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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Sitz auf.
    «Ich bin sicher, dass wir bestens zusammenarbeiten werden!» Er trat einen Schritt zurück und sah sie durchdringend an.
    Als hätte er ein geheimes Zeichen gegeben, öffnete sich die Bürotür. «Cathy zeigt dir, was du zu tun hast. Sie wird sich auch um alles Weitere kümmern.» Damit schien die Audienz beendet zu sein.
    Als Alva sich bei ihm bedanken wollte, saß er bereits wieder an seinem Schreibtisch und griff zum Telefon, und sie erkannte, dass sie entlassen war. Ein bisschen überrumpelt fühlte sie sich schon. Sie hatte nicht damit gerechnet, bereits heute Abend hier arbeiten zu müssen. Aber auf der anderen Seite ersparte ihr seine Entscheidungsfreudigkeit vermutlich viele unangenehme Gespräche mit Leuten, denen sie sonst hätte erklären müssen, warum ihr Zeugnis so schlecht war. Eigentlich war sie immer ganz gut in der Schule gewesen, bis vor etwa zwei Jahren die weißen Träume begonnen hatten. Und mit diesen nächtlichen Gaukeleien war das Gefühl gewachsen, dass sie irgendwie nicht in diese Welt gehörte. Sie fühlte sich häufig erschöpft, starrte aus dem Fenster, als lägen dort draußen in den Wolken Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen ihres Lebens, und der Unterricht floss an ihr vorbei, als ginge sie das alles nichts mehr an.
    Irgendwann hatte sie sich ihrer besten Freundin anvertraut und ihr von dem Gefühl der Fremdheit erzählt.
    Doch die hatte nur gelacht. «Manchmal sind meine Eltern so peinlich, dass ich mir schon fast wünsche, ich wäre adoptiert. Aber das scheint ja offenbar auch keine Lösung zu sein.» Damit spielte sie auf Alvas Familienverhältnisse an, aus der sie kein Geheimnis machte. Ihre Adoptiveltern mochten keine Blutsverwandten sein, ihre Eltern waren sie trotzdem.
    Obwohl diese Freundin nicht wirklich verstanden hatte, was Alva meinte, hatte sie trotzdem mehr als einmal aufmerksam zugehört und sich nie über ihre Gefühle lustig gemacht.
    Als ausgerechnet diese einzige Vertraute vor ein paar Monaten weggezogen war, hatte Alva manchmal geglaubt, dieses Leben nicht mehr ertragen zu können. Dabei ging es ihr gut. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, an Zuhause zu denken.
    Cathy war mit ihr eine Treppe hinaufgegangen, um ihr den Club zu zeigen. Ohne Musik und halbwegs gut beleuchtet wirkte er nicht so toll. Aber sie konnte sich schon vorstellen, dass es später am Abend und mit vielen Gästen richtig gut sein würde. Es gab unterschiedliche Ebenen, Sitzgruppen wechselten sich mit Freiflächen ab und auf den ersten Blick sah sie drei Bars, hinter denen bereits einige Leute Getränke auffüllten, Gläser spülten und sich offensichtlich auf den Ansturm ihrer Gäste vorbereiteten.
    «Warst du schon einmal bei uns zu Gast?»
    Alva schüttelte den Kopf. «Warum?»
    Cathy zeigte auf sie und dann auf ihr eigenes Seidenkleid, das grau schimmerte. «Ich dachte nur, weil du unsere Hausfarben trägst. Das Amnesia-Team erkennt man an den grauen Klamotten.»
    «Oh!», war Alvas einziger Kommentar, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Zum Glück hatte Cathy sich bereits umgedreht und lief quer über die Tanzfläche. Alva folgte ihr und gemeinsam gingen sie anschließend eine breite Treppe hinauf. Oben gab es einen abgetrennten Bereich, von dem aus man durch große Scheiben nach unten sehen konnte.
    «Das ist unser Bistro. Jeder bekommt Marken, mit denen man sich etwas zu essen kaufen kann, Getränke gibt es an der Bar. Aber nur Softdrinks. Solange du hier arbeitest, ist Alkohol für dich tabu.» Sie sah auf die Uhr. «Es ist schon spät. Wir müssen uns beeilen. Dort hinten geht es in den Twilight-Club.» Sie grinste. «Nicht, was du denkst, keine Filmstars! Da spielen oft kleine Bands. Manchmal wird er auch von Privatleuten gemietet, dann hältst du dich besser fern.» Als bereute sie es, den letzten Satz gesagt zu haben, wandte sie sich um und lief die Treppe wieder hinunter.
    Sich zu orientieren würde nicht einfach sein. Alva hätte die unauffällige Tür sicher nicht wiedergefunden, durch die sie hereingekommen waren.
    Cathy zeigte auf einen mächtigen Kronleuchter, der von der Decke hing. «Daran kannst du dich orientieren.» Und dann standen sie schon wieder in einem neonbeleuchteten weißen Gang.
    «Kann hier denn jeder rein? Vorausgesetzt er findet den Durchgang, meine ich.»
    «Natürlich nicht.» Cathy hob die rechte Hand und erst jetzt bemerkte Alva den Armschmuck, der sie an eine Fessel denken ließ. Cathy schien es jedoch nicht unangenehm

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