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Das fahle Pferd

Das fahle Pferd

Titel: Das fahle Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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der Reinkarnation eines Küchenmädchens oder eines alten Bauern hört. Immer handelt es sich um ägyptische Prinzessinnen oder schöne babylonische Sklaven aus königlichem Geblüt. Sehr verdächtig! Aber diese Sybil – trotz ihrer Dummheit werde ich das Gefühl nicht los, dass sie wirklich seltsame Dinge fertigbringt. Ich kann mich nie so richtig ausdrücken, aber ich meine damit: Sie könnte als Werkzeug benutzt werden, gerade weil sie so einfältig ist. Ach, ich glaube nicht, dass Sie mich verstanden haben«, schloss sie zaghaft.
    »Doch, ich begreife sehr gut«, fiel Ginger ein. »Und es würde mich gar nicht wundern, wenn Sie Recht hätten.«
    »Wir sollten einmal einer solchen Séance beiwohnen«, meinte Rhoda nachdenklich. »Das könnte vielleicht ganz unterhaltsam sein.«
    »Das wirst du nicht tun«, erklärte Despard bestimmt. »Ich lasse nicht zu, dass du in solche Dinge verwickelt wirst.«
    Ein Lachen und Streiten begann. Ich kümmerte mich nicht weiter darum und horchte erst wieder auf, als Mrs Oliver sich nach den Zügen am nächsten Morgen erkundigte.
    »Sie können doch mit mir fahren«, schlug ich vor.
    Mrs Oliver sah mich zögernd an.
    »Danke. Aber ich glaube, es ist doch besser, wenn ich die Bahn nehme…«
    »Wollen Sie mich kränken? Sie wissen doch, dass ich ein zuverlässiger Fahrer bin.«
    »Darum handelt es sich nicht, Mark. Aber ich muss morgen zu einer Beerdigung und darf daher nicht zu spät in London ankommen.« Sie seufzte. »Oh, ich hasse diese Beerdigungen!«
    »Müssen Sie denn wirklich hin?«
    »Ich glaube, in diesem Fall lässt es sich nicht umgehen. Mary Delafontaine war eine sehr gute alte Freundin von mir und ich bin überzeugt, sie würde Wert darauf legen. Sie gehörte zu dieser Art Menschen.«
    »Natürlich!«, rief ich aus. »Delafontaine… das war’s!«
    Die anderen starrten mich erstaunt an.
    »Entschuldigen Sie«, murmelte ich. »Es ist nur… nun, ich fragte mich, wo ich den Namen Delafontaine kürzlich gehört hatte. Sie erwähnten ihn, nicht wahr?« Ich blickte Mrs Oliver an. »Sie erzählten, dass Sie die Dame im Krankenhaus besucht hatten.«
    »Wirklich, sagte ich das? Kann schon sein.«
    »An was ist sie denn gestorben?«
    Mrs Oliver runzelte die Stirn. »Oh, wie nennt sich das gleich? – Toxische Polyneuritis, glaube ich.«
    Ginger sah mich neugierig an; ihr Blick war scharf und durchdringend.
    Sobald wir ausgestiegen waren, erklärte ich hastig: »Ich glaube, ich sollte mir noch etwas die Beine vertreten. Nach dem üppigen Essen tut ein Spaziergang gut.«
    Ich ging rasch davon, ehe jemand den Vorschlag machen konnte, mich zu begleiten. Ich wollte allein sein und Ordnung in meine Gedanken bringen.
    Was war eigentlich alles geschehen? Darüber musste ich mir zunächst einmal Klarheit verschaffen. Begonnen hatte alles mit dieser leicht hingeworfenen, jedoch verblüffenden Bemerkung von Poppy, man könne jemanden aus dem Weg räumen lassen, wenn man sich an ›Das fahle Pferd‹ wende.
    Dann folgte die Begegnung mit Jim Corrigan und die Namenliste, die man bei Pater Gorman gefunden hatte. Auf dieser Liste standen die Namen Hesketh-Dubois und Tuckerton, was mich wiederum an jenem Abend in der italienischen Coffee Bar erinnerte und an den Streit der beiden Mädchen. Auch der Name Delafontaine war mir seltsam bekannt vorgekommen. Jetzt wusste ich es: Mrs Oliver hatte ihn in Verbindung mit einer kranken Freundin erwähnt.
    Später war ich – aus einem Grund, den ich selbst nicht recht zu erklären vermochte – zu dem Blumenladen gegangen, in dem Poppy angestellt war. Und Poppy hatte bestritten, jemals etwas von einem »Fahlen Pferd« gesagt zu haben oder auch nur den Namen zu kennen. Mehr noch: Sie bekam bei dessen Erwähnung panische Angst.
    Heute nun… hatte ich mit Thyrza Grey gesprochen.
    Aber sicher konnte es keine Verbindung geben zwischen dem »Fahlen Pferd« samt seinen drei Bewohnerinnen und dieser Liste. Weshalb um alles in der Welt stellte ich da eine Beziehung her?
    Mrs Delafontaine hatte höchstwahrscheinlich in London gewohnt. Thomasina Tuckertons Zuhause befand sich irgendwo in Surrey. Niemand auf dieser Liste, die mir Corrigan gezeigt hatte, schien etwas mit dem Ort hier zu tun zu haben. Es sei denn…
    An diesem Punkt meiner Gedanken angelangt, blickte ich auf und sah direkt vor mir das große Wirtshausschild »King’s Arms«. Das also war das Lokal, in dem jeder Fremde absteigen musste, der sich nach hierher verirrte. Es sah solide aus, mit einer

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