Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
vorstellte. Julen hielt sich im Hintergrund, während Stefan sich für den nächsten Tag zu einem Treffen verabredete, um die Details der gemeinsamen Zusammenarbeit zu besprechen.
    Als er sah, dass die anderen keinerlei weitere Unterstützung brauchten, die Instrumente abzubauen, zog sich Julen unauffällig zurück, um nach Alva zu sehen. Er fand sie schließlich auf einer niedrigen Mauer liegend. Die Hände unter dem Nacken verschränkt, die Fußknöchel gekreuzt blickte sie in den Nachthimmel hinauf.
    Julen gab seinen Schritten mehr Nachdruck, um sie nicht zu erschrecken. Dennoch hätte er den Arm ausstrecken und sie berühren können, bevor sie zu erkennen gab, dass sie sein Näherkommen gehört hatte.
    «Das war unheimlich!» Noch immer verharrte sie in derselben Position.
    Lautlos setzte er sich ebenfalls auf die Mauer. Es fiel ihm nicht leicht, dem Impuls zu widerstehen, ihr eine besonders vorwitzige Strähne aus dem Gesicht zu streichen. Tatsächlich ertappte er sich bei der Überlegung, wie sie wohl reagieren würde, wenn er sie jetzt küsste. Es wäre ein günstiger Zeitpunkt gewesen.
    Als er schließlich erkannte, dass sie ihre Äußerung nicht weiter erklären würde, fragt er: «Was meinst du mit unheimlich ?», obwohl er ahnte, was kommen würde.
    Alva schlug die Augen auf und sah ihn kurz an, als wollte sie sich vergewissern, dass es wirklich Julen war, der hinter ihr saß. Was immer sie zu sagen hatte, ließ sich aber offenbar mit geschlossenen Augen besser formulieren.
    Ähnlich war es ihm früher auch gegangen. Die Erinnerung glomm wie ein warmes Licht in ihm auf. «Also?», fragte er leise.
    Als hätte sie ihn gar nicht gehört, erzählte sie im selben Augenblick mit verträumter Stimme: «Erst war ich furchtbar aufgeregt. Die Musik konnte ich kaum hören und mich selbst schon gar nicht. Ich kam mir wie ein Alien vor, als sei ich irgendwie am falschen Platz. Und dann ...», sie verstummte, als hätte sie es sich anders überlegt, sprach dann aber doch weiter: «Auf einmal war ich komplett bei mir. Verstehst du? Ich konnte sie spüren. Jeder im Raum schenkte mir seine ganze Aufmerksamkeit.»
    Jetzt redete sie schnell, als wollte sie den unangenehmsten Teil so rasch wie möglich hinter sich bringen. «Es klingt vielleicht krank, aber ich hatte das Gefühl, als würde jeder Einzelne im Publikum alles dafür geben, mich glücklich zu sehen. Ich hatte Macht über sie. Und es hat mir gefallen!» Mit einem Ruck setzte sie sich auf. «Ich mache das nie wieder. Ich werde nie wieder singen!»
    Julens feinem Gehör war unterdessen nicht entgangen, dass sich ihre Freunde, müde und bereit zur Heimreise, vor dem Bus versammelt hatten. «Es war sicher nur die Aufregung.» Er schob sich eine lästige Strähne aus dem Gesicht. «Wenn du willst, können wir später in Ruhe darüber sprechen. Aber die anderen solltest du vorerst nicht damit erschrecken. Sie freuen sich so sehr. Denk erst einmal in Ruhe darüber nach.»
    Alva setzte sich auf.
    «Möchtest du, dass ich dich begleite?» Von den Midnight Fairytales war niemand zu sehen. Erleichtert, dass ihm Tally in diesem wichtigen Moment nicht in die Quere kam, legte er einen Arm um ihre Schulter.
    «Danke.» Sie sah zu ihm auf, und er las in ihrem Gesicht ein Vertrauen, das ihn tief berührte. Doch als sie den Bus erreichten, befreite sie sich aus seiner Umarmung, als wäre es ihr peinlich. Ihre Worte klangen allerdings fest und gestatteten keinen Widerspruch. «Julen fährt mit uns mit.»
    Vielleicht hatte er sein Lächeln ein ganz klein wenig mit Magie gewürzt, vielleicht waren die jungen Leute aber auch einfach zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um ihre Entscheidung in Frage zu stellen. Jedenfalls widersprach niemand. Nur Chris warf ihm kurz einen prüfenden Blick aus schmalen Augen zu. Dann nickte sie und stieg ohne ein Wort zu sagen in den Bus.
    Als hätten sie sich abgesprochen, blieb sie mit Stefan und Tom dieses Mal in der unteren Etage. Alastair kletterte hinter das Lenkrad, ließ den Motor an und gleich darauf schlossen sich zischend die Türen. Musik ertönte und Stefan öffnete eine Weinflasche, die er weiterreichte, nachdem er sich selbst einen gehörigen Schluck gegönnt hatte. Keiner schien zu erwarten, dass Alva und Julen sich hinzugesellen würden. Doch für den Augenblick hielt er es für besser, sie nicht von ihren Freunden zu trennen. Die Band hatte einen grandiosen Auftritt hingelegt und sie hatten ein Recht darauf ihren Erfolg zu

Weitere Kostenlose Bücher