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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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zog es heraus, schraubte den Deckel ab, schüttelte eine der blauen Kapseln heraus und betrachtete sie. Ihr schien es unglaublich, daß diese kleine Pille all das bewirken sollte, was Edward behauptete.
    Sie sah in den Spiegel und gestand sich ein, wie sehr sie sich wünschte, selbstbewußter und weniger ängstlich zu sein. Die Versuchung war groß, diese leichte, stetige Beklemmung los zu werden. Wieder betrachtete sie die Kapsel, schüttelte dann aber den Kopf. Sie wußte, daß dieser Stoff keine Lösung war. Im Laufe der Jahre hatte sich in ihr die Meinung verfestigt, daß sie am besten auf die altmodische Art mit ihren Problemen klarkam, also mit Einsicht, etwas Schmerz und Anstrengung.
     
    Als Kim später am Abend bequem im Bett lag und las, hörte sie, wie die Haustür zugeschlagen wurde. Sie zuckte zusammen, sah auf die Uhr und stellte fest, daß es kurz vor elf war.
    »Edward?« rief sie beunruhigt.
    »Ich bin’s«, rief Edward und eilte zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf. Er steckte den Kopf zur Tür herein. »Ich hoffe, ich habe dich nicht erschreckt«, sagte er.
    »Es ist noch so früh«, sagte Kim. »Geht es dir gut?«
    »Könnte nicht besser sein«, sagte Edward. »Ich könnte Bäume ausreißen, und das verblüfft mich, wo ich doch schon seit fünf Uhr früh auf den Beinen bin.«
    Er ging ins Bad und putzte sich die Zähne. Dabei erzählte er lebhaft von ein paar witzigen Zwischenfällen, die sich im Labor ereignet hatten. Die Wissenschaftler spielten sich untereinander wohl hin und wieder einen harmlosen Streich.
    Während Edward so vergnügt plauderte, dachte Kim darüber nach, wie sehr sich ihre Stimmung von der aller anderen auf dem Gelände unterschied. Trotz Edwards offenkundiger Wandlung war sie immer noch angespannt, auf unbestimmte Art verängstigt und ein wenig deprimiert. Edward kam aus dem Bad und setzte sich auf ihre Bettkante. Buffer folgte ihm und versuchte, was Sheba gar nicht gefiel, aufs Bett zu springen.
    »Nein, das läßt du hübsch bleiben, du Gauner«, sagte Edward, nahm den Hund und setzte ihn sich auf den Schoß.
    »Gehst du schon zu Bett?« fragte Kim.
    »Allerdings«, erklärte Edward. »Ich muß schon um halb vier aufstehen. Hier draußen habe ich keinen Assistenten, der das für mich machen könnte.«
    »Das ist aber nicht viel Schlaf«, meinte Kim.
    »Bisher hat’s mir gereicht«, sagte Edward und wechselte abrupt das Thema. »Wieviel Geld hast du eigentlich neben diesen Grundstücken und den Häusern hier geerbt?«
    Kim blinzelte. Bei Edward war man nie vor einer neuen Überraschung sicher. Diese recht unpassende Frage war eigentlich gar nicht seine Art.
    »Du brauchst es mir nicht zu sagen, wenn es dir unangenehm ist«, sagte Edward, als er Kims Zögern spürte. »Ich frage nur, weil ich dir gern einen Anteil an Omni zukommen ließe. Ich wollte keine weiteren Aktien verkaufen, aber mit dir ist das anders. Du kannst mit einem grandiosen Ertrag rechnen, falls du interessiert bist.«
    »Ich habe mein ganzes Geld angelegt«, brachte Kim schließlich hervor.
    Edward setzte Buffer ab und hob die Hände. »Du darfst mich nicht mißverstehen«, sagte er. »Ich spiele hier nicht den Verkäufer. Ich wollte dir bloß einen Gefallen tun – als Gegenleistung für das, was du für Omni getan hast.«
    »Ich weiß das Angebot zu schätzen«, meinte Kim.
    »Wenn du nicht investieren willst, werde ich dir einige Aktien schenken«, sagte Edward. Dann tätschelte er durch die Decke ihre Beine und stand auf. »So, ich muß jetzt ins Bett. Ich sage dir, seit ich angefangen habe, Ultra zu nehmen, schlafe ich so tief, daß mir vier Stunden Schlaf völlig ausreichen. Ich habe nie gewußt, daß Schlaf etwas so Angenehmes sein kann.«
    Mit federnden Schritten ging Edward ins Bad zurück und fing wieder an, sich die Zähne zu putzen.
    »Übertreibst du nicht ein bißchen?« rief Kim.
    Edward steckte den Kopf wieder in ihr Zimmer. »Was meinst du damit?« fragte er und preßte die Unterlippe über die Zähne.
    »Du hast dir die Zähne schon geputzt«, sagte Kim.
    Edward sah seine Zahnbürste an, als ob sie die Schuldige wäre. Dann schüttelte er den Kopf und lachte. »Langsam werde ich zum zerstreuten Professor«, sagte er.
    Kim blickte auf Buffer hinab, der sich vor ihrem Nachttisch aufgebaut hatte. Er bettelte um ein paar Biscotti, die sie vorher aus der Küche mit heraufgebracht hatte.
    »Dein Hund scheint Hunger zu haben«, rief Kim zu Edward hinüber, der jetzt in seinem Zimmer

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