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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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einen Namen auf den Plakaten zu überkleben, als jetzt in jedem Dorf eine geeignete Vorgruppe zu finden. Alle Gigs würden wir ohnehin nicht mitmachen.» Er erzählte ihnen, dass sein Freund berichtet hatte, in einigen Städten würden sie mit bekannten Bands aus der jeweiligen Region auftreten. «Die Fairytales sind zwar wirklich gut, aber sie haben bisher eben nur diesen einen Hit, den jeder kennt. Das reicht nicht aus, um größere Clubs zu füllen.»
    Tom nickte. «Eine Mischkalkulation quasi. Gar nicht dumm!» Dann schlug er Stefan freundschaftlich auf den Rücken. «Na dann, mein Alter! Wollen wir mal hoffen, dass deine Songs den Laden heute rocken.» Er drehte sich zu Alva um. «Und du, meine Nachtigall, gibst dein Bestes, hörst du!»
    Alva fand seine plötzliche Fröhlichkeit ebenso schwer zu ertragen wie die schlechte Laune der letzten Tage. Wortlos nahm sie einen großen Schluck aus der mitgebrachten Wasserflasche und biss in einen Schokoriegel, den sie sich eingesteckt hatte. Von dem sogenannten Catering würde sie bestimmt nichts anrühren.
    «Das solltest du nicht essen. Schokolade ist schlecht für die Stimme.» Das war Tom in seiner Lieblingsrolle als großer Bruder.
    Genervt verdrehte sie die Augen und stand auf, um die Tür zu öffnen, weil sie hören wollte, was auf der Bühne los war.
    «Ich meine es doch nur gut!», rief Tom hinter ihr her.
    Soweit sie es beurteilen konnte, war die Band ausgezeichnet. Merkwürdig, dass sie die Songs derart häufig abbrachen. Sofort erklang jedes Mal Tallys Stimme, die sich alles andere als zufrieden anhörte. Das war kein Soundcheck, sondern eine nervige Übungsstunde.
    Alva ging in den Aufenthaltsraum zurück und nahm ihr Buch, um sich ein bisschen vom allmählich wachsenden Lampenfieber abzulenken.
    Nach einer Weile verstummte die Musik endgültig und plötzlich sprang die Tür auf. Tally stand im Rahmen, die Hände in die Hüften gestemmt. «Oh. Mein. Gott! Schon wieder so ein Loch.» Sie drehte sich um und sagte über die Schulter gewandt: «Wann wirst du es endlich einsehen, dass ich so nicht arbeiten kann?»
    Alva erkannte den Tourmanager der Fairytales draußen im Gang. Er verdrehte nur die Augen und ging wieder. Sie warf ihm einen verständnisvollen Blick hinterher.
    «Und du bist also die Neue!» Tally sah sie durchdringend an.
    Alva wäre am liebsten in einem Mauseloch verschwunden. Doch dann regte sich in ihr der Widerspruchsgeist. Sie mochte zwar die Jüngste in der Runde sein, und natürlich hatte sie keinerlei Erfahrung im Musikgeschäft, aber musste sie sich deshalb gefallen lassen, dass diese Person sie musterte, als sähe sie eklige Käfer über Alvas Schulter krabbeln? Ganz bestimmt nicht! Nonchalant schlug sie ein Bein über, erwiderte den feindseligen Blick offen und gab sich den Anschein von unbeeindruckter Langeweile. Ein Actionheld hätte an dieser Stelle vermutlich das Messer gezückt, um sich damit die Fingernägel zu reinigen. Dieser Gedanke sandte ein Lächeln in ihre Mundwinkel. Eine gelungene Inszenierung, weit weg von der Realität. Tally war eine schöne Frau, die es aber augenscheinlich nicht gewohnt war, kritisch gemustert zu werden. Die Atmosphäre kühlte sich spürbar ab, bis Tom eingriff.
    Er sprang auf, legte der Sängerin einen Arm um die Schulter und schenkte ihr diesen sinnlichen Blick unter halb geschlossenen Lidern, der selten seine Wirkung verfehlte. «Darf ich vorstellen? Alva, meine kleine Schwester, und Tally, die Göttliche .» Er küsste die Wange, die sie ihm anbot und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Tallys Miene wurde weicher, vertraulich legte sie ihren Arm um Toms Taille und ließ sich hinausführen.
    «Na, das kann ja heiter werden. Jetzt fehlt nur noch Mandy die Dämliche .» Alva klappte ihr Buch zu.
    Chris legte eine Hand auf ihren Arm. «Lass dich von der nicht verunsichern. Sie weiß es noch nicht, aber deine Stimme ist tausendmal besser als ihre.»
    Genau das war es, was Alva befürchtete. Die Sängerin der Fairytales verstand zweifellos ihr Handwerk, so viel hatte sie gehört. Ihrer Stimme fehlte es jedoch an Seele. Wenn sie sang, ging es nur um sie selbst, aber niemals um die Geschichte, die jedes Lied erzählen sollte.
    «Ich gehe an die frische Luft. Wann sollen wir auftreten?» Sie stand auf.
    Stefan sah auf die Uhr. «Um sieben ist Einlass. Ich schätze, es wird gegen acht, halb neun losgehen.»
    «In Ordnung, bis sieben bin ich längst wieder da.»
    «Mir wäre wohler, wenn du in der Nähe bleiben

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