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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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umbringen würde, aber besonders nett waren die beiden ja nie zueinander.«
    »Das wissen wir inzwischen auch«, sagte Rooth. »Wie war das in der Nacht, als sie bei Ihnen angeklopft hat?«
    »Das habe ich nun schon fünfzig Mal erzählt«, sagte Jahrens.
    »Aber sicher nicht in letzter Zeit?«, fragte Rooth höflich. »Erzählen Sie es noch einmal, dann ist es fast ein Kartenspiel.«
    Wieder lachte Jahrens.
    »Na gut«, sagte er dann. »Viel gibt es da nicht zu erzählen. Ich wurde davon geweckt, dass jemand ans Fenster in der Haustür klopfte. Ich zog meine Hose an und ging nach unten, und da stand sie... sie hätte sich auch aufs Sofa legen können, ohne uns zu wecken, wir haben die Tür nie abgeschlossen. Das war im ganzen Ort so, niemand hat je abgeschlossen. Das ist in der Stadt schon anders, das kann ich Ihnen sagen. Na ja, da stand sie also und klapperte mit den Zähnen und bat darum, bei uns übernachten zu können ... dieser verdammte Idiot Verhaven hatte sie geschlagen, wie sie erzählte, und am nächsten Morgen wollte sie die Polizei verständigen.«
    »War sie betrunken?«
    »Ziemlich, aber ich habe schon schlimmere Fälle gesehen. Ja, ich fragte natürlich, ob ich sonst etwas für sie tun könnte ... sie war ziemlich übel zugerichtet, hatte ein blaues Auge und so, aber davon wollte sie nichts hören. Sie wollte nur schlafen, sagte sie, und deshalb habe ich ihr das Sofa überlassen. Habe nur eine Decke und ein Kissen für sie geholt. Und ihr ein Glas Wasser hingestellt... ja, und dann bin ich wieder ins Bett gegangen. Das war kurz nach drei.«
    »Hm«, sagte Rooth. »Und das war alles?«
    »Sicher«, sagte Jahrens. »Sie erwachte am nächsten Morgen gegen neun, aber als ich sie daran erinnerte, dass sie die Polizei anrufen wollte, wurde sie frech und sagte, ich sollte mich nicht in fremde Angelegenheiten einmischen. Und dann ging sie. Hat nicht mal danke gesagt.«
    »Wohlerzogene Dame«, sagte Rooth.
    »Sehr«, sagte Jahrens. »Möchten Sie noch Plätzchen? Die Dose ist leer, fällt mir gerade auf.«
    »Nein, danke«, sagte Rooth und dachte kurz nach.
    »Ich weiß nicht so recht, was ich sonst noch fragen könnte«, sagte er dann. »Fällt Ihnen vielleicht noch etwas ein, das uns weiterhilft?«
    Jahrens ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken und starrte zur Decke hoch.
    »Nein«, sagte er. »Wirklich nicht.«
    »Sie glauben, dass Verhaven sie umgebracht hat?«
    »Unbedingt«, sagte Jahrens. »Ich habe an vielem in diesem Leben meine Zweifel, aber nicht daran.«
    »Nein, und im Grunde haben Sie vielleicht Recht«, sagte Rooth und erhob sich. »Haben Sie vielen Dank.«
    Ohne Zweifel ist man nicht klug, dachte er, als er wieder auf der Straße stand.
    Wer, zum Teufel, hatte das denn noch gesagt?
     
    Nach einem weiteren Tag in Kaustin kamen deBries und Moreno so spät ins Kraus, dass sie in der Bar keinen ruhigen Winkel mehr finden konnten. DeBries versuchte in aller Eile den Inhalt seiner Brieftasche zu überschlagen – und verfluchte ein weiteres Mal seine hartnäckige Haltung in der Frage der Plastikkarten –, kam aber zu dem Ergebnis, dass sie im Grunde gar nicht so schlecht bestückt sei.
    »Dann setzen wir uns eben ins Restaurant«, entschied er. »Ich darf dich doch wohl zu einem schlichten Stück Fleisch einladen?«
    »Alles klar«, sagte Moreno und schaute sich noch einmal
um. »Hier drinnen könnten wir unsere Eindrücke nicht sinken lassen. Aber wenn du mich einlädst, dann lade ich dich ein – unter einer Bedingung.«
    Schön, dachte deBries.
    »Werden sehen«, sagte er und öffnete die Glastür zur substanzielleren Region.
     
    »Also?«, fragte Moreno, als die Fleischstücke erledigt waren und sie noch eine Flasche und eine Käseplatte bestellt hatten. »Was sagt der Polizeirat zu diesem Tag?«
    »Schönes Wetter jedenfalls«, sagte deBries. »Du hast auf jeden Fall Farbe bekommen.«
    »Wenigstens etwas«, sagte Moreno und zog ihren Notizblock aus der Handtasche. »Gehen wir die Dinge der Reihe nach durch? Wir sollten auf jeden Fall versuchen, zu einer Art Einschätzung zu gelangen.«
    Sie schaute die Namen an:
    Uleczka Willmot
    Katrina Berenskaya
    Maria Hess
    »Drei Omas«, sagte deBries. »Mit Stöcken. Tja, ich sehe vielleicht eine Chance von eins zu tausend, aber solange die Alibis nicht überprüft worden sind, können wir wohl keine abschreiben. Aber es ist weit bis Ulmenthal ... diese Besucherin muss den ganzen Tag gebraucht haben.«
    »Wenn sie aus Kaustin kam,

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