Das Experiment
nur zum Schlafen hier sein. Wir können das Telefon im Labor benutzen.«
Es gab noch eine kurze Diskussion über Schlüssel, und man kam überein, die Türen der beiden Flügel zunächst unversperrt zu lassen. Kim würde, sobald sie dazu kam, Schlüssel machen lassen.
Nach einer Runde heftigen Händeschüttelns und einigen Umarmungen und Dankesbezeugungen fuhren die Wissenschaftler los, um ihr Gepäck zu holen. Kim und Edward gingen zum Cottage zurück.
Edward war glänzend gelaunt und bedankte sich immer wieder bei Kim für ihre Großzügigkeit.
»Du hast wirklich entscheidend dazu beigetragen, die Atmosphäre im Labor zu verbessern«, sagte Edward. »Du hast es ja selbst gesehen: Die sind über alle Maßen entzückt. Ich bin überzeugt, daß sich das in ihrer Arbeit niederschlagen wird. Somit hast du das ganze Projekt positiv beeinflußt.«
»Das freut mich wirklich«, sagte Kim; sie fühlte sich noch schuldbewußter, weil sie zunächst gegen den Vorschlag gewesen war.
Sie erreichten das Cottage, und Kim war überrascht, daß Edward sie nach drinnen begleitete. Sie hatte gedacht, er würde gleich wieder ins Labor gehen.
»War nett von diesem Monihan, daß er vorbeigekommen ist«, sagte Edward.
Kim blieb der Mund offenstehen.
»Ich könnte jetzt ein Bier gebrauchen«, sagte Edward. »Wie steht’s mit dir?«
Kim schüttelte den Kopf. Sie war sprachlos. Als sie Edward in die Küche folgte, nahm sie sich vor, mit ihm über ihre Beziehung zu sprechen. Es war eine Ewigkeit her, daß er so gut gelaunt gewesen war.
Edward ging an den Kühlschrank. Kim setzte sich auf einen Hocker. Gerade als sie das Thema ansprechen wollte, knackte Edward den Verschluß der Bierdose und versetzte ihr den nächsten Schock.
»Ich möchte mich bei dir entschuldigen, weil ich den ganzen Monat so widerwärtig war«, sagte er. Er trank einen Schluck,stieß auf und entschuldigte sich. »Ich habe die letzten zwei, drei Tage darüber nachgedacht und weiß, daß ich schwierig, rücksichtslos und unaufmerksam war. Ich will auch die Schuld nicht auf andere schieben, aber ich stand die ganze Zeit unter mächtigem Druck von Stanton, von Harvard und den Wissenschaftlern und auch von mir selbst. Trotzdem hätte ich nicht zulassen dürfen, daß sich diese Dinge zwischen uns stellen. Noch einmal: Ich bitte dich sehr, mir zu verzeihen.«
Edwards Zerknirschung verblüffte Kim. Damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet.
»Ich sehe, du bist verstimmt«, sagte Edward. »Du mußt jetzt nichts sagen, wenn du nicht willst. Ich kann mir gut vorstellen, daß du ziemlich sauer auf mich bist.«
»Aber ich möchte mit dir reden«, sagte Kim. »Ich habe mir schon eine ganze Weile vorgenommen, mit dir zu sprechen, besonders seit Freitag. Ich war nämlich in Boston bei einer Therapeutin, bei der ich vor Jahren schon einmal in Behandlung war.«
»Ich bin froh, daß du die Initiative ergriffen hast«, sagte Edward.
»Sie hat mich zum Nachdenken über unseren Umgang miteinander veranlaßt«, sagte Kim. Sie blickte auf ihre Hände. »Ich habe mir überlegt, ob es für uns im Augenblick wirklich das Richtige ist zusammenzuleben.«
Edward stellte seine Bierdose ab und ergriff ihre Hände. »Ich kann verstehen, wie dir zumute ist«, sagte er. »Und in Anbetracht meines Verhaltens in jüngster Zeit habe ich dafür auch Verständnis. Aber ich habe meine Fehler eingesehen und will mich bessern.«
Kim setzte an, etwas zu sagen, aber Edward ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Das einzige, worum ich dich bitte, ist, den Status quo noch ein paar Wochen aufrechtzuerhalten; ich bleibe in meinem Zimmer und du in deinem«, sagte er. »Wenn du am Ende dieser Probezeit meinst, daß wir nicht zusammenbleiben sollten, dann ziehe ich zu den anderen in die Burg.«
Kim überlegte. Edward hatte sie mit seiner Einsicht und seiner Zerknirschtheit beeindruckt, und sie hatte das Gefühl, daß sein Angebot aufrichtig gemeint war.
»Also gut«, sagte sie schließlich.
»Wunderbar!« strahlte Edward. Er zog sie an sich.
Kim hielt sich zurück, es fiel ihr schwer, ihren Gefühlen so schnell eine neue Richtung zu geben.
»Das wollen wir feiern«, sagte Edward. »Laß uns zusammen essen gehen – nur du und ich.«
»Ich weiß, daß du dafür keine Zeit hast«, sagte Kim. »Aber ich weiß dein Angebot zu schätzen.«
»Unsinn!« widersprach ihr Edward. »Ich nehme mir eben die Zeit. Gehen wir doch wieder in die Wirtschaft, in der wir bei unseren ersten Besuchen waren. Erinnerst du
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