklärten, es sei eine fabelhafte Idee.
»Wir können alle unterschiedliche Dosierungen nehmen«, sagte Gloria. »Sechs Leute liefern uns sogar ein Mindestmaß an statistischer Verwertbarkeit.«
»Wir könnten die Dosierung blind bestimmen«, schlug François vor. »Auf die Weise wissen wir nicht, wer die höchste und wer die niedrigste Dosis hat.«
»Ist es nicht verboten, im Experimentierstadium befindliche Präparate einzunehmen?« fragte Kim.
»Von wem sollte das verboten sein?« fragte Edward und lachte. »Das müßte die Vorschrift eines Ermittlungsausschusses sein. Und soweit es Omni betrifft, sind wir der Ermittlungsausschuß, und wir haben keinerlei Vorschriften
Weitere Kostenlose Bücher