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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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muß an Ultra liegen.«
    Man konnte sehen, wie Edwards Kinnmuskeln sich spannten. Er ballte die Fäuste.
    »Ich habe selbst ein paar Tage gebraucht, bis ich es mir eingestehen wollte«, fuhr David fort. »Aber ich bin jetzt ziemlich sicher, daß ich nachts draußen war, mich aber absolut nicht daran erinnere. Ich weiß auch nicht, was ich gemacht habe, aber beim Aufwachen war ich schmutzig. Und ich kann euch versichern, daß ich so etwas noch nie getan habe.«
    »Willst du damit andeuten, daß dieser Vandalismus in der Umgebung gar nicht auf ein Tier zurückzuführen ist?« fragte Gloria kleinlaut.
    »O bitte, wir wollen doch ernst bleiben«, erregte sich Edward. »Wir werden doch jetzt nicht verrückt spielen!«
    »Ich sage ja nichts anderes, als daß ich draußen war und nicht weiß, was ich getan habe«, erklärte David.
    Angst begann sich in der kleinen Schar von Wissenschaftlern breitzumachen, wobei sich zwei Gruppen herausbildeten: Edward und Eleanor fürchteten um die Zukunft des Projekts, während die anderen mehr um ihre Gesundheit bangten.
    »Wir müssen das rational betrachten«, verkündete Edward.
    »Ohne Zweifel«, pflichtete David ihm bei.
    »Das Präparat ist bis jetzt doch perfekt«, sagte Edward. »Wir haben bislang nur positive Reaktionen gehabt und Grund zu der Annahme, daß es sich um eine natürliche Substanz handelt oder etwas, was einer natürlichen Substanz sehr nahe kommt. Die Affen haben keinerlei Tendenzen hinsichtlich Somnambulismus gezeigt. Und ich persönlich mag das Gefühl, daß Ultra mir verschafft.«
    Dem stimmten alle sofort zu.
    »Tatsächlich finde ich sogar, daß es für Ultra spricht, wie wir uns selbst unter diesen Umständen noch darüber unterhalten können«, fügte Edward hinzu.
    »Du hast sicher recht«, sagte Gloria. »Noch vor einer Minute war ich vor Angst und Ekel außer mir, aber jetzt fühle ich mich schon wieder besser.«
    »Genau darauf will ich hinaus«, erklärte Edward. »Es ist ein phantastisches Präparat.«
    »Trotzdem haben wir noch ein Problem«, meinte David. »Wenn das mit dem Schlafwandeln tatsächlich stimmt und es von Ultra verursacht wird, was ich für die einzige Erklärung halte, dann ist das eine Nebenwirkung, mit der wir unmöglich rechnen konnten. Also bewirkt das Präparat in unserem Gehirn etwas Einmaliges.«
    »Ich hole meine PET-Scans«, verkündete François plötzlich. Er ging hinunter in seinen Arbeitsraum und war gleich darauf wieder da. Er legte eine Reihe von Gehirn-Scans eines Affen auf den Tisch, dem man radioaktiv markiertes Ultra gegeben hatte.
    »Ich muß euch etwas zeigen, das mir erst heute morgen aufgefallen ist«, sagte er. »Ich hatte bis jetzt noch keine Zeit, darüber nachzudenken, und es wäre mir wahrscheinlich auch nicht aufgefallen, wenn der Computer es nicht registriert hätte, als diese Bilder noch in digitaler Form waren. Wenn man genau hinsieht, baut sich die Ultra-Kombination im Rautenhirn, im Mittelhirn und im limbischen System langsam von der ersten Dosis auf und steigert sich dann deutlich, sobald ein gewisses Niveau erreicht ist. Das deutet darauf hin, daß kein stabiler Zustand erreicht wird.«
    Alle beugten sich über die Fotografien.
    »Vielleicht ist das Enzymsystem bei signifikanter Zunahme der Konzentration einfach überfordert und nicht mehr imstande, es abzubauen«, gab Gloria zu bedenken.
    »Das könnte sein«, meinte François.
    »Das bedeutet, daß wir überprüfen sollten, wieviel Ultra jeder von uns genommen hat«, sagte Gloria.
    Alle Augen richteten sich auf Edward.
    »Das scheint mir vernünftig«, sagte Edward und ging zu seinem Schreibtisch, dem er eine kleine versperrte Kassette entnahm.
    Die Gruppe erfuhr, daß Curt die höchste Dosis genommen hatte, gefolgt von David. Am anderen Ende der Skala hatte Eleanor, dicht gefolgt von Edward, die niedrigste Dosis eingenommen.
    Nach einer längeren, ruhigen Diskussion hatten sie eine Theorie über das Geschehen entwickelt. Sie nahmen an, daß Ultra mit zunehmender Konzentration die normalen, im Schlaf auftretenden Variationen des Serotoninniveaus blockierte, die Schwankungen einebnete und damit das Schlafmuster veränderte.
    Gloria meinte schließlich, daß Ultra bei noch höherer Konzentration, vielleicht an dem Punkt, wo die Kurve steil nach oben stieg, die Verbindungen des niederen oder Reptiliengehirns an die höheren Zentren in den Zerebralhemisphären blockierte. Schlaf wurde, wie andere autonome Funktionen auch, von den niederen Gehirnregionen

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