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Das fahle Pferd

Das fahle Pferd

Titel: Das fahle Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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widerstehen und wollte die Gelegenheit nutzen, Ihre alten orientalischen Miniaturen nochmal anzusehen. Letztes Mal kam man gar nicht richtig dazu.«
    »Ich freue mich, dass sie ihnen gefallen. Wenn Sie die Details genau betrachten, werden Sie ihre Schönheit erst richtig würdigen können.«
    Danach kreiste unser Gespräch ausschließlich um künstlerische Themen und es war wirklich eine uneingeschränkte Freude, seine Raritäten zu bewundern.
    Anschließend tranken wir Tee aus Tassen von feinstem chinesischem Porzellan, wozu ein delikater Kuchen serviert wurde.
    »Hausgemacht?«, fragte ich.
    »Selbstverständlich. In meinem Haus kommen nur hausgemachte Speisen auf den Tisch.«
    »Ich weiß, Sie haben einen ausgezeichneten Koch. Ist es nicht schwierig, hier auf dem Lande gutes Personal zu bekommen?«
    Venables zuckte die Achseln. »Ich gebe mich nur mit den besten Leuten zufrieden… und ich bekomme sie auch. Natürlich muss man entsprechend dafür bezahlen.«
    Hier zeigte sich der ganze Hochmut dieses Mannes. Trocken meinte ich: »Wenn man es sich leisten kann, immer nur das Beste zu nehmen, löst das natürlich viele Probleme.«
    »Es hängt im Grunde genommen nur davon ab, ob man weiß, was man vom Leben erwartet. Und die Wünsche müssen stark genug sein – das ist der springende Punkt. So viele Leute kommen zu Geld und wissen gar nicht, was damit anfangen. Und das Resultat? Sie werden zu reinen Geldmaschinen und bleiben ihr Leben lang Sklaven. Sie arbeiten und arbeiten, ohne etwas von ihrem Einkommen zu haben als noch längere Wagen, noch größere Häuser, anspruchsvollere Mätressen – verdorbene Magen und Kopfschmerzen.«
    »Da haben Sie es anders gemacht«, lächelte ich.
    »Ich, oh, ich wusste genau, was ich wollte: die Möglichkeit, alles Schöne auf Erden zu sehen und zu erhalten, sowohl Natur wie auch Kunst. Und da ich die Sachen nun nicht mehr in ihrer eigenen Umgebung bewundern kann, lasse ich sie eben aus allen Teilen der Welt zu mir kommen.«
    »Auch dazu muss das Geld erst vorhanden sein.«
    »Allerdings. Man muss planen können – und seine Pläne ausführen. Aber das kann man, wenn man den festen Willen dazu besitzt. Die Zeiten ändern sich – heutzutage viel rascher als früher. Man muss es nur verstehen, die Gelegenheiten zu nutzen. Ganz neue Aspekte haben sich eröffnet.«
    Entschuldigend bemerkte ich: »Ich komme da nicht ganz mit. Vergessen Sie nicht, dass Sie zu einem Mann sprechen, dessen Interessen weit mehr in die Vergangenheit als in die Zukunft gerichtet sind.«
    »Zukunft? Wer kann denn wissen, was die Zukunft bringt! Nein, ich rede von der Gegenwart, vom Heute. Etwas anderes kümmert mich nicht. Neue Techniken haben sich uns bereits erschlossen – Maschinen, die früher als Fantastereien gegolten hätten. Roboter, Elektrogehirne und all das.«
    »Bald tritt die Maschine an die Stelle des menschlichen Denkens.«
    »Nur an die Stelle des primitiven Arbeiters. Aber immer mehr braucht es Geistesgröße, Menschen mit überragendem Wissen, die zu leiten und zu lenken verstehen…«
    »Der Übermensch also sozusagen?«, meinte ich zweifelnd.
    »Weshalb denn nicht, Easterbrook? Das, was wir gemeinhin mit dem Ausdruck ›Gehirnwäsche‹ abtun, bietet unendliche Möglichkeiten. Nicht nur der Körper, auch der Geist reagiert auf Reizmittel.«
    »Eine gefährliche Doktrin.«
    »Das ganze Leben ist gefährlich. Am Ende werden wir nicht nur durch Naturgewalten zerstört, sondern durch das Werk unserer eigenen Hände und unseres Geistes. Diesem Zeitpunkt sind wir sehr nahe gerückt.«
    »Das kann leider niemand bezweifeln. Mich fesseln im Moment aber nur Ihre Ideen über die geistigen Kräfte im Menschen selbst – der Übermensch, der Macht über die anderen erlangt.«
    »Oh, das…!« Venables schien auf einmal verlegen. »Da habe ich wohl übertrieben.«
    Ich fand diesen Rückzug äußerst viel sagend und aufschlussreich. Venables gehörte zu den Menschen, die oft allein sind. Solche Leute neigen dazu, sich einmal auszusprechen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Er hatte in mir einen Partner gefunden, der zuhören konnte… und war vielleicht weiter gegangen, als er wollte.
    »Der Übermensch«, wiederholte ich. »Sie haben mir da ganz neue Ausblicke eröffnet.«
    Er schüttelte den Kopf. »Der Gedanke ist keineswegs neu; die Formulierung dieses Wortes lässt sich sehr weit zurückverfolgen. Ganze Philosophien sind darauf aufgebaut.«
    »Natürlich. Aber mir scheint, Ihr Übermensch

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