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Das fängt ja super an! Coming-out-Roman

Das fängt ja super an! Coming-out-Roman

Titel: Das fängt ja super an! Coming-out-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Kamrath
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auf einmal los? Er war doch sonst immer so verständnisvoll?
    Mittlerweile war das Gewitter in vollem Gange. Es blitze und donnerte. Der Regen prasselte nur so herab und im Nu war ich völlig durchnässt. Ich lief und lief und lief, so schnell es nur ging. Immer schneller. Ich stolperte und fiel auf die Knie. Meine Hose war zerrissen, und ich blutete, aber ich stand wieder auf und lief, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her. Nur weg von hier, weg … Und vergessen! Vergessen, was gerade passiert war, an nichts mehr denken …
    Ich achtet nicht darauf, wohin ich rannte. Ich war wie in Trance. Die Straßen waren gähnend leer. Ich war ganz allein. Niemand kümmerte sich um mich. Keiner! Nur die Blitze zuckten hin und wieder herab. Das interessierte mich aber in diesem Moment kein bisschen.
    »Abschaum …, du ekelst mich an …, raus aus meinem Haus …, nie wieder sehen …«
    Ich lief einfach nur. Das Regenwasser spritzte an meinen Jeans hinauf. Es donnerte. Meine Kleidung tropfte und der Strickpulli, den ich trug, hatte sich in der Zwischenzeit völlig mit Wasser vollgesogen und drückte meine Schultern schwer nach unten. Es war dunkel, nichts zu sehen, nur die Blitze erhellten die Straße für kurze Zeit.
    Es war mir egal, alles war mir egal, nur laufen, laufen, laufen …

    22. KAPITEL

    »Sammy, …? Sammy? Kannst du mir meine Frage beantworten?«
    »Bitte?«
    »Was ist eigentlich los mit dir, seit Schulanfang bist du immer total abwesend. Hast du irgendwelche Probleme?«
    »Nein, nein. Es ist alles in Ordnung, Frau Schuhmann.«
    Die »gute« Frau Schuhmann, unsere Geschichtslehrerin. Eine vom alten Schlag. Hornbrille, Dutt, ein Kleid, das vor 20 Jahren modern war und ganz frisch sah sie auch nicht mehr aus. Und als Krönung des Ganzen gab sie auch noch mein Lieblingsfach: Geschichte. Wer hat dieses Fach eigentlich erfunden? Wenn man dann mal wenigstens aktuelle Geschichte lernen würde, aber nein. Zum zehnten Mal: Französische Revolution. 1789 – der Sturm auf die Bastille und so weiter. Aber das hat ja jeder lernen müssen.
    »Gut, wer kann mir die Antwort auf meine Frage geben? Ja, Corinna.«
    Ich hörte aber nur noch Bal, bla, bla…
    Seit dem Rausschmiss bei meinem Vater waren schon über sechs Wochen vergangen, und noch immer ging es mir nicht besser. Er rief mich nicht an, wozu auch? Ich war ja nicht mehr sein Sohn. Und ich traute mich auch nicht, mich bei ihm zu melden. Er würde mich eh nur anschreien und beschimpfen. Warum konnte er nicht so verständnisvoll reagieren, wie die anderen. Ich bin doch sein Sohn, mit dem er sich immer super verstanden hat, und das obwohl ich da auch schon schwul war, aber seit ich mich bei ihm geoutet hatte, bin ich in seinen Augen wohl nicht mehr dieselbe Person. Was ist nur los mit ihm? Wieso war er so gemein?
    »Sammy, Schule ist aus.« Tommy riss mich aus meinen Träumen …
    »Sag mal, was ist eigentlich los mit dir?«
    »Ach nichts, was sollte denn sein?«, versuchte ich abzuwehren.
    »Komm, tu nicht so, ich kenn dich, ich weiß, dass dich was bedrückt. Also sag, was ist? Immer noch wegen deinem Vater?«
    »Ja«, sagte ich traurig.
    »Hey, das renkt sich schon wieder ein.«
    »Wie du meinst. Jetzt haben wir eine Woche Herbstferien, und er kann nicht weg und muss arbeiten.«
    »Ich weiß, aber Weihnachten ist auch nicht mehr weit, und da fährst du doch zu ihm.«
    »Sicher, aber ich brauche ihn jetzt. Er fehlt mir so sehr.«
    »So, ich muss noch in die Stadt, ich hoffe du findest allein nach Hause.« Er grinste.
    »Blödmann!«
    »Und so einer wie du nennt sich Freund … Aber immerhin hast du jetzt ein Lächeln im Gesicht. Viel Spaß daheim, ich komm dann später vorbei. Bis dann.«
    »Ja, ciao! Hey, Moment, was meinst du denn mit ›Viel Spaß‹?«
    Die Frage hätte ich mir sparen können, denn Tommy, war schon weg. Also lief ich allein nach Hause.
    Als ich daheim die Tür aufschloss, war niemand zu Hause. Ich ging in mein Zimmer, warf meinen Rucksack in die Ecke und zog meine Jacke aus. Dann machte ich mich wieder auf den Weg in die Küche, um mir etwas zu essen zu holen. Als ich die Kühlschranktür öffnen wollte, entdeckte ich einen kleinen gelben Zettel, der daran klebte. Ich nahm ihn von der Tür und lass:
    »Hi Sammy, wir sind mit Danny kurz zum Einkaufen gefahren, da er noch ein paar Sachen für sein Zimmer braucht. Sind so gegen 16.00 Uhr wieder zurück. Im Tiefkühlfach ist eine Salamipizza und ich hab dir einen Vanillepudding gemacht, der im

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