Das falsche Bett - Der richtige Mann
dieser Wunsch niemals erfüllen würde. „Ich habe nie verstanden, warum er unbedingt die Natur bezwingen wollte. Man kann doch ihre Schönheit bewundern und die Elemente respektieren. Was treibt ihn dazu, sie bezwingen zu wollen und dabei sein Leben aufs Spiel zu setzen? Wo ist der Kick? Mensch gegen Natur? Die Natur wird immer siegen.“
Ruben schien ihr zuzustimmen. „Wo lebt dein Vater jetzt?“
„Er hat hier ganz in der Nähe ein Ausrüstungsgeschäft für Skiläufer und andere Sportler eröffnet.“
„Aha. Willst du ihm einen Besuch abstatten, da du schon mal in der Gegend bist?“
„Nein.“
„Aha. Teilt deine Mutter seine Liebe zum Klettern?“, erkundigte er sich dann.
„Nein, sie hat ganz andere Interessen. Während Dad die Berge bezwingt, hält sie in der Stadt Hof. Sie wohnt in Sydney.“
„Dann sind deine Eltern also geschieden?“
„Seit fast zwanzig Jahren.“
Ruben pfiff durch die Zähne. „Wie haben sie sich überhaupt kennengelernt, und warum haben sie geheiratet?“
„Sie hatten eine Affäre, und Mum wurde schwanger. Deshalb die Hochzeit. Sie haben wohl wirklich versucht, zusammen glücklich zu werden, aber es hat nicht geklappt. Eigentlich hätten sie sich schon viel eher trennen sollen.“
„Aber sie wollten dich haben“, gab Ruben zu bedenken, als wäre dadurch alles okay gewesen.
Manchmal hatte Ellie sich gewünscht, ihre Eltern hätten sie zur Adoption freigegeben. Vielleicht wäre sie dann bei einem Ehepaar aufgewachsen, dass sich sehnlich ein Kind gewünscht hatte. Natürlich war sie ihren Eltern dankbar dafür, sich für sie entschieden zu haben, aber es war die Hölle gewesen, bei ihnen zu leben. Sie hatten immer nur ihre eigenen Interessen verfolgt. Ellie musste sich irgendwie einfügen und hatte sich stets wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt. Ihr Wunsch, wenigstens einmal im Mittelpunkt zu stehen, das Gefühl zu haben, geliebt zu werden, hatte sich nicht erfüllt.
„Sie beantragten das gemeinsame Sorgerecht, aber nur, weil keiner von beiden mich für sich allein haben wollte“, erzählte sie verbittert.
Tröstend schmiegte er sich enger an sie. „Was meinst du damit, Ellie?“
Sollte sie ihm wirklich die ganze traurige Geschichte erzählen? Männer hassten Gespräche über Exfreunde und ein unglückliches Familienleben. Aber vielleicht würde Ruben endlich Distanz wahren, wenn er ihre Lebensgeschichte erfuhr.
Also drosselte Ellie erneut das Tempo und damit den Lärm und beantwortete Rubens Frage. „So, wie ich es gesagt habe. Ich war eine Woche bei Mum, die nächste bei Dad. Man könnte meinen, dass das ein wunderbarer Kompromiss ist. Man hat alles doppelt, bei Verboten kann man immer behaupten, der andere Elternteil hätte es aber erlaubt und so weiter. Leider traf das alles nicht auf mich zu. Ich hätte gar nichts gegen die eine oder andere Regel gehabt. Wenigstens hätte ich mir dann einbilden können, dass meine Eltern sich etwas aus mir machen.“
Doch bei ihren Eltern ging es immer nur darum, sie schnell wieder loszuwerden, weil sie demjenigen ein Klotz am Bein war, bei dem sie die Woche verbrachte. Wie oft hatte ihr Vater versucht, sie zu ihrer Mutter abzuschieben, weil er das Wochenende für sich haben wollte. Und umgekehrt war es ebenso gewesen. Also hatte Ellie versucht, sich möglichst unsichtbar zu machen und sich den Bedürfnissen ihrer Eltern anzupassen. Daher war sie die meiste Zeit in ihrem jeweiligen Zimmer geblieben und hatte sich ihre Lieblingsfilme angeschaut. Später hing sie mit Freundinnen herum, noch später hatte sie Aufmerksamkeit bei Jungen gefunden, die gern genommen hatten, was sie zu geben bereit gewesen war, aber ihr nie gaben, was sie brauchte.
„Bist du Einzelkind?“, fragte Ruben.
„Ja, zum Glück für meine Eltern. Für mich wäre es allerdings besser gewesen, Geschwister zu haben. Dann hätte ich mich nicht so allein gefühlt.“
„Deshalb träumst du von einer eigenen Familie mit vielen Kindern, oder?“, neckte er.
Ellie lachte. „Träumen ist ja nicht verboten.“
„Du hast völlig recht.“
„Wie ist es dir denn als Einzelkind ergangen?“, erkundigte sie sich neugierig.
„Ich habe das gar nicht so empfunden, weil in der Gegend einige kinderreiche Familien wohnten. Wünschst du dir Kinder, Ellie?“
Sie zögerte mit der Antwort. „Nur wenn ich dafür den richtigen Mann finde. Er müsste auch Kinder wollen und immer für mich und die Kleinen da sein. Meine Kinder sollen spüren, dass sie geliebt
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