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Das Fenster zum Hof

Das Fenster zum Hof

Titel: Das Fenster zum Hof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornell Woolrich
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Vielleicht hatte er auf jemanden gewartet, der ihn
begleiten sollte, und Paine hatte diesen Plan dadurch vereitelt, daß er so früh
aufgetaucht war.
    Paine erkannte, daß er hier in seiner
Wohnung in der Falle saß. Er hätte nach oben aufs Dach laufen sollen, und dann
weg. Aber der natürliche Instinkt des Gejagten, ob Mensch oder Tier, ist es,
ein Schlupfloch zu finden, aus dem freien, offenen Gelände wegzukommen. Jetzt
war es zu spät: Er stand bereits direkt vor der Wohnungstür. Paine versuchte,
seinen schnellen, unregelmäßigen Atem unter Kontrolle zu bringen, der in seinen
Ohren klang, als ob Sand durch ein Sieb geschüttet würde.
    Er klingelte nicht, und er klopfte auch
nicht; halb verstohlen, halb bedrohlich probierte er die Türklinke, versuchte
sie zu öffnen. Wieder begann Panik in Paine aufzuwirbeln. Er konnte ihn nicht
hereinlassen; er konnte ihn aber auch nicht wieder gehen lassen. Er würde nur
Verstärkung holen und wiederkommen.
    Paine hielt den Revolver rechts an die
Tür, genau zwischen den beiden Angeln, wo gleich, wenn er aufmachte, ein Spalt
entstehen würde. Mit der linken Hand entriegelte er die Tür.
    Wenn er sterben wollte, brauchte er jetzt
nur die Tür zu öffnen.
    Der Mann werkelte noch immer an der
Klinke. Jetzt schwang die Tür nach innen auf, und der Spalt vergrößerte sich.
Paine hielt den Revolver nach oben, genau in Kopfhöhe.
    Das Krachen war ohrenbetäubend. Er fiel
nach innen, in die Wohnung, nur die Füße waren noch draußen.
    Paine kam hinter der Tür hervor, zog
ihn ganz herein und machte sie zu. Er bückte sich und tastete den Toten ab. Er
fand einen Revolver, einen, der schwerer, professioneller wirkte als der, den
er hatte. Er nahm ihn an sich. Er fand eine Brieftasche, prallgefüllt mit Geld.
Auch die nahm er an sich. Er fischte nach der Dienstmarke.
    In der Westentasche, in die er den Mann
drunten hatte greifen sehen, fand er sie nicht. Da steckten nur ein paar
billige Visitenkarten. Star Finance Company, Darlehen. Unbegrenzt, ohne
Sicherheiten.
    Also war er doch nicht so einer
gewesen; offensichtlich war er lediglich ein Kredithai, den Paines
Schwierigkeiten angezogen hatten wie eine blutende Wunde.
    Jetzt waren es drei, in weniger als vierundzwanzig
Stunden.
    Instinktiv spürte er, daß er jetzt auf
jeden Fall und endgültig verdammt war. Von der Bestürzung, die ihn bei den
ersten beiden Malen erfaßt hatte, spürte er diesmal nichts. Er erkaufte sich
mit Kugeln Zeit, das war alles. Und die Zinsen stiegen, der Aufschub, den er
jeweils erhielt, wurde immer kürzer. Er hatte nicht einmal mehr Zeit, Reue zu
empfinden.
    Draußen gingen ein paar Türen auf,
Stimmen schwirrten hin und her. »Was war das — ein Schuß ?«
    »Klang, als wäre es aus 3 B gekommen .«
    Er mußte jetzt hier weg, auf der
Stelle, sonst würde er wieder in der Falle sitzen. Und diesmal endgültig. Er
schob die Leiche etwas beiseite, so daß man sie von draußen nicht sehen konnte,
knöpfte seine Jacke auf und holte tief Luft. Dann öffnete er die Wohnungstür,
ging hinaus und zog sie hinter sich wieder zu. Alle anderen Türen waren weit
geöffnet, und in jeder von ihnen stand jemand und sah nach draußen. Sie
blockierten den Gang noch nicht. Die meisten waren sowieso nur Frauen. Einige
wichen ängstlich zurück, als sie ihn kommen sahen.
    »Nichts passiert«, meinte er. »Ich hab
nur eine große Tonvase fallengelassen .«
    Er wußte, daß sie ihm nicht glaubten.
    Er ging zur Treppe. Auf der dritten
Stufe schaute er übers Geländer hinab und sah den Polizisten heraufkommen. Also
hatte schon jemand bei der Polizei angerufen oder sie sonstwie benachrichtigt.
Er drehte sich auf dem Absatz um und rannte los, an seiner Wohnung vorbei,
weiter nach oben.
    Der Polizist rief ihm zu: »Halt!
Stehenbleiben!« Er kam jetzt schnell näher. Aber Paine war genauso schnell.
    Wieder ertönte die Stimme des
Polizisten: » Gehen Sie alle in Ihre Wohnungen! Ich schieße !«
    Eine Tür nach der anderen fiel krachend
ins Schloß, wie Knallkörper. Paine trat schnell ans Geländer und schoß als
erster.
    Der Polizist zuckte zusammen, hielt
sich jedoch am Geländer fest und blieb stehen. Er starb nicht so schnell wie
die anderen. Er feuerte vier Schüsse ab, ehe ihm der Revolver aus der Hand
fiel. Dreimal verfehlte er sein Ziel, beim vierten Mal traf er Paine.
    Die Kugel bohrte sich auf der rechten
Seite in seine Brust und warf ihn nach hinten gegen die Wand. Erst brannte es
fürchterlich, doch dann war der Schmerz

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