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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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goß ihm ein Glas Wasser ein und reichte es ihm. Gierig verlangte Stanton nach einem zweiten Glas.
    »Mein lieber Junge«, staunte er. »In den letzten paar Minuten war ja ganz schön was los. Aber irgendwie hat es Spaß gemacht.«
    »Es waren ganze zwanzig Minuten«, klärte ihn Edward auf.
    »Im Ernst?« fragte Stanton.
    »Wie fühlst du dich jetzt?« wollte Edward wissen.
    »Wunderbar ruhig«, erwiderte Stanton.
    »Hältst du dich im Augenblick für besonders scharfsichtig?« fragte Edward weiter.
    »Ja«, entgegnete Stanton. »Genauso könnte man es beschreiben. Ich erinnere mich plötzlich mit einer geradezu erschreckenden Klarheit an alle möglichen Dinge.«
    »Genauso ist es mir auch ergangen«, sagte Edward. »Und wie war das mit dem Erstickungsgefühl?«
    »Was für ein Erstickungsgefühl?« fragte Stanton verwirrt.
    »Du hast doch darüber geklagt, daß du keine Luft mehr kriegst«, sagte Edward. »Außerdem bist du angeblich von Insekten gebissen worden.«
    »Daran kann ich mich nicht mehr erinnern«, mußte Stanton gestehen.
    »Macht nichts«, sagte Edward. »Das Wichtigste wissen wir ja nun: Verbindung B ruft definitiv Halluzinationen hervor. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wie es mit der dritten Verbindung steht.«
    Edward nahm seine Dosis. Genau wie bei Eleanor warteten sie ein paar Minuten. Doch es passierte nichts.
    »Mit einer Trefferquote von eins zu zwei kann ich prima leben«, stellte Edward fest. »Jetzt wissen wir also, auf welches der Alkaloide wir uns bei unseren weiteren Schritten konzentrieren müssen.«
    »Vielleicht sollten wir das Zeug einfach in Flaschen füllen und es so verkaufen, wie es ist«, sagte Stanton im Scherz. »Die Hippies hätten uns den Stoff aus den Händen gerissen. Ich fühle mich großartig, beinahe euphorisch. Natürlich kann das auch an meiner Erleichterung liegen, daß ich noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen bin. Ein bißchen Angst hatte ich schon, das muß ich zugeben.«
    »Ich habe mich nach meinem ersten Versuch auch so euphorisch gefühlt«, sagte Edward. »Da es also bei uns beiden das gleiche Gefühl hervorruft, können wir das als eine Folgewirkung des Alkaloids betrachten. Aber wie dem auch sei – ich bin sehr zuversichtlich. Ich denke, wir haben es mit einem Stoff zu tun,der auf die Psyche wirkt. Er scheint beruhigende Eigenschaften zu haben und das Erinnerungsvermögen positiv zu beeinflussen.«
    »Und wie erklärst du dir, daß man plötzlich das Gefühl hat, so klar denken zu können?« fragte Stanton.
    »Wahrscheinlich ist das auf eine allgemein erweiterte Hirntätigkeit zurückzuführen«, erklärte Edward. »Das kann bedeuten, daß diese neue Verbindung auch eine antidepressive Wirkung hat.«
    »Das ist Musik in meinen Ohren«, staunte Stanton. »Und wie geht es nun weiter?«
    »Zuerst konzentrieren wir uns auf die Chemie der Verbindung«, erklärte Edward. »Das heißt, wir entschlüsseln ihre Struktur und bestimmen ihre physikalischen Eigenschaften. Wenn wir die Struktur kennen, müssen wir herausfinden, wie man den Wirkstoff synthetisch herstellen kann, damit wir den Extrakt nicht mehr aus dem Schimmelpilz gewinnen müssen. Danach kümmern wir uns um die physiologischen Eigenschaften des Stoffs und führen Toxizitätstests durch.«
    »Toxizität?« fragte Stanton. Er wurde ein bißchen blasser.
    »Du hast doch nur eine minimale Dosis geschluckt«, beruhigte Edward ihn. »Mach dir keine Sorgen. Deswegen wirst du keine Probleme bekommen.«
    »Und wie wollt ihr die physiologische Wirkung des Stoffs untersuchen?« wollte Stanton wissen.
    »Wir werden ein mehrstufiges Verfahren anwenden«, erklärte Edward. »Du weißt vielleicht, wie die meisten Wirkstoffe mit psychedelischem Effekt funktionieren; sie imitieren einen Neurotransmitter des Gehirns. LSD etwa imitiert Serotonin. Wir werden den Stoff zuerst an einzelligen Neuronen ausprobieren und dann zu synaptisch verbundenen Mehrzellsystemen übergehen; hierbei werden wir zermahlene und zentrifugierte lebende Hirnpräparate einsetzen, und zum Schluß arbeiten wir mit intakten Nervenzellsystemen, zum Beispiel mit den Ganglien niederer Tierarten.«
    »Macht ihr keine Versuche an lebenden Tieren?« fragte Stanton.
    »Das kommt noch später«, erwiderte Edward. »Wahrscheinlich arbeiten wir mit Ratten und Mäusen, vielleicht auch mit ein paarAffen. Aber das steht noch lange nicht zur Debatte. Wir müssen uns auch noch um den ganzen molekularen Bereich kümmern. Wir müssen zum Beispiel

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