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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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und ...» Rechtzeitig fiel ihr ein, dass es gewiss nicht verkehrt wäre, auch nach dem Lohn zu fragen. «... nach dem Stundenlohn natürlich auch.» Sie kam sich sehr erwachsen vor, als sie das sagte.
    Der Mann nannte eine Summe, die nicht besonders beeindruckend war. Aber wahrscheinlich verdienten Garderobieren generell nicht viel.
    Als hätte er ihre Gedanken geahnt, gab er ein tiefes Lachen von sich und sagte: «Das ist nur die Garantie. Wenn du gut bist, kannst du später auch mehr bekommen. Warum kommst du nicht einfach vorbei und wir lernen uns kennen. Dann können wir alles Weitere besprechen.»
    Ja, warum eigentlich nicht? Alva war erleichtert, wie unkompliziert das Telefonat verlief.
    «Am besten du bist vor zehn hier, dann kann ich dir auch gleich die Crew vorstellen.»
    «Sofern Sie mich einstellen wollen.»
    Wieder lachte er. «Ich habe das Gefühl, dass du dir darüber keine Gedanken zu machen brauchst.»
    Als Alva sich bedanken wollte, hatte er bereits aufgelegt. Ein bisschen verwundert legte sie das Handy beiseite. Hatte in der Anzeige nicht gestanden, dass gutes Aussehen verlangt wurde? Wieso glaubte er dann, sie sei die Richtige für diesen Job? Aber vielleicht hatte ja Tom entgegen seiner Ankündigung bereits ein gutes Wort für sie eingelegt. Sie nahm sich vor, ihren hoffentlich bald neuen Chef danach zu fragen.
    Nun musste sie sich aber beeilen. Und etwas Anzuziehen hatte sie auch nicht für das überraschende Vorstellungsgespräch! Ob Chris etwas dagegen haben würde, wenn sie sich eines ihrer Kleider auslieh? Hoffentlich nicht, sie hatte es ihr immerhin gestern angeboten. Da hatte Alva allerdings noch geglaubt, nicht auf das Angebot zurückkommen zu müssen.
    Sie klopfte an die Tür, aber niemand antwortete. Behutsam drückte sie die Klinke herab. Nichts rührte sich.
    «Chris?!» Keine Antwort.
    Alva betrat das Zimmer und vergewisserte sich, dass ihre großzügige Mitbewohnerin wirklich nicht da war. Dann stand sie wortlos vor Christabellas improvisiertem Kleiderschrank und starrte auf die überwältigende Auswahl. Wie sollte sie sich da entscheiden?
    Das Schwarze dort sah gut aus. Sie streckte ihre Hand aus ... und zögerte. Es zeigte ein ziemlich gewagtes Dekolleté. Oder das Rote, in dem sie mit ihren frisch gefärbten Haaren und der bleichen Haut wahrscheinlich wie eine Vampirprinzessin aussehen würde. Die Zeit drängte, und endlich entschied sie sich für ein graues Kleid, das ein bisschen aussah, als sei es in einen großen Pudertopf gefallen. Dafür zeigte es weniger Haut, sofern man von dem extrem kurzen, glockig geschnittenen Lolita-Rock absah, der kaum ihren Hintern bedeckte. Da habe ich eine Idee! Sie kehrte in ihr eigenes Zimmer zurück und zog eine ziemlich mitgenommen aussehende Jeans an. Das geht , stellte sie mit einem Blick in den Spiegel fest. Der kleine Riss am Hosenboden war nicht mehr zu sehen, ihre Beine waren aber bedeckt und sie wirkte nicht mehr wie eine Schulabgängerin im Lolita-Outfit. Eilig zog Alva ihre schwarzen Lieblingsschnürstiefel an, die nicht nur außerordentlich bequem waren, sondern ihr ein Gefühl von Sicherheit gaben, sobald sie damit losstapfte. Vielleicht lag es daran, dass sie wusste, wie schnell sie in ihnen laufen konnte, oder an den festen Sohlen, mit denen sie jemandem im Notfall vors Schienbein treten konnte.
    Seit ihr im letzten Winter zwei Jungs aus der Schule nach dem Unterricht aufgelauert hatten, um ihr das Einkaufsgeld abzunehmen, von dem sie dummerweise einer Freundin auf dem Pausenhof erzählt hatte, wusste sie das ganz genau. Die Jacke ihrer Schuluniform hatte zwar anschließend einen langen Riss gehabt, aber der eine Junge hatte ein blaues Auge geerntet und der andere hatte tagelang humpeln müssen. Sie hatte damals niemandem davon erzählt, weil die beiden danach immer einen großen Bogen um sie gemacht hatten. Außerdem war es ihr selbst ein bisschen unheimlich gewesen, dass sie auf einmal solche bemerkenswerten Kräfte entwickelt hatte.
    Doch das war lange her und Alva musste sich beeilen, wenn sie rechtzeitig im Club sein wollte. Glücklicherweise hing in der Küche ein Stadtplan, und ein Blick darauf zeigte, dass das alte Fabrikgelände, auf dem sich nicht nur das Amnesia befand, sondern es laut Tom auch Cafés, Galerien und sogar Wohnungen gab, nur eine knappe Viertelstunde von hier entfernt lag.
    Alva brauchte dann doch etwas länger, denn der Club befand sich in einem Teil der Anlage, der noch nicht renoviert war. Und als sie

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