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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sagte sie
begeistert. »Er ist der komischste Mann, den ich je...«
    »Meine Sammlung besteht aus
hervorragender Musik, wie die von Ellington, und prachtvollen Stimmen, wie die
Sinatras, Lees und solcher Leute«, sagte ich mit würdevoller Stimme.
    »Na und?« Ihre Stimme war
ausdruckslos. »Ich wette, Ihre Leidenschaftsmasche würde dem Lärm gesunden
Gelächters nicht standhalten. Es würde einfach die ganze Verführungsstimmung
zerstören. Stimmt’s?«
    Bevor ich Gelegenheit fand,
ihre unwiderlegbare Logik zu widerlegen, versetzte sie mir mit ihrem Ellbogen
einen plötzlichen, scharfen bösartigen Knuff in die Hüfte — einen akkurat
verabreichten Stoß, der meine Sitzfläche aufs unangenehmste mit dem Boden in
Berührung bringen ließ. Gleich darauf spähte sie über die Armlehne weg zu mir
herab, ihr Gesicht war die perfekte Parodie der ewig besorgten, ewig bemühten
Gastgeberin.
    »Warum setzen Sie sich nicht
wieder auf die Couch, Al?« erkundigte sie sich mitfühlend. »Sie sehen wie ein
Idiot aus, wie Sie da so auf dem Boden sitzen.«
    Ich raffte mich auf und
humpelte zur Couch zurück, sammelte das, was mir an Würde übriggeblieben war,
tat dann, was mir geheißen worden war, und setzte mich sachte hin. Wenn das die
kommende Frauengeneration war, wollte ich nicht unbedingt erleben, wie sie die
Mehrheit erlangte. Das einzige, was mir sonst für diesen Fall zu tun
übriggeblieben wäre, war stricken — meine Seele bäumte sich bei diesem Gedanken
in schierem Entsetzen auf.
    »Haben Sie sonst noch
irgendwelche Fragen, Herzblättchen?« sagte Angel mit dieser widerwärtigen
heiseren Stimme, die aus einer riesigen Öffnung der schrecklichen Maske ihres
Gesichts herauszudröhnen schien. (Ich hatte, um mich
innerlich auf die neue Frauengeneration vorzubereiten, meine Meinung zu
revidieren, dachte ich.)
    »Sicher«, brachte ich mühsam
zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »Sie haben nicht zufällig ein
Stützkorsett hier in Ihrer Wohnung?«
    »Ich habe einen alten
Ledermaulkorb, wenn das was nützt?« sagte sie unschuldig.
    »Schon gut«, stöhnte ich.
»Lassen Sie uns also wieder auf die begonnenen Fragen zurückkommen. Seit wann
kennen Sie MacGregor ?«
    »Seit sechs, sieben Monaten«,
sagte sie. »Ich lernte ihn auf einer Fotografen-Party kennen — eine dieser
Gelegenheiten, die den Eindruck erwecken, als wäre alles, was es bisher an dolce vita gegeben hat, kalter Kaffee — wenn Sie verstehen, was ich meine. Als Stu dann vorschlug, wir sollten gehen, fand ich das einen
großartigen Einfall.«
    »Und auf diese Weise erblühte
die große Romanze?«
    »Ich würde es nicht gerade eine
große Romanze nennen«, sagte sie heiter. »Es wurde eine Gewohnheit, und nach
ungefähr einem Monat nahm mich Stu mit hinaus zu
Mitch Kramer, wo ich die anderen Burschen kennenlernte und natürlich auch die
liebe Sally. Die Jungens tauften mich >Angel< und machten mich zu ihrem
Maskottchen, und auf eine kindliche Weise machte das alles viel Spaß. Ich fand
das Ganze recht reizvoll — bis heute morgen die Sache
mit Red Hoffner passierte.«
    »Als MacGregor Sie an Kramer weiterreichte, fanden Sie das auch reizvoll?« sagte ich eisig.
»Es stimmt, Sie haben es mir ja erzählt. — Der Blick auf Sally Kramers Gesicht
lohnte die ganze Angelegenheit. Nicht wahr?«
    »Sie versuchen‘s wirklich mit allen Mitteln, Al, aber das stört mich nicht.« In ihrer Stimme lag
ein Unterton von Gespanntheit, der ihre Worte zweifelhaft scheinen ließ. »Die
Situation gefiel mir in keiner Weise besonders — aber da Sally Kramer ein so
mieses Frauenzimmer ist, dachte ich, ich brauchte auf ihre Gefühle keine
besondere Rücksicht zu nehmen. Wie ich schon sagte, ein Mädchen kennt allerhand
Kniffe, um sich zur Wehr zu setzen. Ich habe Kramer bis zu einem gewissen Punkt
an mich herankommen lassen und keinen Schritt weiter; und gestern
nacht im Schuppen war er so begierig, daß ihm beinahe die Adern
platzten. Ich wollte ihm auf drastische Weise klarmachen, daß manche Frauen
nicht leicht zu bekommen sind, selbst wenn sie von den besten Freunden
angeliefert werden.«
    »Warum sind Sie nicht ehrlich,
Angel, mein Liebling?« sagte ich in demselben spöttisch-mitfühlenden Ton, den
sie zuvor mir gegenüber angeschlagen hatte. »Sehen wir doch die Dinge, wie sie
sind — Sie haben einfach von Grund auf Freude am Quälen. Um mich ein wenig
genauer auszudrücken, Sie sind vom Kopf bis zum Fuß ein Eisklotz — und Sie
werden als frigide alte Jungfer

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