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Das falsche Bett - Der richtige Mann

Das falsche Bett - Der richtige Mann

Titel: Das falsche Bett - Der richtige Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Anderson
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werden. Und sie sollen wissen, dass ihre Eltern immer für sie da sind.“
    Ruben konnte sie gut verstehen. Ellies Kinder sollten die Eltern haben, die sie sich selbst so sehr gewünscht hatte. Er hatte Mitleid mit ihr, bewunderte jedoch gleichzeitig ihren Mut. Sie wusste genau, was sie wollte, und war nicht bereit, Kompromisse einzugehen. Deshalb kam es für sie auch nicht infrage, sich mit ihm einzulassen. Er war ja ständig unterwegs und wäre nicht da, wenn sie ihn brauchte.
    „Du willst wohl keine Kinder, oder?“ Ellie amüsierte sich über seine plötzliche Schweigsamkeit.
    „Ich habe nichts gegen Kinder, aber ich hätte keinen Platz für sie in meinem Leben. Ich könnte nicht garantieren, für sie da zu sein. Ich habe noch viele Pläne, und es wäre nicht fair, eine Familie zu gründen, wenn man genau weiß, dass man ihr nicht geben kann, was sie braucht.“
    „Womit wir wieder bei der Knechtschaft wären“, meinte Ellie trocken.
    Sie meinte das sarkastisch, er nicht. Er konnte keine Familie gebrauchen, denn die würde ihn daran hindern, seine Pläne zu verwirklichen. Deshalb ließ er sich auch gar nicht erst auf eine feste Bindung ein. Mit Sarah hatte er es vor Jahren versucht. Das war gründlich schiefgegangen. Sein Vater hatte eine glückliche Ehe geführt, aber beruflich versagt. Beides konnte man offensichtlich nicht haben.
    „Es wird Jahre dauern, bis ich geschafft habe, was ich mir beruflich vorgenommen habe. Andererseits möchte ich auch meinem Vater nicht nacheifern. Er war schon ein alter Mann, als ich geboren wurde. Natürlich habe ich ihn geliebt, aber ich hätte mir gewünscht, früher auf die Welt gekommen zu sein. Dann hätte ich mehr Zeit mit ihm verbringen können.“
    „Deine Mutter muss dann ja erheblich jünger gewesen sein“, spekulierte Ellie.
    „Dreißig Jahre, um genau zu sein“, gab er kurz angebunden zu. „Die Leute hielten ihn für meinen Großvater.“ Ruben lachte unglücklich. „Meine Eltern zogen alle Blicke auf sich, wenn sie Hand in Hand wie die Turteltäubchen unterwegs waren. Aber es hat sie nicht gekümmert.“
    Er spürte, wie Ellie sich versteifte. War sie etwa auch intolerant?
    „Ich dachte, sie hätten eine unglückliche Ehe geführt“, sagte sie erstaunt und fuhr noch langsamer. „Oder habe ich dich falsch verstanden?“
    „Ja, das hast du in den falschen Hals bekommen.“ Ruben lachte erleichtert. „Ich meinte damit, dass die Leute den Altersunterschied nicht akzeptieren konnten.“
    „Und du warst der Leidtragende?“, fragte sie einfühlsam.
    „Ja. Du kannst dir sicher vorstellen, was ich mir in der Schule anhören musste.“
    „Aber es ist doch wunderbar, wenn zwei Menschen so glücklich sind. Wieso können die Leute sich nicht für sie freuen? Jeder Mensch sehnt sich doch nach der ganz großen Liebe.“
    Ruben musste über ihre Naivität lächeln. Offensichtlich hatte Ellie zu viele Liebesfilme gesehen. „Du weißt doch, wie gemein Menschen manchmal sind, wenn sie etwas nicht nachvollziehen können.“ Seiner Meinung nach existierte selbst in der heutigen, ach so aufgeklärten Welt noch zu viel Intoleranz. Beispielsweise hatten die Leute seinen Vater in einem Atemzug mit Hugh Hefner genannt! Normalerweise redete Ruben nicht viel über seine Eltern. Doch Ellies einfühlsame Kommentare hatten ihm die Zunge gelockert.
    „Die beiden waren unglaublich verliebt ineinander“, erzählte er wehmütig. Manchmal hatte er sich dadurch allerdings auch ausgeschlossen gefühlt. Obwohl er wusste, dass er ein absolutes Wunschkind war – die Krönung einer großen Liebe.
    Er wäre niemals auf die Idee gekommen, einen Schatten auf ihr Glück zu werfen. Deshalb hatte er die Hänseleien auf dem Schulhof auch wohlweislich für sich behalten. Und mit der Zeit gelernt, sich zu wehren. Er war ein schmächtiger sechsjähriger Junge gewesen, als seine Eltern ihn eingeschult hatten. Sein Englisch wies einen deutlichen französischen Akzent auf. In der Kleinstadt zerrissen die Leute sich die Mäuler über seinen Vater, der fast im Rentenalter war, und dessen wesentlich jüngere, bildhübsche Frau. Ruben hatte es also nicht leicht gehabt in der Schule, ließ sich aber nichts gefallen.
    Bis zum heutigen Tag machte es ihn froh, dass seinen Eltern gemeinsames Glück vergönnt gewesen war. Allerdings frustrierte es ihn auch, wie wenig sie sonst zustande gebracht hatten.
    „Hat deine Mutter einen neuen Partner?“, fragte Ellie ruhig.
    „Nein. Ich wünschte es wäre so.“

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