Das Experiment
Anruf hatte ich ja kaum noch Zeit zum Duschen, geschweige denn, mit etwas Vernünftiges zum Anziehen herauszusuchen. Außerdem macht mich mein Pony wahnsinnig.« Kim versuchte vergeblich, die Fransen zurechtzuzupfen, die ihr in die Stirn fielen.
»Ich finde dein Kleid hinreißend«, schaltete Candice sich ein.
»Keine Frage«, pflichtete Stanton ihr bei. »Kimberly, du siehst einfach phantastisch aus.«
Kim lachte. »Ich weiß natürlich, daß provozierte Komplimente nichts mit der Wahrheit zu tun haben.«
»So ein Quatsch!« widersprach Stanton. »Es ist die Wahrheit. Du bist eine attraktive, hübsche Frau, auch wenn du immer so tust, als wüßtest du das nicht. Aber das macht dich wiederum erst recht liebenswert. Wie alt bist du jetzt eigentlich, fünfundzwanzig?«
»Siebenundzwanzig«, antwortete Kim und nahm noch einen Schluck Wein.
»Siebenundzwanzig, und mit jedem Jahr wirst du hübscher«, fuhr Stanton fort und grinste schelmisch. »Für dein anmutiges Gesicht würden andere Frauen sterben. Deine Haut ist wie die eines Babypopos, du hast die Figur einer Ballerina – von deinen smaragdgrünen Augen, mit denen du selbst eine griechische Statue betören könntest, ganz zu schweigen.«
»Was für ein Quatsch«, entgegnete Kim. »An meinem Gesicht ist mit Sicherheit nichts Besonderes, meine Haut ist ganz passabel, aber sie wird nicht richtig braun, und wenn du von meiner Ballerina-Figur sprichst, dann willst du mir wohl auf nette Weise sagen, daß ich nicht gerade üppig ausgestattet bin.«
»Ich finde, du bist dir selbst gegenüber ungerecht«, schaltete Candice sich nun wieder ein.
»Vielleicht sollten wir besser das Thema wechseln«, schlug Kim vor. »Wenn wir nämlich weiter über mich reden, werde ich sicher nicht ruhiger.«
»Ich entschuldige mich für die zutreffenden Komplimente«, sagte Stanton und setzte erneut sein schelmisches Grinsen auf. »Worüber möchtest du denn reden?«
»Warum erklärst du mir nicht mal, was es mit diesem angeblichen ›Notfall‹ auf sich hat und warum du mich herbestellt hast«, forderte Kim ihn auf.
Stanton beugte sich etwas vor. »Ich brauche deine Hilfe.«
»Meine Hilfe?« fragte Kim und mußte lachen. »Der große Finanzmogul braucht meine Hilfe? Soll das ein Witz sein?«
»Ganz im Gegenteil«, erwiderte Stanton. »In ein paar Monaten werde ich mit einer meiner Biotechnologie-Gesellschaften an die Börse gehen. Die Firma heißt Genetrix.«
»Ich werde bestimmt kein Geld investieren«, sagte Kim schnell. »Du wendest dich an das falsche Familienmitglied.«
Stanton lachte laut auf. »Ich bin nicht auf der Suche nach Geld«, stellte er klar. »Es geht um etwas ganz anderes. Zufällig habe ich heute mit Tante Joyce gesprochen und…«
»Oh, nein!« unterbrach Kim ihn ärgerlich. »Was hat dir meine Mutter denn erzählt?«
»Sie hat lediglich erwähnt, daß du dich vor kurzem von deinem Freund getrennt hast«, antwortete Stanton.
Kim wurde bleich. Das flaue Gefühl, daß sie beim Betreten des Restaurants empfunden hatte, kehrte schlagartig zurück. »Ich wünschte, meine Mutter würde endlich einmal lernen, ihren Mund zu halten«, sagte sie gereizt.
»Joyce hat bestimmt keine peinlichen Details ausgeplaudert«, versuchte Stanton sie zu besänftigen.
»Das spielt gar keine Rolle«, entgegnete Kim. »Sie hat schon die persönlichsten Dinge über Brian und mich in aller Öffentlichkeit erörtert, als wir noch Teenager waren.«
»Sie hat nur gesagt, daß Kinnard nicht der richtige Mann fürdich war«, sagte Stanton. »Wobei ich ihr übrigens recht geben muß. Er ist doch ständig mit seinen Freunden auf irgendwelchen Ski- oder Angeltrips.«
»Das hört sich für mich aber ganz stark nach persönlichen Details an«, stellte Kim fest. »Und außerdem ist es übertrieben. Das Angeln hat er erst vor kurzem entdeckt. Und Skilaufen geht er einmal im Jahr.«
»Um dir die Wahrheit zu sagen – ich habe deiner Mutter kaum zugehört«, fuhr Stanton fort. »Zumindest nicht, bis sie mich gefragt hat, ob ich nicht einen passenderen Mann für dich wüßte.«
»Oh, nein!« entfuhr es Kim. Sie kochte innerlich. »Das kann doch nicht wahr sein! Sie hat dich also tatsächlich gebeten, mich mit jemandem zu verkuppeln!«
»Eigentlich ist das ja nicht meine Stärke«, bemerkte Stanton. Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Aber dann hatte ich einen Geistesblitz. Gleich nachdem Joyce aufgelegt hatte, wußte ich, wen ich dir vorstellen würde.«
»Jetzt
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