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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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hastig die Knöpfe schloss, durchquerte sie auf leisen Sohlen den Raum.
    «Es ist mir vollkommen gleichgültig, was du bist. Viel wichtiger ist es mir, zu erfahren, wer der Mann ist, in den ich mich verliebt habe.» Weil er sich immer noch nicht umdrehte, ging sie schließlich um ihn herum, nahm seine Hand und führte ihn zurück zum Bett. «Du setzt dich jetzt da hin und sagst mir, ob deine Gefühle mir gegenüber aufrichtig sind.»
    Mit einem Ausdruck komischer Verzweiflung gehorchte er ihrem Befehl. In einer anderen Situation hätte sie sicher lachen müssen, aber jetzt setzte sie sich einfach nur zu ihm und griff nach seinen Händen. «Julen, ich bin ja nicht blöd. Ich weiß schon, dass es nicht einfach gewesen sein muss, nicht einfach ist, wenn man es mit einer Ignorantin wie mir zu tun hat. Meine Güte, hättest du mir bei unserer ersten Begegnung gesagt, dass ich von irgendwelchen Fabelwesen abstamme ... ich hätte dich für vollkommen übergeschnappt gehalten. Mir ist klar, dass du anfangs die Wahrheit, nun sagen wir mal, ein bisschen zurechtbiegen musstest. Aber ich finde, dass der Zeitpunkt gekommen ist, ehrlich zu sein. Warum bist du wirklich hier?» Das war eine lange Rede gewesen und Alva fragte sich plötzlich, ob sie seine Antwort überhaupt hören wollte.
    Julen räusperte sich. Und dieses überaus menschliche Verhalten machte ihn ihr noch liebenswerter. «In der magischen Welt gibt es viele unterschiedliche Völker und nicht alle haben wir die gleichen Vorstellungen, nur in einem sind wir uns praktisch einig: Niemand kann ein Interesse daran haben, dass die Menschen von unserer Existenz erfahren. Deshalb gibt es den Magischen Rat.»
    «Eine Art UNO meinst du?»
    «Das könnte man so sagen.»
    «Okay, und du gehörst zu den Blauhelmen.»
    Diese Vorstellung schien ihn zu amüsieren. «Das trifft es nicht ganz. Aber es stimmt schon, dass wir Vengadore immer dann eingesetzt werden, wenn jemand die Regeln des Rats bricht. In deinem Fall ist es jedoch anders. Zu dir zu kommen war kein offizieller Auftrag. Mein Chef unterhält gute Beziehungen zur Feenwelt, was nebenbei gesagt für einen Dunkelelf eher unüblich ist. Und irgendjemand hat ihn offenbar gebeten, ein Auge auf dich zu haben.»
    «Dann stimmt es also, was du mir zu Anfang erzählt hast. Du sollst auf mich aufpassen.»
    «So lautete mein Auftrag, aber seitdem ich dich kenne ...»
    «Ja?», fragte sie, als er nicht weitersprach.
    Er griff nach ihren Händen. «Mach es mir doch nicht so schwer! Du weißt, was ich für dich empfinde.»
    «Tatsächlich? Und was ist mit Florentine?»
    Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. «Bist du etwa eifersüchtig?»
    «Nein, ich ...» Am liebsten hätte sie ihn geküsst und gleichzeitig gewürgt. «Also?», sagte sie so kühl wie möglich.
    «Sie ist meine Mutter.»
    Mit allen möglichen Erklärungen hatte sie gerechnet, aber nicht damit. «Dann sind wir ...»
    «... womöglich verwandt», ergänzte er ihren Satz. «Glaub mir, für mich war das eine ebenso große Überraschung wie für dich. Aber erstens wissen wir ja gar nicht genau, wer deine Mutter ist, und zweitens ... so eng sind wir auch wieder nicht miteinander verwandt und ich bezweifle ehrlich gesagt, dass es sich um eine echte Blutsverwandtschaft handelt. Die Quellen über Sirenen und ihre Abstammung sind ein bisschen vage und Florentine spricht nie über ihre Vergangenheit.»
    «Das wäre also geklärt. Bleibt nur die Frage, warum du mich beschützen sollst. Ich meine, sind Feen denn dermaßen hilflos, dass sie allein nicht zurechtkommen?»
    Julen hustete, bevor er ihre Frage mit einem verlegenen Gesichtsausdruck beantwortete. «Als hilflos würde ich sie nicht gerade bezeichnen. Doch sie leben in einer Feudalherrschaft und am Hof ihrer Königin gibt es viele Intrigen. Deine Mutter könnte darin verstrickt sein und jemanden beauftragt haben, dich zu beschützen. Für den Fall, dass ihr etwas zustößt. Sie muss es auch gewesen sein, die dir eine Fairygodmother geschickt hat, damit sie dich in die Geheimnisse ihrer Welt einweist. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Dummerweise gibt es außer ihr niemanden, den man fragen könnte. Und wenn sie es wollte, hätte sie sich dir längst zu erkennen gegeben.»
    Alva ahnte, dass sie eine Weile brauchen würde, um diese Informationen zu verarbeiten. Irgendetwas schien auch in ihrem Liebesleben nicht ganz in Ordnung zu sein, erst hatte sie sich in einen Bruder verliebt, der gar keiner war, und nun in

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