Das Feenorakel
berührten.
Alva entspannte sich und unter seiner erfahrenen Anleitung kehrte die Lust schnell zu ihr zurück. Ihre Hände in seinem seidigen Haar vergraben stöhnte sie auf und hob ihre Hüften, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen. «Bitte!» Ohne zu wissen, was es war, das sie von ihm wollte, öffnete sie sich so vollständig, dass er in diesem Augenblick bis tief auf den Grund ihrer Seele sehen konnte. Und was auch immer er dort erblickt haben mochte, es ließ Julen erbeben.
Der Orgasmus baute sich nicht langsam auf, er explodierte in einem gewaltigen Ausbruch nie zuvor gekannter Empfindungen. Welle um Welle schlug über ihr zusammen, Alva schrie und krallte sich an Julen fest in dem verzweifelten Versuch, vor lauter Glück nicht das Bewusstsein zu verlieren. Gerade als sie dachte, es würde nie enden, bäumte Julen sich über ihr auf. «Alva!»
Ihre Muskeln zogen sich kräftiger zusammen, als wollten sie das, was sein Körper bereitwillig gab, bis zum letzten Tropfen auskosten.
Lange Zeit später lag sie in seinen Armen. «Wird es immer so sein?»
Genau wissend, was sie meinte, sah Julen sie in komischer Verzweiflung an. «Es tut mir leid. Nachdem du in der Traumreise zu mir gekommen bist, du warst wild ...»
«Welche Traumreise?» Doch bevor er ihr antworten konnte, erinnerte sie sich. «Oh Gott, sag nicht, dass du an die gleiche Begegnung denkst!»
Ein freches Lächeln stahl sich in seine Mundwinkel. «Nun ja, du bist zu mir gekommen ...»
Entsetzt schlug sie die Hände vors Gesicht. «... und ich habe mich wie eine Schlampe aufgeführt!»
«Sag das niemals!» Behutsam nahm er ihre Hände und zog sie auseinander, so dass ihr keine Wahl blieb, als ihn anzusehen. «Du hättest es mir sagen müssen.»
Sie starrte auf seinen Mund. «Es hätte nichts geändert. Ich wollte, dass du der Erste bist.»
«Du bist einzigartig.» Stolz klang in seiner Stimme mit und ein neuer Ton, der bei jedem Wort zu versprechen schien: Wir gehören zusammen!
Sein Kuss bekräftigte dieses Versprechen, und als sie sich erneut liebten, hatte Alva längst ihr Herz an ihn verloren.
Der Duft von Kaffee und frischen Croissants stieg ihr in die Nase. «Ich bin im Himmel!»
«Guten Morgen, Engel. Ich muss dich leider enttäuschen, das ist immer noch die gute alte Erde. Und ehrlich gesagt, ist das für uns auch die gesündere Umgebung.»
«Wie ich solche romantischen Worte am Morgen liebe», sagte Alva und setzte sich auf. Als sie das Frühstückstablett sah, das er neben ihr Bett gestellt hatte, tat ihr die ironische Bemerkung fast leid. Natürlich hatte irgendjemand in der Hotelküche das Frühstück zusammengestellt, aber derjenige konnte kaum wissen, dass sie vollkommen verrückt nach dieser ganz speziellen Orangenmarmelade war, die sie bisher nur in dem kleinen Feinkostgeschäft entdeckt hatte, das sich zwei Straßen von ihrer Wohnung entfernt befand. Und wahrscheinlich wäre ein Koch in Amsterdam auch nicht auf die Idee gekommen, ihr eine einzelne dunkelrote Akelei aufs Tablett zu stellen, die im August normalerweise längst verblüht waren.
Dafür hätte sie Julen am liebsten sofort geküsst. Leider stand eine große Tasse Milchkaffee zwischen ihnen. Nur eine? , wunderte sie sich. «Hast du keinen Hunger?»
Seine Hand schlich sich unter die Bettdecke und berührte federleicht ihren Schenkel. «Großen Hunger sogar. Aber ich dachte, du würdest dich gerne vorher stärken wollen.»
«Angeber!»
Seine Hand unter der Decke kroch höher. Ihr Körper reagierte sofort, doch tapfer widerstand sie der Versuchung. «Diesen Hunger meine ich nicht.»
Mit einem gespielten Seufzer zog er seine Hand zurück. «Ja, ich weiß. Ich bin dir eine Erklärung schuldig.»
«Allerdings.» Alva ließ sich Zeit. Sie tauchte das Croissant in den Kaffee und biss gerade noch rechtzeitig in die triefende Masse, bevor sie herabfallen konnte. An ein kontinentales Frühstück könnte sie sich gewöhnen. Seltsamerweise schmeckte es ihr aber überall auf der Welt besser als zuhause. Dort trank sie lieber ihren gewohnten Tee zum Toast mit gesalzener Butter und neuerdings eben dieser Orangenmarmelade.
«Fangen wir damit an.» Sie hob das Glas hoch und hielt es ihm unter die Nase. «Woher kommt das?»
«Aus einem kleinen Feinkostgeschäft, das sich zwei Straßen von deiner Wohnung entfernt befindet?»
«Das ist nicht witzig. Und außerdem ... hat dir schon mal jemand gesagt, dass es unhöflich ist, die Gedanken anderer zu lesen? Das tust du doch,
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