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Das fehlende Glied in der Kette

Das fehlende Glied in der Kette

Titel: Das fehlende Glied in der Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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«vielleicht irre ich mich ja, und bitte denk daran, dass das alles streng vertraulich ist.»
    «Oh, natürlich – das ist doch selbstverständlich.» Während wir uns unterhielten, waren wir weitergegangen und jetzt kamen wir durch ein kleines Tor in den Garten. In der Nähe waren Stimmen zu hören, denn unter dem Ahorn war wie damals am Tag meiner Ankunft der Teetisch gedeckt.
    Cynthia war vom Krankenhaus zurück und ich rückte meinen Stuhl neben ihren und erzählte ihr, dass Poirot sie gern in der Apotheke besuchen würde.
    «Aber natürlich! Ich würde sie ihm gern zeigen. Er sollte mal in den nächsten Tagen zum Tee kommen. Ich muss mich mit ihm verabreden. Er ist so ein netter kleiner Mann! Neulich sagte er, ich sollte die Brosche aus meinem Schlips abmachen und wieder neu anstecken, weil sie seiner Meinung nach schief saß.» Ich lachte.
    «Das ist bei ihm eine regelrechte Besessenheit.»
    «Ja, nicht wahr?»
    Wir schwiegen ein Weilchen, und dann warf Cynthia einen Blick in Mary Cavendishs Richtung und sagte leise: «Mr. Hastings.»
    «Ja?»
    «Ich würde gern nach dem Tee mit Ihnen reden.»
    Ihr Blick zu Mary hinüber ließ mich stutzen. Ich hatte den Eindruck, dass zwischen den beiden Frauen wenig Sympathie herrschte. Zum ersten Mal machte ich mir über die Zukunft des Mädchens Gedanken. Mrs. Inglethorp hatte ihr nichts hinterlassen. John und Mary würden wahrscheinlich darauf bestehen, dass sie in Styles wohnen blieb – zumindest bis Kriegsende, nahm ich an. Ich wusste, dass John sie gut leiden mochte und sie nicht gern gehen lassen würde.
    John war ins Haus gegangen und kam jetzt wieder. Sein gutmütiges Gesicht sah ungewohnt verärgert aus.
    «Der Teufel soll diese Detektive holen! Ich habe keine Ahnung, was sie eigentlich suchen. Sie waren in jedem einzelnen Zimmer und haben alles um und um gewühlt! Es ist wirklich unerträglich! Wahrscheinlich nutzten sie die Gelegenheit, weil wir alle nicht zu Hause waren. Ich werde diesem Inspector Japp aber bei der nächsten Gelegenheit mal meine Meinung sagen!»
    «Nichts weiter als neugierige Halunken», grummelte Miss Howard.
    Lawrence fand, die Polizisten müssten so tun, als wären sie beschäftigt.
    Mary Cavendish schwieg.
    Nach dem Tee forderte ich Cynthia zu einem Spaziergang auf und wir schlenderten in Richtung Wald davon.
    «Na?», fragte ich, als wir durch das Laub vor neugierigen Augen geschützt waren.
    Seufzend ließ Cynthia sich auf die Erde fallen und warf ihren Hut zur Seite. Vereinzelte Sonnenstrahlen drangen durch das Blätterdach und verwandelten das Kastanienbraun ihres Haars in Kupfergold.
    «Mr. Hastings, Sie sind immer so freundlich und Sie wissen so viel.»
    Mir fiel auf, dass Cynthia wirklich ein reizendes Geschöpf war! Viel bezaubernder als Mary, die nie so charmante Dinge äußerte.
    «Ja?», fragte ich gütig, als sie zögerte.
    «Ich möchte Sie um Ihren Rat bitten. Was soll ich tun?»
    «Tun?»
    «Ja. Sehen Sie, Tante Emily sagte mir immer, dass sie für mich sorgen würde. Wahrscheinlich vergaß sie es oder sie hielt es für unwahrscheinlich, dass sie sterben könnte – jedenfalls hat sie mir keinen Pfennig hinterlassen! Und ich weiß nicht, was ich tun soll. Meinen Sie, ich sollte sofort von hier weggehen?»
    «Du meine Güte, nein! Niemand hier will, dass Sie ausziehen, da bin ich mir ganz sicher.»
    Cynthia zögerte kurz und rupfte mit ihren winzigen Händen Grashalme aus. Dann sagte sie: «Mrs. Cavendish schon. Sie hasst mich.»
    «Hasst Sie?», rief ich erstaunt.
    Cynthia nickte. «Ja, ich weiß nicht, warum, aber sie kann mich nicht ausstehen und er auch nicht.»
    «Da irren Sie sich aber», sagte ich überzeugt. «Ganz im Gegenteil, John mag Sie sehr gern.»
    «Oh, ja, John. Ich meinte Lawrence. Es ist mir natürlich völlig gleichgültig, ob Lawrence mich hasst oder nicht. Aber es ist doch ziemlich grauenhaft, wenn man von niemandem geliebt wird, finden Sie nicht?»
    «Aber man hat Sie doch lieb, Cynthia», sagte ich ernst. «Sie irren sich bestimmt. Sehen Sie mal, da wäre John – und Miss Howard…»
    Cynthia nickte traurig. «Ja, John mag mich, glaube ich, und natürlich würde Evie trotz ihrer poltrigen Art keiner Fliege etwas zu Leide tun. Aber Lawrence redet mit mir nur, wenn er es nicht vermeiden kann, und Mary schafft es kaum, den Anstand zu wahren und höflich zu bleiben. Sie möchte, dass Evie hier wohnen bleibt und bittet sie zu bleiben, aber mich will sie nicht und – und – ich weiß einfach nicht, was

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