Das Experiment
unternehmen waren zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ebenso wie sie das bei ihrem Vater gewollt hatte, wollte sie auch Edward gefällig sein, weil ihr seine Zuneigung und seine Wertschätzung wichtig waren. Außerdem, redete Kim sich ein, stand Edward unter ungeheurem Druck und brauchte sie.
Sie ließ den Wagen an und fuhr in die Stadt, um einzukaufen. Sie wollte Edward nicht verlieren, aber in den letzten Wochen hatte sie den Eindruck gewonnen, daß er, je mehr sie sich um ihn bemühte, immer anspruchsvoller wurde.
In Anbetracht der knappen Zeit, die ihr zur Verfügung stand, entschied Kim sich für gegrillte Steaks mit Salat und heißen Brötchen. Zu trinken gäbe es Wien oder Bier. Als Nachtisch kaufte sie frisches Obst und Eiskrem. Um drei Viertel sechs waren die Steaks in Marinade eingelegt, der Salat vorbereitet, und die Brötchen warteten nur noch darauf, in den Backofen geschoben zu werden. Das Feuer im Grill brannte bereits.
Sie eilte ins Bad und duschte schnell. Dann ging sie nach oben und zog sich um, kehrte wieder in die Küche zurück und legte Servietten und Geschirr bereit. Sie war gerade dabei, den Tisch im Eßzimmer zu decken, als Stantons Mercedes vor dem Haus hielt.
»Sei mir gegrüßt, Cousinchen.« Stanton gab Kim einen Kuß auf die Wange.
Kim begrüßte ihn und fragte, ob er ein Glas Wein wolle. Stanton nahm dankend an und folgte ihr in die Küche.
»Ist das der einzige Wein, den du im Haus hast?« fragte Stanton und verzog das Gesicht, als Kim eine Drei-Liter-Flasche öffnete.
»Ich fürchte, ja«, antwortete sie.
»Dann nehm’ ich lieber ein Bier.«
Während Kim mit ihren Vorbereitungen beschäftigt war, lümmelte Stanton sich auf einen Hocker und sah ihr beim Arbeitenzu. Er erbot sich nicht zu helfen, aber das machte Kim nichts aus. Sie hatte alles im Griff.
»Ich sehe, du und Buffer, ihr beide kommt gut zurecht«, meinte Stanton. Edwards Hund lief Kim dauernd vor den Füßen herum. »Das beeindruckt mich richtig. Er ist ein ziemlich widerlicher Köter.«
»Ich und mit Buffer zurechtkommen?« Kim verzog das Gesicht. »Das soll wohl ein Witz sein. Meinetwegen ist der jetzt ganz bestimmt nicht hier, der riecht die Steaks. Gewöhnlich ist er bei Edward im Labor.«
Sie überprüfte die Backofentemperatur und schob die Brötchen hinein.
»Wie gefällt es dir denn in diesem Cottage?« fragte Stanton.
»Gut«, sagte Kim. Dann seufzte sie. »Wenigstens im großen und ganzen. Im Augenblick dreht sich alles ums Labor. Edward ist meistens ziemlich gereizt, das liegt an dem Zeitdruck.«
»Allerdings«, seufzte Stanton.
»Und Harvard macht ihm Ärger«, sagte Kim. Daß das gleiche für Stanton galt, sagte sie bewußt nicht.
»Ich hab’ ihn von Anfang an deswegen gewarnt«, sagte Stanton. »Harvard wird nicht so tun, als ob nichts wäre, wenn sie dahinterkommen, wieviel Geld hier zu verdienen ist. Die Universitäten sind in solchen Dingen in letzter Zeit recht empfindlich geworden, ganz besonders Harvard.«
»Ich fände es schade, wenn er seine akademische Laufbahn aufs Spiel setzen würde«, sagte Kim. »Bevor die ganze Geschichte losging, war der Lehrberuf seine große Liebe.«
Sie war damit beschäftigt, den Salat anzumachen.
Stanton sah ihr zu und sagte nichts, bis er einen Blick von ihr auffing. »Kommt ihr beide miteinander klar?« fragte er. »Ich will ja nicht neugierig sein, aber seit ich mit Edward näher zusammenarbeite, habe ich festgestellt, daß mit ihm gar nicht so einfach auszukommen ist.«
»In letzter Zeit war es ein wenig stressig«, gab Kim zu. »Der Umzug war doch mit mehr Arbeit verbunden, als ich erwartet hatte, aber da hatte ich natürlich auch Omni nicht berücksichtigt. Wie gesagt, Edward steht in letzter Zeit ziemlich unter Druck.«
»Nicht nur er«, sagte Stanton.
Die Haustür ging auf, und Edward und seine Mitarbeiterkamen herein. Kim begrüßte sie und gab sich redlich Mühe, für gute Stimmung zu sorgen, aber das war nicht leicht. Alle waren gereizt, sogar Gloria und David. Anscheinend hatte niemand große Lust gehabt, zum Abendessen ins Cottage zu gehen. Edward hatte es ihnen praktisch befehlen müssen.
Am schlimmsten war Eleanor. Sobald sie hörte, was es zu essen geben sollte, verkündete sie verdrießlich, sie esse kein rotes Fleisch.
»Was ißt du denn normalerweise?« fragte Edward.
»Fisch oder Geflügel«, sagte sie.
Edward sah Kim an und zog die Augenbrauen hoch, als wolle er sagen: »Was machen wir jetzt?«
»Ich kann einen Fisch
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