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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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die Unterlippe und kämpfte erfolgreich gegen die Tränen an. „Sie ist tot. Sie beging angeblich Selbstmord, als sie sich in den Fluss gestürzt hat.“ Ginny beugte sich vor. „Georgia Dudley – oder Schwester Mary Teresa, wie sie zuletzt hieß – hätte sich niemals das Leben genommen.“
    „Und die Mädchen aus dieser Klasse sind alle tot?“ fragte Pagillia.
    „Mich ausgenommen, ja. Und alle innerhalb von zwei Monaten. Ich habe ein wenig recherchiert, bevor ich hergekommen bin. Außer der Klasse gibt es noch einen gemeinsamen Nenner.“
    „Und der wäre?“
    „Jede der Frauen erhielt einen Anruf, bevor sie in den Tod gegangen sind. Ich weiß das, weil man entweder einen nicht aufgelegten Hörer gefunden oder mit angesehen hat, wie sie kurz vor ihrem Ende mit jemandem telefoniert haben. Bis auf Georgia, und bei ihr liegt der Fall so, dass ich es nur nicht beweisen kann.“
    „Ich verstehe das nicht. Warum sollen sechs Frauen in verschiedenen Teilen des Landes nach einem Anruf Selbstmord begehen?“
    „Das weiß ich nicht“, sagte Ginny. „Das ist der Punkt, an dem Sie ins Spiel kommen. Werden Sie mir helfen?“
    „Natürlich“, sagte Pagillia. „Ich frage mich allerdings, ob man bei den anderen Revieren etwas von diesem Zusammenhang weiß.“
    „Ich glaube nicht“, meinte Ginny. „Die Vorfälle waren so weit über das Land verstreut, außerdem ging man in jedem Fall von einem Unfall oder einem Selbstmord aus. Es gibt keinen Grund, etwas anderes zu vermuten.“
    „Dann werde ich damit anfangen“, sagte Pagillia.
    „Vielen Dank“, erwiderte Ginny und stand auf.
    „Wo kann ich Sie erreichen?“ wollte der Detective wissen.
    „Gar nicht“, sagte sie. „Ich verlasse vorübergehend die Stadt, und ich werde verständlicherweise keine Anrufe annehmen.“
    „Und wenn ich mit Ihnen reden muss?“
    „Ich rufe Sie an. Mehr kann ich Ihnen nicht versprechen. Ach ja, den Brief und die Ausschnitte können Sie behalten. Ich habe für mich Kopien gemacht.“
    Pagillia nickte. „Bleiben Sie in Kontakt mit mir.“
    „Darauf können Sie sich verlassen“, sagte Ginny und ging.
    Um fünf nach elf am Abend bog Ginny in die Einfahrt zum Hideaway Motel ein, an dessen Neonbeleuchtung etliche Buchstaben ausgefallen waren.
    Der Mann am Empfang stand auf, als sie den Raum betrat.
    „Ich brauche ein Zimmer“, sagte Ginny.
    „Eine Übernachtung?“
    Ginny zögerte, dann nickte sie.
    „Raucher oder Nichtraucher.“
    „Nichtraucher.“
    „Einzelzimmer.“
    „Ja“, sagte sie knapp.
    „Und wie bezahlen Sie?“ fragte der Mann.
    Sie legte ihre Kreditkarte auf die Theke und sah sich dann in dem Raum um, während der Mann am Empfang die Daten aufnahm. Ihre Augen brannten vor Müdigkeit, ihr Magen knurrte vor Hunger. Auf einmal wurde ihr klar, dass sie nicht mal wusste, wo sie eigentlich war.
    „Wo bin ich?“
    Der Mann blickte auf. „Wie bitte?“
    Ginny seufzte. „Ich weiß, dass ich in einem Motel bin. Ich wollte wissen, in welcher Richtung die nächste Stadt gelegen ist.“
    „Na, ich würde Hoxie nicht gerade als Stadt bezeichnen, aber der Ort liegt am nächsten. So etwa fünfundzwanzig Kilometer in diese Richtung.“
    Er zeigte nach Westen. Sie nickte und dachte daran, dass sie Hoxie bereits durchquert hatte.
    „Und welche Stadt liegt im Osten am nächsten?“
    Er überlegte einen Moment lang. „Das dürfte Memphis sein.“
    Damit hatte Ginny eine vage Vorstellung davon, wo sie sich befand, und nahm sich vor, gleich am nächsten Tag eine Straßenkarte zu kaufen. Kopflos weiterzufahren, würde ihr außer Schwierigkeiten nichts einbringen.
    „Danke“, sagte sie und ignorierte den misstrauischen Blick, den er ihr zuwarf. Sie war nicht betrunken, und sie war auch nicht high, und eigentlich war es ihr völlig egal, was er dachte. Sie brauchte nur ein Zimmer für die Nacht.
    Er legte ihr einen Ausdruck vor. „Das Zimmer kostet fünfundvierzig Dollar. Unterschreiben Sie hier.“
    Ginny unterschrieb und erhielt den Schlüssel.
    Minuten später betrat sie ihr Zimmer und verriegelte die Tür. Die Farbgebung in dem eher schäbigen Raum war entsetzlich, aber sie ignorierte sie und ging ins Bad. Als sie kurz darauf wieder herauskam, sank sie auf ihr Bett und schlief ein, noch bevor sie sich für die Nacht hatte umziehen können.
    Hoch über St. Louis begann eine 747 mit dem Landeanflug. Sullivan Dean sah aus dem Fenster auf die Stadt. Es war eine klare Nacht, und die Lichter der Stadt strahlten wie Diamanten

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