Das fahle Pferd
nicht für wichtig. Andererseits glaubt er, dass es Tommy sehr ernst war mit Gene, und auch er soll schwer hinter ihr her gewesen sein. Wie weit sind Sie mit der Stiefmutter?«
»Sie war verreist und kommt erst morgen zurück. Ich habe ihr einen Brief geschrieben – vielmehr durch meinen Sekretär schreiben lassen –, in dem ich sie um eine Verabredung bitte.«
»Fein; die Dinge kommen langsam ins Rollen. Ich hoffe, es wird nicht alles im Sande verlaufen.«
»Wenn wir überhaupt zu einem Ergebnis kommen.«
»Das müssen wir!«, rief Ginger erregt. »Übrigens ist mir noch etwas eingefallen. Am Anfang dieser ganzen Sache steht doch der Mord an Pater Gorman. Er wurde zu einer sterbenden Frau gerufen und danach umgebracht, weil diese ihm etwas anvertraut hatte. Was geschah nun eigentlich mit dieser Frau? Ist sie gestorben? – Und wer war sie? Dort sollten sich doch auch gewisse Hinweise finden lassen.«
»Sie ist tot und ich weiß sehr wenig über sie. Ich glaube, ihr Name war Davis.«
»Könnten Sie nicht etwas mehr über sie herausfinden?«
»Ich werde sehen, was sich tun lässt«, versprach ich.
»Wenn wir erst wissen, woher sie stammte und was sie tat, stellt sich vielleicht auch heraus, woher sie ihr Wissen bezog.«
»Ich verstehe.«
Am nächsten Morgen erreichte ich Jim Corrigan am Telefon und stellte ihm meine Fragen.
»Warten Sie… wie war das doch gleich? – O ja, wir erfuhren einiges, aber es half uns nicht weiter. Davis war nicht ihr richtiger Name, deshalb dauerten die Erkundigungen länger. Sie hieß eigentlich Archer und ihr Mann war ein kleiner Warenhausdieb. Als sie das entdeckte, verließ sie ihn und nahm wieder ihren Mädchennamen an.«
»Wo steckt der Mann jetzt?«
»Er ist tot.«
»Also nichts zu holen in dieser Richtung.«
»Nein. Auch das kleine Marktforschungsunternehmen, für das Mrs Davis zur Zeit ihres Todes arbeitete, weiß nicht mehr über sie und ihr früheres Leben.«
Ich dankte ihm und legte den Hörer auf.
23
D rei Tage später rief Ginger mich an.
»Ich habe etwas für Sie – einen Namen und eine Adresse. Schreiben Sie beides auf.«
Ich nahm Notizblock und Bleistift zur Hand.
»Ja – Sie können beginnen.«
»Der Name ist Bradley und die Adresse Municipal Square Buildings achtundsiebzig, Birmingham.«
»Zum Kuckuck, was soll das nun wieder?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Und ich glaube, selbst Poppy weiß es nicht genau«, gab Ginger zurück.
»Poppy? Stammt die Adresse aus dieser Quelle?«
»Ja. Ich habe mich gehörig an Poppy herangemacht. Habe ich Ihnen nicht gesagt, ich würde alles aus ihr herausbringen? Als sie einmal ihre anfänglichen Hemmungen überwunden hatte, ging es ganz leicht.«
»Wie haben Sie das denn angestellt?«, fragte ich neugierig.
Ginger lachte.
»Ach, das sind Dinge, die Sie nie verstehen werden. Wenn zwei Mädchen zusammen schwatzen, plappert die eine dies, die andere das – und keine hält es für wichtig. Bei Poppy jedenfalls wirkte diese Methode.«
»Also sozusagen Geheimbündelei.«
»Sie könnten es so ausdrücken. Nun, wir aßen zusammen und ich erzählte ihr einiges aus meinem Liebesleben und die verschiedenen Schwierigkeiten, die sich da auftürmten… verheirateter Mann mit einer ganz unmöglichen Frau, Katholikin, die nicht in die Scheidung einwilligt und ihm das Leben zur Hölle macht. Und dass sie invalid ist, ständig Schmerzen hat, aber noch jahrelang leben kann, dabei wäre es so viel besser, auch für sie selbst, wenn sie sterben könnte. Dann sagte ich, ich hätte etwas von dem ›Fahlen Pferd‹ gehört und möchte es gern dort versuchen, aber ich wüsste nicht recht, wie. Ob es wohl sehr teuer wäre? Poppy gab ganz harmlos zur Antwort, sie wüsste bestimmt, dass diese Leute sehr viel Geld verlangten – unglaubliche Summen. Darauf meinte ich zögernd, ich hätte wohl eine größere Erbschaft zu erwarten… was sogar stimmt, aber ich wünsche meinem guten Onkel noch ein recht langes Leben! Ob wohl die Leute mit einer Vorschusszahlung einverstanden wären? Aber das Allerschwierigste sei doch, den Kontakt herzustellen – wie man das nur machen könnte? Daraufhin plapperte Poppy diesen Namen aus. Dorthin müsse ich mich zuerst wenden, um den geschäftlichen Teil zu regeln.«
»Das ist ja fantastisch!«, rief ich aus.
»Nicht wahr?«
Einen Augenblick schwiegen wir. Dann fragte ich erstaunt: »Das hat sie Ihnen so schlankweg erzählt – ohne Hemmungen und ohne jede Angst?«
»Sie verstehen
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