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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Katherine.
    »Und wie haben Sie’s gefunden?« wollte Kim wissen.
    »Das ist das Allerbeste dran«, sagte Katherine. »Ich habe mir den Brief von Increase Mather noch einmal durchgelesen, und sein Hinweis auf eine juristische Fakultät hat mich dazu veranlaßt, die Datenbank der Bibliothek der juristischen Fakultät anzurufen – so bin ich auf den Namen gestoßen. Ich habe keine Ahnung, warum in unserer Datenbank kein Querverweis zu finden ist. Jedenfalls ist das Buch dem großen Feuer nicht zum Opfer gefallen.«
    »Ich dachte, damals sei alles verbrannt«, sagte Kim.
    »So ziemlich alles«, gab Katherine ihr recht. »Zu unserem Glück haben etwa zweihundert Bücher das Feuer überlebt, weil sie damals ausgeliehen waren. Jedenfalls habe ich herausgefunden, daß die juristische Fakultät das Buch 1818 von der Hauptbibliothek bekommen hat.«
    »Haben Sie das Buch selbst schon gefunden?« fragte Kim aufgeregt.
    »Nein, dazu hatte ich noch keine Zeit«, erwiderte Katherine. »Ich schlage vor, Sie rufen Helen Arnold, die Archivarin der juristischen Fakultät, an. Ich werde ihr Montag früh Bescheid sagen, daß Sie sich bei ihr melden werden.«
    »Ich gehe am Montag nach der Arbeit gleich selbst hin«, sagte Kim eifrig. »Ich habe um drei Uhr Schluß.«
    »Dann klappt’s bestimmt«, erklärte Katherine. »Ich sage es Helen.«
    Mit neuer Begeisterung machte sich Kim, nachdem sie ihr Mittagessen beendet hatte, wieder an die Arbeit auf dem Dachboden. Nächste Woche, wenn sie wieder im Krankenhaus arbeiten würde, würde sie nicht mehr so leicht die Zeit dazu finden.
    Sie arbeitete konzentriert bereits den ganzen Nachmittag, als ihr ein ähnlicher Glückszufall widerfuhr wie Kinnard. Sie öffnete eine Schublade und zog einen Brief heraus, der an Ronald adressiert war! Er stammte wieder von Samuel Sewall, und das Datum verriet Kim, daß der Brief wenige Tage vor Elizabeths Hinrichtung abgeschickt worden war.
     
    15. Juli 1692
    Boston
    Sehr geehrter Herr Stewart,
     
    ich komme gerade von einem gemütlichen Abendessen mit Reverend Cotton Mather. Wir haben uns über das traurige Los Ihrer Frau unterhalten und sind voll Betrübnis für Sie und Ihre Kinder. Reverend Mather hat sich in höchst großzügiger Weise bereit erklärt, Ihre geistig verwirrte Frau in seinem Haus aufzunehmen, um sie zu kurieren, so wie er das mit großem Erfolg bei dem beklagten Goodwin-Mädchen getan hat, wenn sie nur in der Öffentlichkeit ein Geständnis ablegen und den Bund widerrufen würde, den sie mit dem Fürsten der Finsternis eingegangen ist. Reverend Mather ist überzeugt, daß Elizabeth als kritische Augenzeugin Beweise und Argumente liefern kann, die das Sadduzäertum dieser gequälten Zeit widerlegen. Andernfalls kann und wird Reverend Mather sich nicht gegen die Vollstreckung des Urteilsspruch des Gerichts verwenden. Glauben Sie mir, daß da keine Zeit zu vergeuden ist. Reverend Mather glaubt fest daran, daß Ihre Frau uns alles über die Angelegenheiten der unsichtbaren Welt lehren kann, die unser Land bedroht. Gott segne Ihre Mühe. Ich verbleibe
     
    als Ihr Freund
    Samuel Sewall
     
    Kim starrte ein paar Minuten lang zum Fenster hinaus. Der Tag hatte blau und wolkenlos begonnen, aber jetzt trieben aus dem Westen finstere Wolken heran. Von ihrem Platz aus konnte sie das Cottage inmitten der Birken stehen sehen, deren Blätter sich jetzt zu hellem Gelb verfärbt hatten. Der Anblick des alten Hauses im Verein mit dem Brief versetzte Kim dreihundert Jahre in die Vergangenheit, und sie konnte die ganze Panik verspüren, die Elizabeths bevorstehende Hinrichtung auslöste. Sicher war der Brief, den sie gerade gelesen hatte, eine Antwort auf Ronalds verzweifeltes Bemühen, das Leben seiner Frau zu retten.
    Kims Augen füllten sich mit Tränen. Sie malte sich die Qualenaus, die Ronald durchlitten haben mußte, und fühlte sich schuldig, weil sie anfangs so argwöhnisch gegenüber Ronald gewesen war.
    Schließlich stand sie auf, steckte den Brief in seinen Umschlag zurück und trug ihn hinunter in den Weinkeller, wo sie ihn mit den anderen Schriftstücken in der Bibelkassette verwahrte. Dann verließ sie die Burg und ging zum Cottage zurück.
    Als sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, verlangsamte sie ihre Schritte, sah zum Labor hinüber und blieb dann ganz stehen. Sie sah auf die Uhr. Noch nicht ganz vier. Warum sollte sie die Wissenschaftler nicht noch einmal zum Abendessen wie vor vierzehn Tagen einladen?
    Mit diesem Gedanken

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