Das Experiment
Hemd. Kevin Holloway kam gerade mit zwei Dosen Cola aus dem Haus. Er trug Shorts und ein Baumwollhemd, das er nicht zugeknöpft hatte. Ginny wusste, dass sich unter seinem Hemd ebenfalls eine Waffe befand. Sie nahm an, dass Franklin Chee schlief. Allmählich gewöhnte sie sich daran, das Objekt ihrer Aufmerksamkeit zu sein, dennoch wirkten die Wachleute in der Urlaubsatmosphäre am Pool ein wenig deplatziert.
„Komm schon, Ginny, trau dich“, rief Sully.
„Ich trau mich ja“, erwiderte sie und holte tief Luft. Anstatt aber geradewegs ins Wasser zu springen, machte sie einen Satz nach vorne und tauchte dicht neben Sully ins Wasser. Sein erschrockenes Gesicht verriet ihr, dass sie ihn verblüfft hatte. Augenblicke später spürte sie seine Hände um ihre Taille, dann zog er sie nach oben. Lachend kam sie an die Oberfläche.
„Das findest du wohl witzig, wie?“ sagte er mit gespielter Verärgerung.
Sie lachte wieder, als sie ihm die Arme um den Nacken legte und sich von ihm auf den Beckenrand heben ließ.
Kevin Holloway kam und reichte ihr ein Handtuch.
„Sie hat dich gut im Griff, Sully.“
Er grinste breit. Holloway war der jüngste der drei Männer, und wenn Sully sich nicht irrte, hatte er Gefallen an Ginny gefunden. Aber weiter würde er nicht gehen, da er so wie seine Partner ein Mann war, der sich streng an die Vorschriften hielt.
„Ja, das kann man wohl sagen“, erwiderte Sully und verließ ebenfalls den Pool. „Wenn ihr auch eine Runde schwimmen wollt, übernehme ich gerne eine Schicht.“
„Danke, aber lieber nicht. Wir haben unsere Befehle. Außerdem war ich gestern Abend noch schwimmen, bevor ich ins Bett gegangen bin“, sagte Kevin und sah zu Webster. „Ich sehe mir mal wieder die Umgebung an.“
Webster nickte und trank einen Schluck aus seiner Cola-Dose, während Ginny sich auf einen Liegestuhl setzte, zurücklehnte und die Augen schloss.
Sully rieb sich gerade die Haare trocken, als sein Handy klingelte. Ginny legte sich ein Handtuch über den Kopf, um sich vor der Sonne zu schützen.
„Sullivan“, sagte er.
„Ich bins“, hörte er Dans Stimme. „Ich habe Neuigkeiten, allerdings keine guten.“
Sully versteifte sich. Mit einem Mal kam ihm die gute Stimmung albern vor, so, als hätten sie den wahren Grund für ihren Aufenthalt vergessen.
„Was gibt es denn?“
„Wir haben Fontaine gefunden.“
„Und?“
„Er ist tot.“
„Mist.“
„Das ist noch nicht alles“, fuhr Dan fort. „Er ist noch nicht lange tot. Vor gut einer Woche ist er zu seinem morgendlichen Spaziergang aufgebrochen, so wie jeden Tag seit zwanzig Jahren. Diesmal allerdings ist er von einer Pier ins Wasser gestürzt. Über ein Geländer, das 1,50 Meter hoch ist.“
„Nicht gerade das beste Sprungbrett“, murmelte Sully. „Ich nehme an, es gab keine Zeugen.“
„Da hast du verdammt Recht“, sagte Dan. „Übrigens konnte der alte Mann nicht schwimmen.“
Sully fühlte einen eiskalten Schauder.
„Denkst du, was ich denke?“ fragte Sully.
„Ja, aber wir haben uns sein Haus angesehen. Alles war in bester Ordnung. Der Hörer lag auf dem Telefon, es gibt Zeugen, die ihn auf dem Weg zur Pier gesehen haben. Er hat sich mit ihnen unterhalten, so wie jeden Morgen. Er kann also nicht in Trance gehandelt haben. Wenn er wegen diesen Frauen gestorben ist, dann hat jemand nachgeholfen.“
„Hast du die anderen Lehrer ausfindig gemacht?“
„Habe ich. Einer ist tot, der andere hat Alzheimer. Mit den beiden anderen haben wir uns unterhalten. Sie konnten sich an einen Mann erinnern, der einmal pro Woche für den Begabtenunterricht in die Schule kam. Aber sie wissen nicht mehr, wie er hieß oder wie er aussah. Er ist immer gleich gegangen, wenn der Unterricht vorüber war.“
„Na, das ist ja großartig“, sagte Sully gereizt.
Ginny nahm das Handtuch ab und sah zu ihm auf.
„Was ist los?“
Sully war zu sehr in die Unterhaltung vertieft, um ihr antworten zu können.
„Gibt es nicht sonst noch jemanden? Einen Hausmeister vielleicht … oder einen Koch? Das kann doch nicht alles sein. Irgendjemand muss sich an irgendetwas erinnern können!“
Dan seufzte. „Wir arbeiten daran, Sully. Im Buch wurde niemand sonst namentlich genannt. Wir sprechen heute noch einmal mit den Lehrern, die sich vielleicht doch noch irgendeinen Namen ins Gedächtnis zurückrufen können. Aber das ist nur ein Versuch. Wenn die Geschichten stimmen, standen die meisten dieser Leute schon damals kurz vor der
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