Das Experiment
westlichen Horizont. Es war Herbst, und bald würde es Winter werden. Während sie so dahinging, dachte sie vage darüber nach, was sie zum Abendessen machen sollte.
Kim hatte das Cottage fast erreicht, als sie aus der Ferne erregte Stimmen hörte. Sie drehte sich um und sah, daß Edward und sein Team aus der Isoliertheit ihres Labors herausgekommen waren.
Kim blieb verblüfft stehen und sah die Gruppe näher kommen. Selbst aus der Ferne konnte sie erkennen, daß sie recht übermütig waren, wie Schulkinder, die man gerade in die Ferien entlassen hatte. Gelächter und Geschrei hallten zu ihr herüber. Die Männer, mit Ausnahme Edwards, warfen sich gegenseitig einen Fußball zu.
Kims erster Gedanke war, daß sie irgendeine grandiose Entdeckung gemacht hatten. Je näher sie kamen, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, mit dieser Vermutung den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Sie hatte sie noch nie so gut gelaunt erlebt. Als sie jedoch auf Rufweite herangekommen waren, nahm Edward ihr die Illusion.
»Da, schau, was du mit meinen Leuten angerichtet hast!« rief er ihr zu. »Ich habe ihnen gerade gesagt, daß du ihnen erlaubt hast, in der Burg zu wohnen, und jetzt drehen sie durch.«
Als die Wissenschaftler Kim erreicht hatten, stimmten sie unisono ein dreimaliges Hipphipphurra an und brachen in lautes Gelächter aus.
Kim merkte, daß sich ein Lächeln über ihr Gesicht gelegt hatte. Diese Ausgelassenheit war ansteckend. Sie wirkten wie Collegestudenten, die ihre Mannschaft beim Football anfeuerten.
»Deine Gastfreundschaft hat sie überwältigt«, erklärte Edward. »Sie wissen ganz genau, daß du ihnen damit einen echten Gefallen tust. Curt hat sogar ein paar Nächte im Labor auf dem Fußboden geschlafen.«
»Ihr Outfit gefällt mir«, sagte Curt zu Kim.
Kim blickte an sich herunter. Sie trug Jeans und eine Lederweste, nichts Besonderes. »Danke«, sagte sie.
»Wir möchten Sie wegen der Möbel in der Burg beruhigen«, sagte François. »Wir wissen, daß es sich um Familienerbstücke handelt, und wir werden vorsichtig damit umgehen.«
Eleanor trat vor und nahm Kim völlig unerwartet in die Arme. »Ihre Selbstlosigkeit ist beeindruckend«, sagte sie. Sie drückte Kim die Hand und sah ihr in die Augen. »Vielen herzlichen Dank.«
Kim nickte. Sie kam sich etwas hilflos vor und wußte nicht, was sie sagen sollte. Es war ihr peinlich, daß sie gegen die Idee gewesen war.
»Übrigens«, sagte Curt und drängte Eleanor beiseite, »ich wollte Sie schon fragen, ob Ihnen mein Motorrad zu laut ist. Ich kann auch gerne etwas abseits parken.«
»Ich habe nichts gehört«, sagte Kim.
»Kim!« rief Edward und trat auf der anderen Seite neben sie. »Wenn es dir jetzt paßt, könntest du allen zeigen, wo sie in der Burg schlafen sollen.«
»Ja, wir können das genausogut jetzt tun«, sagte Kim.
»Ausgezeichnet!« strahlte Edward.
Kim machte kehrt und führte die vergnügte Gruppe zur Burg. David und Gloria bemühten sich, mit ihr aufzuschließen und neben ihr zu gehen. Sie hatten unzählige Fragen über die Burg und wollten wissen, wann sie gebaut worden war und ob Kim je drin gewohnt hatte.
Als sie dann den Prachtbau betraten, brachen sie in viele Ohs und Ahs aus, besonders als sie den großen Saal und den Speisesaal mit den vielen Fahnen sahen.
Kim zeigte ihnen den Gästeflügel und schlug vor, daß die Frauen dort schlafen sollten. Eleanor und Gloria waren begeistert und entschieden sich für zwei durch eine Tür verbundene Schlafzimmer im ersten Stock.
»Dann können wir einander wecken, wenn wir verschlafen«, meinte Eleanor.
Kim zeigte ihnen, daß jeder Flügel einen separaten Eingang und eine separate Treppe hatte.
»Das ist ideal«, sagte François. »Dann brauchen wir den Mittelteil des Hauses überhaupt nicht zu betreten.«
Anschließend führte Kim ihre Gäste in den Dienstbotenflügel und erklärte, daß es dort Probleme mit der Wasserversorgung gebe, versicherte ihnen aber, daß sie gleich am nächsten Morgen einen Installateur bestellen würde. Dann zeigte sie ihnen ein Bad im Hauptteil des Hauses, das sie in der Zwischenzeit benutzen sollten.
Die Männer suchten sich ihre Zimmer aus, ohne daß es zu Meinungsverschiedenheiten kam, obwohl einige Zimmer wesentlich schöner waren als andere. Das beeindruckte Kim.
»Ich kann auch das Telefon anschließen lassen«, bot sie an.
»Machen Sie sich keine Mühe«, wehrte David ab. »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, aber nicht nötig. Wir werden
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