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Das fängt ja super an! Coming-out-Roman

Das fängt ja super an! Coming-out-Roman

Titel: Das fängt ja super an! Coming-out-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Kamrath
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Freund erzählt man doch alles, nicht wahr?«
    »Ja, aber es ist nicht so einfach, ich … nein, ich glaube, das versteht keiner.«
    »Wenn du nicht sagst, was dich bedrückt, dann kann es auch keiner verstehen.«
    »Ich kann das nicht, nicht hier.«
    »Sollen wir an den Strand gehen.«
    »Gut, ich brauche etwas frische Luft.«
    Wir zogen uns schnell Schuhe und Jacken an, denn mittlerweile war es doch deutlich kühler geworden und gingen Richtung Strand. Tim ging mit hängendem Kopf voraus und sagte kein Wort. Auch ich hielt es für besser zu warten, bis er das Schweigen brechen würde.
    Als wir etwas vom Haus entfernt waren, drehte ich mich um und sah Mike an seinem Fenster, wie er zu den Sternen blickte.
    Wir setzten uns direkt vor das Wasser und Tim starrte die leichte Brandung an. Nach einer Ewigkeit, oder zumindest kam es mir wie eine vor, blickte er zu mir und begann mit zitternder Stimme zu reden. »Also, … was ich sagen will, … als du so mit … Mike im Pool, … da habe ich … na ja, irgendwie hätte … ich … auch gern … jemanden geküsst.«
    »Hast du denn keine Freundin?«
    »Nein, will ich auch gar nicht.«
    »Hä? Ich dachte du willst auch jemanden.«
    »Das schon, aber kein Mädchen.«
    »Sondern?« Oh Gott, ich saß aber ganz schön auf der Leitung.
    »Einen Jungen. Ich bin auch schwul.«
    »Ja und, wo ist das Problem?«
    »Ich trau mich nicht mit meiner Familie darüber zu reden. Ich kann ihnen das nicht sagen, sie würden es nicht verstehen.«
    »Und warum nicht, mit Mike haben sie doch auch kein Problem.«
    »Ja, aber bei mir ist da anders. Mike war schon immer ihr Liebling und überhaupt.«
    Da hatte wohl jemand den ‘Mein Bruder ist was Besseres’-Komplex. Gott sei Dank bin ich ein Einzelkind. Da hat man solche Probleme nicht. Wobei, ich habe immer gedacht, die Eltern meiner Freunde wären netter und erlaubten ihren Kinder alles, aber man kann sich ja vieles einbilden. Und wie heißt es doch so schön ‘Einbildung ist auch eine Bildung’.
    »Aber warum sollte das denn so sein, so wie ich deine Eltern einschätze, lieben sie euch alle und werden das auch immer tun, egal was kommt?«
    »Vielleicht hast du recht.«
    »Sicher habe ich recht, also, wenn ich du wäre, würde ich es ihnen so schnell wie möglich sagen. Ach, sag mal, hast du denn schon einen süßen Boy in Aussicht?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Wie sollte er denn sein?«
    »Also, er sollte auch in meinem Alter sein, sollte kurzes, dunkles, leicht gewelltes, hellbraunes Haar haben, leuchtend grüne Augen, eine zierliche Nase, kleine Ohren, eine erotischen Kussmund, etwas kleiner als ich sollte er sein, also so etwa 1.80 m, beim Lachen sollte er Grübchen haben, er sollte keine zu großen Füße haben so etwa Größe 43, aber höchstens, sollte schlanke Hände …«
    Er wusste wirklich genau, wie er aussehen sollte und auch sein sollte. Nach etwa einer Stunde war er dann auch fertig. Wenn er diesen Menschen jemals treffen sollte, der genau seinen Vorstellungen entsprechen würde, dann hätte er wirklich die berüchtigte Stecknadel im Heuhaufen gefunden.
    »… und dann sollte er auf jeden Fall noch leicht behaart sein, also ich meine, er kann gern etwas Brustbehaarung haben, aber am Rücken sollte kein einziges Haar sein.«
    »Ist das alles?«
    »Ja, oder habe ich noch etwas vergessen? Also, sein Gesicht sollte …«
    Aber ich unterbrach ihn, denn noch einmal konnte ich mir das nicht antun.
    »Schon gut, die Frage war eigentlich mehr ironisch gemeint. So genau wie du deinen Traumtypen beschrieben hast, wirst du wohl lange suchen müssen.«
    »Das ist ja nur meine Wunschvorstellung, aber wenn es ihn gäbe, wäre es nicht so schlecht. Mir ist kalt, wollen wir reingehen?«
    »Du kannst ja schon reingehen, ich bleibe noch etwas hier.«
    »Kann ich dich allein lassen?«
    »Ja, ich will noch ein bisschen allein sein.«
    »Bitte erzähl keinem etwas von dem, was ich dir gerade gesagt habe, gute Nacht.«
    »Ist versprochen. Schlaf schön.«
    Tim ging ins Haus zurück. Ich saß im Sand und dachte an die letzten zwei Tage, in denen so viel passierte und wie glücklich ich doch jetzt war. Ich zog mir die Schuhe und Socken aus und ging durch den nassen Sand. Nachdem ich eine Weile so hin und her gegangen war, sah ich zum Haus. Alles war dunkel, nur ein Licht brannte. Es war Mikes Zimmer. Und soweit ich das sehen konnte, stand er immer noch am Fenster und schaute hinaus. Ich wollte aber noch nicht zu ihm gehen. Im Moment genoss ich es

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