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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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schlafen, um für das Konzert ausgeruht zu sein.»
    Nacheinander stiegen sie die Leiter wieder hinab. Unten kamen erste Sonnenstrahlen durch die hohen Industriefenster und tauchten das Loft in ein warmes Licht. Julens Haar leuchtete wie gesponnenes Gold und in seinen Augen tanzten Emotionen, die sie nicht einordnen konnte. Obwohl die besondere Stimmung des Augenblicks sie in der Seele berührte, hatte Alva das Gefühl, dass ihr etwas Wichtiges entgangen war.
    Zu müde, um überhaupt noch denken zu können, verschob sie die Suche nach einer Antwort auf später. Bald darauf war sie im komfortablen Bett ihrer Gastgeber eingeschlafen.

Kapitel 14
    «Hoffentlich bekommt sie das heute Abend hin.» Erik hatte die langen Beine unter dem Tisch ausgestreckt und trank einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse.
    «Selbstverständlich.»
    Er hätte in diesem Augenblick ebenso gut auf Eriks wissendes Zwinkern verzichten können wie auf dessen Anwesenheit. Julens Nasenflügel blähten sich und für einen kurzen Augenblick wünschte er sich, selbst von dem Kaffee zu trinken und dazu eines der sehr appetitlich aussehenden Brötchen essen zu können, die man hier Schrippen nannte, wie Erik nach einem kurzen Ausflug zum Bäcker belustigt erklärt hatte.
    «Wie bist du eigentlich durch die Zwischenwelt gekommen, hat Kieran dich huckepack genommen, oder was?» Diese Frage beschäftigte ihn schon seit einer ganzen Weile. Werwölfe, selbst wenn sie aus einem uralten Clan stammten wie Erik, konnten nicht in jener Dimension reisen, die für ihn so überaus praktisch war. Jedenfalls hatte Julen noch niemals zuvor davon gehört.
    Erik schüttelte den Kopf. «Geschäftsgeheimnis! Tut mir leid.» Er sah nicht aus, als bedauere er sein Schweigen besonders.
    Die Sonne versteckte sich hinter einer Wolke und Julen atmete unwillkürlich auf, obwohl sie ihm hier nichts antun konnte. Es war merkwürdig, in der Gesellschaft eines Gestaltwandlers im Tageslicht beim, zugegebenermaßen späten, Frühstück zu sitzen.
    «Gegenfrage, hast du ...», hier zögerte Erik, bevor er weitersprach, «... da nicht dieses Sonnenlichtproblem?»
    Die Frage war berechtigt, denn Julen trug zwar seine Sonnenbrille, aber er saß ihm im Licht eines sonnigen Tages gegenüber. Etwas, das ein geschaffener Vampir schon deshalb nicht hätte tun können, weil er tagsüber kalt und tot in seinem Versteck gelegen hätte. Geborene Vampire allerdings brauchten diesen Schlaf nicht und konnten sich, zumindest kurzzeitig, auch im Tageslicht aufhalten. Der Ausflug auf das Dach hatte Julen nicht mehr als einen großen Schluck aus den reichlich vorhandenen Blutkonserven gekostet. Je mehr Licht, desto mehr Blutverbrauch.
    Allerdings hatte Julen nicht vor, diese Information zu teilen. Erik war ihm sympathisch, zudem arbeitete er ebenfalls für Kieran. Dennoch blieb er ein Außenseiter. Sein Clan verlangte die längst fällige Verkündigung, dass er bereit war, das Erbe seines kranken Vaters anzutreten, bevor es jemand anderes tat, und seine Freundin wirkte in letzter Zeit ziemlich unglücklich, denn eine Fee war in der Welt der Werwölfe nicht mehr als ein Lämmchen zum Frühstück. Die Probleme des Paars hätten in der magischen Welt vermutlich niemanden besonders interessiert, wäre diese Fee nicht ausgerechnet eine der Drei Feenschwestern und damit Teil der Causantín-Familie gewesen.
    «Geschäftsgeheimnis», imitierte er Eriks Antwort.
    Der Werwolf schmunzelte. Vermutlich hatte er nichts anderes erwartet.
    «Es hat nichts mit Magie zu tun», verriet Julen nun doch. Während er darüber nachdachte, wie weit er Erik vertrauen durfte, sah er zu, wie sich eine weitere Blutkonserve in der Mikrowelle auf exakt siebenunddreißig Grad erwärmte. Schließlich rang er sich dazu durch, wenigstens die halbe Wahrheit zu offenbaren. Ein Geheimnis war die Erfindung ohnehin nicht mehr.
    In dieser Wohnung lebten moderne Vampire, die längst nicht mehr nur in den Schatten einer finsteren Existenz dahinvegetierten. Den beinahe historisch wirkenden Fensterscheiben sah man es zwar nicht an, aber sie filterten fast einhundert Prozent der gefährlichen UV-Strahlung. Die Beschichtung ließ die Scheiben zwar ein wenig trübt wirken oder schlecht geputzt, wenn man so wollte, doch Wissenschaftler arbeiteten längst an einer Lösung dafür, die verräterische Trübung zu verhindern.
    «Eine Spezialfolie», sagte Julen. «Leider haben sich die Hersteller bei der letzten Börsenkrise

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