Das Experiment
und ging die Treppe hinunter. Auf halber Höhe erstarrte sie. Die Haustür stand weit offen.
Zuerst war Kim unfähig, sich zu bewegen. Der erschreckende Gedanke, daß diese Kreatur im Haus war und sie jeden Moment anfallen konnte, lähmte sie förmlich.
Kim lauschte, konnte aber nur den Chor der letzten Baumfrösche hören. Eine kühle, feuchte Brise wehte durch die offene Tür herein und ließ Kim frösteln; es regnete leicht.
Im Haus war es totenstill. Kim ging langsam die Treppe hinunter, blieb nach jedem Schritt stehen und versuchte irgendein verräterisches Geräusch zu hören. Aber im Haus blieb es still.
Jetzt hatte Kim die Tür erreicht und griff nach dem Knauf. Ihr Blick wanderte von dem dunklen Eßzimmer in den Salon, dann schob sie langsam die Tür zu. Sie hatte Angst, sich zu schnell zu bewegen, aus Sorge, damit einen Angriff herauszufordern. Die Tür war beinahe zu, als sie nach draußen sah und ihr der Atem stockte.
Sheba saß vielleicht sechs Meter vor dem Haus mitten auf dem Plattenweg. Den Nieselregen nahm sie nicht zur Kenntnis, sondern leckte sich ruhig die Pfoten.
Zuerst wollte Kim ihren Augen nicht trauen, da sie gedacht hatte, die Katze sitze auf ihrem Bett. Offenbar hatte Sheba gespürt, daß die Haustür offenstand, und war hinuntergelaufen, um die Chance zu nutzen, ins Freie zu kommen.
Kim atmete ein paarmal tief durch, um das drückende Gefühlder Benommenheit los zu werden, das sie erfaßt hatte. Voller Angst vor dem, was draußen im Dunkeln lauern mochte, zögerte sie, das Tier zu rufen, das wahrscheinlich doch nicht reagiert hätte.
Kurzentschlossen schlüpfte sie nach draußen. Nachdem sie sich hastig umgesehen hatte, rannte sie zu der Katze, packte sie und drehte sich um – nur um zu sehen, wie die Tür sich schloß.
Mit einem stummen »Nein!« auf den Lippen sprang Kim mit einem Satz auf die Tür zu – zu spät! Sie schloß sich mit einem schweren Dröhnen.
Kim versuchte vergeblich, die Tür zu öffnen. Sie drückte mit der Schulter dagegen, aber das half nichts. Mit hochgezogenen Schultern, als könne sie sich damit vor dem kalten Regen schützen, drehte Kim sich langsam um. Sie fröstelte vor Angst und Kälte.
Sheba beklagte sich hörbar, wehrte sich und wollte heruntergelassen werden. Kim streichelte sie und entfernte sich ein paar Schritte vom Haus; sie warf einen prüfenden Blick auf die Fenster in der Vorderfassade, aber alle waren geschlossen. Sie drehte sich um und sah zum Labor hinüber, wo jetzt endlich die Lichter ausgeschaltet worden waren. Ihr Blick wanderte weiter zur Burg. Die Burg war weit weg, aber sie wußte, daß die Eingangstüren zu den Flügeln nicht abgesperrt waren.
Plötzlich hörte Kim, wie etwas Großes, Schweres sich im Kies neben dem Haus bewegte. Sie konnte nicht da bleiben, wo sie jetzt war, und rannte deshalb links um das Haus herum, weg von dem Tier, das sich an ihren Mülltonnen zu schaffen gemacht hatte.
Verzweifelt versuchte Kim, die Küchentür aufzubekommen; aber auch sie war abgesperrt. Sie stieß einige Male mit der Schulter dagegen, aber das hatte keinen Sinn. Das einzige, was sie damit erreichte, war, daß die Katze zu jammern begann.
Sie drehte sich um und spähte zum Schuppen hinüber. Die Katze an sich gepreßt und die Taschenlampe wie eine Keule haltend, rannte Kim so schnell ihre Pantoffeln es erlaubten. Als sie den Schuppen erreichte, löste sie den Haken an der Tür, öffnete sie und zwängte sich in den dunklen Innenraum.
Sie zog die Tür hinter sich zu. Rechts von der Tür konnte man durch ein winziges schmutziges Fenster einen Teil des Gartenshinter dem Cottage sehen. Die einzige Beleuchtung war das wenige Licht, das aus ihrem Schlafzimmerfenster fiel.
Eine schwerfällig wirkende Gestalt kam jetzt um das Haus herum und schlug dieselbe Richtung wie sie ein. Es war ein Mensch, nicht etwa ein Tier, aber er verhielt sich höchst eigenartig. Kim sah, wie er Witterung nahm, so wie das Tiere tun. Er wandte sich in ihre Richtung und starrte offenbar zu dem Schuppen herüber. In der Dunkelheit konnte sie bloß eine dunkle Silhouette erkennen.
Entsetzt sah Kim, daß die Gestalt langsam und schlurfend näher kam, immer wieder schnüffelnd, als folge sie einer Witterung. Kim hielt den Atem an und hoffte, daß die Katze sich still verhielte. Als die Gestalt nur noch drei Meter entfernt war, trat Kim instinktiv einen Schritt zurück und stieß dabei gegen Werkzeuge und Fahrräder.
Jetzt konnte sie die Schritte draußen auf dem
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