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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment
Autoren: Robin Cook
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einen Augenblick ihre Unsicherheit. »Ich finde es nicht gut, wenn du diese Geschichte in aller Öffentlichkeit breittrittst.«
    »Warum, zum Teufel, soll ich nicht darüber reden?« fragte Stanton lachend und wandte sich an Edward: »Die Stewarts haben einen geradezu absurden Komplex wegen dieser Geschichte. Obwohl das alles schon eine Ewigkeit zurückliegt, halten sie die Hinrichtung dieser Hexe für einen Schandfleck in ihrer Familienchronik.«
    »Ob du es absurd findest oder nicht, ist mir egal«, schnaubte Kim. »Jeder kann darüber denken, wie er will. Außerdem ist meine Mutter die einzige, die wegen dieser Geschichte Probleme hat. Und sie ist deine Tante und eine geborene Lewis. Mein Vater hat nie ein einziges Wort darüber verloren.«
    »Wir wollen nicht streiten«, sagte Stanton beschwichtigend. »Ich persönlich finde die Geschichte faszinierend. Ich wäre glücklich, wenn ich in meiner Familie Vorfahren hätte, die mit der Mayflower gekommen sind oder in dem Boot gesessen haben, mit dem George Washington den Delaware überquerte.«
    »Ich finde, wir sollten das Thema wechseln«, schlug Kim vor.
    »Einverstanden«, willigte Stanton gleichgültig ein und fuhrmit seinem nicht enden wollenden Trinkspruch fort. »Und jetzt zu Edward Armstrong. Stoßen wir an auf den aufregendsten, intelligentesten, produktivsten und kreativsten Neurochemiker der Welt – nein, des Universums! Ein Hoch auf den Mann aus dem armen Brooklyn, der nur unter größten Anstrengungen seinen Schulabschluß geschafft hat und der jetzt auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt ist! Auf den Mann, der seinen Flug nach Stockholm schon mal buchen sollte, denn für seine bahnbrechende Erforschung des Gehirns, der Neurotransmitter und der Quantenmechanik hat er den Nobelpreis so gut wie in der Tasche!«
    Stanton streckte den anderen nun sein Weinglas entgegen, woraufhin sie miteinander anstießen und endlich einen Schluck nehmen konnten. Als Kim ihr Glas wieder absetzte, blickte sie verstohlen zu Edward hinüber. Es war eindeutig, daß er genauso unsicher und schüchtern war wie sie.
    Stanton knallte sein leeres Glas auf den Tisch und schenkte sich Wein nach. Er registrierte mit einem kurzen Blick, daß die übrigen Gläser noch voll waren, und stellte die Flasche zurück in den Eiskübel. »Jetzt habe ich euch bekannt gemacht«, fuhr er fort, »und nun erwarte ich von euch, daß ihr euch ineinander verliebt, daß ihr heiratet und viele süße Kinder bekommt. Das einzige, was ich als Gegenleistung für meine Dienste erwarte, ist, daß Edward einwilligt, im wissenschaftlichen Beirat von Genetrix mitzuarbeiten.«
    Stanton lachte lauthals und störte sich nicht daran, daß er offensichtlich der einzige war, der seine Sprüche lustig fand. Als er sich wieder beruhigt hatte, grölte er: »Wo, zum Teufel, bleibt der Kellner. Laßt uns endlich essen!«
     
    Draußen vor dem Restaurant blieb die Gruppe stehen.
    »Was haltet ihr davon, wenn wir noch kurz um die Ecke zu Herrell’s gehen und ein Eis essen?« fragte Stanton.
    »Ich kann beim besten Willen nichts mehr essen, ich bin total satt«, stöhnte Kim.
    »Mir geht es genauso«, pflichtete Edward ihr bei.
    »Und ich esse sowieso nie Nachtisch«, bemerkte Candice.
    »Okay – soll ich jemanden nach Hause fahren?« fragte Stanton. »Mein Auto steht gleich nebenan in der Tiefgarage des Holyoke Center.«
    »Ich nehme lieber die U-Bahn«, sagte Kim.
    »Und ich kann zu Fuß nach Hause gehen«, fügte Edward hinzu.
    »Na gut, dann verlassen wir euch jetzt«, sagte Stanton. Nachdem er Edward versichert hatte, daß er sich bald wieder melden würde, nahm er Candice bei der Hand und führte sie zu seinem Auto.
    »Soll ich dich noch zur U-Bahn begleiten?« fragte Edward.
    »Ja, gerne«, erwiderte Kim.
    Während sie nebeneinander hergingen, spürte Kim, daß Edward etwas sagen wollte; kurz vor der nächsten Straßenecke rückte er mit der Sprache heraus. »Es ist so ein herrlicher Abend«, begann er und stotterte nun wieder leicht. »Hättest du Lust, noch ein wenig mit mir über den Harvard Square zu bummeln?«
    »Eine gute Idee«, erwiderte Kim.
    Sie hakte sich bei Edward ein und spazierte mit ihm zu jenem unüberschaubaren Platz, an dem die Massachusetts Avenue, der JFK Drive genannte Abschnitt der Harvard Street, die Eliot Street und die Brattle Street aufeinandertrafen. Trotz seines Namens war der Harvard Square eigentlich kein richtiger Platz, sondern eher eine Art große Kreuzung, an der mehrere
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