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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Geschworenen und allen anderen möglicherweise Interessierten zu erklären, was sich an jenem schicksalhaften Vormittag im September 1981 zugetragen hatte.
     
    ... es war vor fast drei Monaten, am 11. September, einem Freitag.
    Leopold Verhaven verlässt gegen 7.30 morgens sein Haus in Kaustin mit seinem Lieferwagen, einem grünen Trotta
Jahrgang 1960, und macht sich auf seine übliche Lieferfahrt zu seinen Kunden, insgesamt etwa zehn Geschäften in Linzhuisen und Maardam. Sein letzter Stopp an diesem Morgen ist wie üblich die Markthalle am Kreuger Plein hier in Maardam.
    Wie wir gehört haben, ist Verhaven für alle, die dort arbeiten oder sonst etwas mit der Markthalle zu tun haben, eine vertraute Gestalt. Nach eigener und nach Aussage mehrerer Zeugen verlässt er an diesem Morgen die Halle um kurz nach halb zehn. Sein Wagen steht auf der Rückseite, im Kreugerlaan, wo er zuvor die Tageslieferung an Eierkartons ausgeladen hatte. Er geht jedoch nicht wie sonst direkt zu seinem Fahrzeug, sondern verlässt die Halle durch den Hauptausgang, der auf den Marktplatz führt. Am Zeitungskiosk vor Goldmann kauft er eine Zeitung und geht dann in Richtung Zwille weiter. Beim Springbrunnen begegnet ihm ein Geschäftspartner, Aaron Katz, mit dem er einige Worte wechselt. Danach geht er weiter über den Platz und trifft an der Ecke Kreuger Plein und Zwille auf Marlene Nietsch. Die beiden haben seit ungefähr anderthalb Monaten eine sexuelle Beziehung; sie übernachten gemeinsam sowohl in Verhavens Haus in Kaustin als auch in Frau Nietschs Wohnung in Maardam.
    Sie unterhalten sich einige Minuten lang, das wissen wir von Verhaven selber, und auch einige Zeugen haben es gesehen, unter anderem Aaron Katz. Dann gehen sie langsam südwärts und biegen in den Kreugerlaan ab, wo ja verhavens Auto steht. Die Zeugin Elena Klimenska sieht sie neben dem Lieferwagen stehen, dort sind sie irgendwann zwischen zehn und fünf vor zehn in ein Gespräch vertieft. Der Angeklagte streitet das ebenso ab wie die Behauptung, Marlene Nietsch sei danach zu ihm ins Auto gestiegen. Nicht weniger als drei Zeugen jedoch haben unabhängig voneinander Verhavens unverkennbaren Lieferwagen Maardam verlassen sehen. Zwei von ihnen haben unter Eid ausgesagt,
dass neben Verhaven auf dem Beifahrersitz eine Frau saß, eine Frau, die sehr gut zur Beschreibung der ermordeten Frau Nietsch passte. Die dritte Zeugin, Frau Bossens aus Karnach, wollte ihre Aussage aus religiösen Gründen nicht beeiden, ist jedoch zu fünfundneunzig Prozent davon überzeugt, dass Verhaven nicht, wie er selber behauptet, allein im Auto gesessen hat.
    Für die weiteren Ereignisse dieses tragischen Freitags gibt es keine Zeugen, aber wir können den Verlauf der Ereignisse doch ohne große Mühe rekonstruieren. Worüber Leopold Verhaven und Marlene Nietsch in Maardam und später auf der Autofahrt gesprochen haben, können wir natürlich nicht wissen, aber wir können doch mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass es um Dinge von sexueller Natur ging. Vielleicht versucht der Angeklagte Frau Nietsch zu etwas zu überreden, zu dem sie durchaus nicht bereit ist, zu dem ihr die passende Stimmung fehlt. Aber wie gesagt, das sind pure Spekulationen, die für die eigentliche Schuldfrage keinerlei Bedeutung haben.
    Wie üblich fährt Verhaven die Straße durch Bossingen und Löhr. Das ist zweifellos eine ganz normale Entscheidung, wenn man nach Kaustin will, doch statt dann weiter in Richtung Heimat zu fahren, entscheidet Verhaven sich just an diesem Tag für einen Abstecher nach Wurms, vermutlich biegt er auf der Kreuzung bei der Ortschaft Korrim nach rechts ab. Ungefähr auf halber Höhe zwischen Korrim und Wurms fährt er dann auf einen schmalen, unbefahrenen Weg ab, der in einen Wald führt und dort nach nur hundert Metern endet. Es handelt sich um den Wald, meine Damen und Herren, in dem 1962 der Leichnam von Beatrice Holden gefunden wurde, für deren Tod Leopold Verhaven schuldig gesprochen und zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
    Verhaven hält bei einem Holzstapel, und dort hat ein Zeuge, der auf der Hauptstraße mit dem Fahrrad unterwegs
war, den Wagen einige Minuten nach halb elf gesehen. Verhaven erzwingt sich einen Beischlaf mit Marlene Nietsch und erwürgt sie während dieses Aktes oder unmittelbar danach. Er versteckt ihren Leichnam unter Zweigen und Reisig, wo er vier Tage später vom Waldbesitzer Herrn Nimmerlet dann entdeckt wird. Nach dieser Tat fährt Verhaven sofort

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