Das Experiment
meiner Facharztausbildung in Salem absolvieren muß.«
»Das hatte ich ganz vergessen«, gestand Kim.
»Das habe ich dir schon vor ein paar Monaten erzählt«, nörgelte Kinnard.
»Na gut, wenn du es sagst.« Kim fühlte sich ohnehin nicht besonders wohl und hatte nicht die geringste Lust, sich mit Kinnard zu streiten.
»Du siehst blendend aus«, stellte Kinnard fest. »Scheint dir gut zu bekommen, mit Dr. Edward Armstrong zu flirten.«
»Woher weißt du von ihm?« fragte Kim gereizt.
»Im Krankenhaus wird viel geredet«, erwiderte Kinnard. »Und da du dir eine wissenschaftliche Koryphäe ausgesucht hast, verbreitet sich das Gerücht besonders schnell. Das Verrückte ist, daßich den Kerl auch noch kenne. Ich habe während meines Forschungsjahres in seinem Labor gearbeitet.«
Kim merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß. Am liebsten hätte sie keine Reaktion gezeigt, doch sie konnte nichts dagegen tun. Kinnard versuchte mal wieder, sie auf die Palme zu bringen, und meistens gelang es ihm auch.
»Was seine wissenschaftliche Arbeit angeht, mag Edward ja ein cleveres Kerlchen sein«, fuhr Kinnard fort. »Aber ansonsten ist er, glaube ich, ein ziemlich seltsamer Kauz. Na gut, vielleicht bin ich jetzt auch ungerecht. Sagen wir mal, er ist ein Exzentriker.«
»Ich finde, er ist sehr nett und sehr aufmerksam«, widersprach ihm Kim.
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Kinnard und verdrehte die Augen. »Ich hab’ schon gehört, daß er dir jeden Tag Blumen schickt. Der Typ muß ganz schön verklemmt sein – sonst würde er doch wohl nicht so maßlos übertreiben.«
Kim wurde knallrot. Marsha hatte Kinnard also auch von den Blumen erzählt. Sie fragte sich, ob es eigentlich noch irgend etwas gab, das ihre Mutter und ihre Mitbewohnerin nicht über sie wußten.
»Jedenfalls wirst du mit Edward Armstrong sicher nie übers Skilaufen streiten müssen«, stichelte Kinnard. »So steif, wie der Typ ist, reichen dem schon ein paar Treppenstufen.«
»Du bist wirklich kindisch«, erwiderte Kim frostig, als sie die Sprache wiedergefunden hatte. »Du benimmst dich wie ein Idiot. Ich hatte dich für etwas reifer gehalten.«
»Ach, erzähl mir doch nichts«, winkte Kinnard ab und lachte zynisch. »Ich habe mich längst nach neuen Weidegründen umgesehen – wie man so schön sagt. Ich bin frisch verliebt und glücklich.«
»Freut mich für dich«, entgegnete Kim sarkastisch.
Kinnard duckte sich ein wenig, um durch die Windschutzscheibe beobachten zu können, wie der Bagger seine Arbeit wieder aufnahm. »Marsha hat mir erzählt, daß du das Haus hier renovieren läßt«, sagte er. »Zieht Doc Armstrong auch gleich mit ein?«
Kim wollte gerade nein sagen, doch dann überlegte sie es sich anders. »Wir denken darüber nach, haben uns allerdings noch nicht entschieden«, erwiderte sie.
»Dann amüsier dich gut – mit oder ohne Edward«, sagte Kinnard mit dem gleichen sarkastischen Unterton. »Viel Vergnügen für deinen weiteren Lebensweg.«
Kinnard legte krachend den Rückwärtsgang ein, fuhr ein paar Meter zurück und bremste. Dann ließ er den Motor aufheulen, trat das Gaspedal voll durch und wirbelte eine riesige Staubwolke und unzählige kleine Steinchen auf. Im Nu war er hinter den Bäumen verschwunden.
Im ersten Moment mußte Kim sich vor den herumfliegenden Steinchen schützen. Als die Gefahr vorüber war, sah sie Kinnards Auto nach, bis es außer Sichtweite war. Obwohl sie von Anfang an gewußt hatte, daß er nur gekommen war, um sie zu provozieren, hatte sie sich nicht dagegen wehren können. Sie war völlig durcheinander. Doch als sie zu dem Graben zurückging, wo die Arbeiter sich inzwischen wieder ans Werk gemacht hatten, und den Sarg von Elizabeth sah, wurde sie wieder ruhiger. Wenn sie daran dachte, welche Sorgen sich Elizabeth in ihrem Alter wahrscheinlich hatte machen müssen, dann waren ihre Probleme mit Kinnard wirklich belanglos.
Nachdem sie ihre wirren Gefühle wieder unter Kontrolle hatte, machte sie sich endlich an die Arbeit. Der Nachmittag verging wie im Flug. Die meiste Zeit verbrachte sie im Büro von Mark Stevens, der bis in die letzten Einzelheiten mit ihr besprach, wie sie die Küche und das Badezimmer gestalten wollten. Kim war voll und ganz bei der Sache. Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie ein ganzes Haus nach ihren eigenen Wünschen gestalten.
Um halb acht waren Mark und George ziemlich erschöpft; Kim hingegen hatte ihren toten Punkt längst überwunden. Erst als die beiden
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