Das Feenorakel
verspekuliert.»
«Tatsächlich?» Erik wirkte erstaunlicherweise interessiert. «Wie heißt die Firma?»
Werwölfe investierten normalerweise in andere Industriezweige, aber Erik war weniger traditionell als der Rest seines Clans, zu dessen Kerngeschäften Bergbau, Ölförderung und die Chemische Industrie gehörten. Andere Clans waren im Holzhandel tätig oder in der Lebensmittelindustrie. Überall, wo die Schätze dieser Erde ausgebeutet wurden, fand man früher oder später einen ihrer Clans, der die Finger im Spiel hatte. Kein Wunder, dass die Feen nicht gut auf sie zu sprechen waren. Die Gestaltwandler verdienten viel Geld damit, ihren Lebensraum zu zerstören. «Ich kenne nur einen der Händler. Wenn du willst, erkundige ich mich nach dem Namen des Herstellers.»
Kieran hatte eine gute Wahl getroffen, als er wahrscheinlich spontan entschieden hatte, Erik zu schicken, um Alvas Magie zu trainieren. Julen kannte den Werwolf als loyal und unkompliziert. Die vergangene Nacht hatte gezeigt, dass sie sich nicht getäuscht hatten.
Es wäre also schlechter Stil gewesen, den Mann gleich wieder vor die Tür zu setzen, und unklug obendrein, denn Erik war nicht ohne Einfluss in der magischen Welt. Als großes Glück hatte sich herausgestellt, dass er Alvas Band kannte und ihre Musik mochte, obwohl sie noch ein Insidertipp war, von dem bisher nur wenige wussten. Als Julen ihm das sagte, lachte Erik nur. «Du hast in den letzten Tagen offenbar nicht ins Internet geschaut. Seit wir die Mitschnitte aus Amsterdam online gestellt haben, ist uns fast der Server abgeschmiert.»
«Wir?»
Der Werwolf schmunzelte. «Das Business meiner Familie hat mir noch nie besonders gelegen. Meine Freundin ist im Buchgeschäft und da dachte ich, die Musikindustrie wäre auch nicht übel.»
«Ich dachte, damit kann man kein Geld mehr verdienen.» Julen war überrascht. «Und was genau hast du mit Alvas Gruppe zu tun?»
Erik blinzelte. «Wir managen die Midnight Fairytales . Die Verbindung zu One More Thing ... ist eher zufällig, aber natürlich sind wir sehr daran interessiert, die Band unter Vertrag zu nehmen. Ich gebe zu, das war einer der Gründe, warum ich sofort zugesagt habe, als Kieran mich gefragt hat. Nicht, dass man seine Bitten so ohne Weiteres abschlagen könnte.» Als er Julen nun doch ansah, räusperte er sich und hob beschwichtigend die Hände. «Ich bin in erster Linie Geschäftsmann.» Er senkte erneut den Blick und zeigte damit deutlich, dass er Julens Überlegenheit nicht infrage stellen wollte. Auch wenn Werwölfe ihren eigenen Gesetzen folgten, war er doch darauf bedacht, nicht unnötig zu provozieren.
Eine strategisch kluge Entscheidung, ebenso wie die Offenheit, mit der er über seine Beweggründe sprach. Der junge Werwolf war auf dem besten Weg, sich zu einem umsichtigen Familienoberhaupt zu entwickeln, der durchaus auch bereit war, neue Wege zu gehen, um den Wohlstand seines Clans zu erhalten. Dennoch bewegte Julen eine Frage: «Glaubst du, dass irgendetwas daran Zufall ist?»
Erik überlegte einen Augenblick, bevor er antwortete. «Wahrscheinlich nicht. Hast du ein persönliches Interesse an der Kleinen oder ist sie einfach nur dein Job ?» Rasch schob er nach: «Wenn ich das fragen darf.»
«Ich vertraue dir. Ansonsten hätte ich dich kaum mit Alva trainieren lassen, egal, was Kieran sagt.»
«Du meinst, ein anderes Versuchskaninchen hätte den Abend nicht überlebt!» Erik nahm die Füße vom Stuhl und setzte sich aufrecht hin.
Julen warf ihm einen kühlen Blick zu. «Ich bin Vengador. An erster Stelle steht immer die Sicherheit meines Schützlings. Natürlich würde ich jeden töten, der eine Gefahr für sie bedeutet.»
Anstelle einer Antwort hob Erik die Nase höher, als wolle er Witterung aufnehmen.
Julen wusste, was ihn beschäftigte. Alvas Erwachen hatte er schon vor einer ganzen Weile gefühlt. Ruhig spülte er sein Glas aus, nachdem er es leergetrunken hatte, und drehte sich langsam zur Schlafzimmertür um, in der sie lehnte. «Lerche oder Nachtigall?» Er breitete seine Arme aus.
«Trau mir, das Licht ist nicht des Tages Licht. Die Sonne haucht ihr Luftbild aus, dein Fackelträger diese Nacht zu sein, dir auf dem Weg zu leuchten, drum bleibe noch ...» Alva lief leichtfüßig über das Parkett und sprang in seine Arme.
Mit einem Blick auf die Uhr erhob sich Erik. «Ich werde mich noch ein bisschen in der Stadt umsehen.» Seine Stimme bebte bei dem Versuch, ein Lachen zu unterdrücken. «Bis
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